Analogkäse & andere Imitate - Fälschung oder Handwerkskunst?

Analogkäse & andere Imitate - Fälschung oder Handwerkskunst?
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Analogkäse ist ein Lebensmittel, das viele Verbraucher vielleicht schon einmal probiert haben – ohne es wirklich zu wissen. Denn es handelt sich dabei um eine künstliche Käseform, die, im Gegensatz zu herkömmlichem Käse, besondere Eigenschaften aufweist. 

Was drin ist (oder auch nicht)

Genau genommen ist Kunstkäse eine Mogelpackung, denn es handelt sich dabei um eine Käseimitation. Auf die Verwendung von Milchfett und Milcheiweiß wird beim Kunstkäse weitgehend oder sogar völlig verzichtet. Stattdessen kommen Ersatzfette pflanzlicher oder tierischer Herkunft zum Einsatz. Das Milchfett wird häufig durch verschiedene Pflanzenöle ersetzt und an die Stelle des Milcheiweißes tritt Bakterien- oder Sojaeiweiß. Dazu kommen weitere künstliche Zutaten wie Farb-, Konservierungs- und Aromastoffe, diverse Lebensmittelzusätze und Emulgatoren. Das Ergebnis ist ein Käseersatz, der in Konsistenz und Aussehen zwar dem herkömmlichen Käse gleicht, mit ihm aber nicht viel mehr als den Namen gemeinsam hat. 

Zwischen Vormarsch und Akzeptanz

Für die Verbraucher und vor allem für die Industrie bietet der imitierte Käse ungeahnte Möglichkeiten. Deswegen ist Analogkäse viel weiter verbreitet, als es der Öffentlichkeit bewusst ist. Der Hauptgrund dafür ist vor allem die industrielle Nutzung des Kunstkäses. Allein in Deutschland werden pro Jahr etwa 110.000 Tonnen davon hergestellt, von denen rund 75 % exportiert werden. Der Rest findet sich in der Lebensmittelverarbeitung wieder. Insbesondere Großbäckereien, Kantinen und Restaurants greifen gerne auf Käseimitate zurück. Auch Fertigprodukte wie die Tiefkühlpizza und die Lasagne für die enthalten gar nicht so selten Analogkäse. Sofern die Verwendung von Kunstkäse entsprechend deklariert ist, handelt es sich nach EU-Recht um eine „legale Schummelei“. 
In anderen Ländern – insbesondere in den USA – gilt der Kunstkäse sogar als vollwertiges Lebensmittel und wird bei nahezu allen Discountern und Supermärkten angeboten.

Weitere erlaubte „Mogeleien“

Die Liste der Lebensmittel, bei denen die Originalzutaten mit einfachen, billigen oder künstlichen Stoffen ersetzt werden, ist schier unendlich. In Schokoladenkeksen findet sich Kakaopulver statt Schokolade, statt Garnelen wird gepresstes Fischeiweiß angeboten, Vanilleeis wird mit Kokosfett aufgepeppt und auf der Pizza liegt Gel-Schinken mit Stärke und Soja. 
All das ist aber kein Grund zum Verzweifeln. Die Politik hat hier schnell reagiert und die gültige Lebensmittel-Kennzeichnungsverordnung (LMKV) vom Dezember 1981 mehrmals aktualisiert, zuletzt im Februar 2014.

Pro und Kontrast künstliche Lebensmittel 

Vollständig oder in Teilen künstlich hergestellte Lebensmittel polarisieren die Verbraucher. Was für das gegnerische Lager schon beinahe an Betrug grenzt, ist für die Befürworter ein Grund zum Jubeln. Fakt ist zumindest, dass beide Seiten gewichtige Argumente für ihre Ansichten aufbieten können.

Zustimmung finden künstliche Lebensmittel vor allem bei veganen Verbrauchern. Gesundheitlich sind sie nicht nur vollkommen unbedenklich, sie erweitern sogar den Speiseplan von Veganern. Wegen der relativ großen Verbreitung von Imitaten (Fleisch, Milchprodukte, Fisch etc.) sind Veganer dankbar für derartige Alternativen und verknüpfen ihre Ernährungsweise noch stärker mit dem Tier- und Umweltschutz. Eine ähnlich hohe Akzeptanz findet sich bei allergischen Menschen. Vor allem der Analogkäse ist eine willkommene Alternative bei Laktoseintoleranz. 

Gegner von Lebensmittelimitaten fühlen sich dagegen häufig hinters Licht geführt. Sie bemängeln insbesondere bei Fertigprodukten eine mangelnde Kennzeichnung und die unzureichende Aufklärung des Kunden. Außerdem misstrauen sie den Herstellern und vermuten bei Imitaten auch unerlaubte oder gar verbotene Schummeleien. Auch gelegentliche Lebensmittelskandale (Geflügelpest, Pferdefleisch etc.) und die geringen Herstellungskosten (Verarbeitung von Resten, kürzere Produktionszeit) werden von den Gegnern häufig mit in den gleichen Kunsttopf geworfen.

Und die Gesundheit?

Fleisch-, Geflügel- oder Milchprodukte, deren Zutaten ganz oder teilweise aus künstlichen Ersatzstoffen bestehen, sind gesundheitlich unbedenklich. Die geschmacklichen Unterschiede zwischen Original und erlaubter Fälschung sind natürlich eine subjektive Wahrnehmung. Es soll sogar Verbraucher geben, die ein Kunstprodukt dem ursprünglichen Lebensmittel vorziehen. Durch die teilweise verwendeten Fette und Öle können sich aber die Nährwerte solcher Lebensmittel (Kalorien, Fettgehalt usw.) verändern. Bei einer speziellen Ernährung (fettarm, Diät o. Ä.) braucht es daher eventuell mehr als nur einen Blick auf die klein gedruckten Inhaltsstoffe.

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