Analogkäse & andere Imitate - Fälschung oder Handwerkskunst?

Analogkäse & andere Imitate - Fälschung oder Handwerkskunst?
Lesezeit ca. 2 Minuten

Analogkäse ist ein Lebensmittel, das viele Verbraucher vielleicht schon einmal probiert haben – ohne es wirklich zu wissen. Denn es handelt sich dabei um eine künstliche Käseform, die, im Gegensatz zu herkömmlichem Käse, besondere Eigenschaften aufweist. 

Was drin ist (oder auch nicht)

Genau genommen ist Kunstkäse eine Mogelpackung, denn es handelt sich dabei um eine Käseimitation. Auf die Verwendung von Milchfett und Milcheiweiß wird beim Kunstkäse weitgehend oder sogar völlig verzichtet. Stattdessen kommen Ersatzfette pflanzlicher oder tierischer Herkunft zum Einsatz. Das Milchfett wird häufig durch verschiedene Pflanzenöle ersetzt und an die Stelle des Milcheiweißes tritt Bakterien- oder Sojaeiweiß. Dazu kommen weitere künstliche Zutaten wie Farb-, Konservierungs- und Aromastoffe, diverse Lebensmittelzusätze und Emulgatoren. Das Ergebnis ist ein Käseersatz, der in Konsistenz und Aussehen zwar dem herkömmlichen Käse gleicht, mit ihm aber nicht viel mehr als den Namen gemeinsam hat. 

Zwischen Vormarsch und Akzeptanz

Für die Verbraucher und vor allem für die Industrie bietet der imitierte Käse ungeahnte Möglichkeiten. Deswegen ist Analogkäse viel weiter verbreitet, als es der Öffentlichkeit bewusst ist. Der Hauptgrund dafür ist vor allem die industrielle Nutzung des Kunstkäses. Allein in Deutschland werden pro Jahr etwa 110.000 Tonnen davon hergestellt, von denen rund 75 % exportiert werden. Der Rest findet sich in der Lebensmittelverarbeitung wieder. Insbesondere Großbäckereien, Kantinen und Restaurants greifen gerne auf Käseimitate zurück. Auch Fertigprodukte wie die Tiefkühlpizza und die Lasagne für die enthalten gar nicht so selten Analogkäse. Sofern die Verwendung von Kunstkäse entsprechend deklariert ist, handelt es sich nach EU-Recht um eine „legale Schummelei“. 
In anderen Ländern – insbesondere in den USA – gilt der Kunstkäse sogar als vollwertiges Lebensmittel und wird bei nahezu allen Discountern und Supermärkten angeboten.

Weitere erlaubte „Mogeleien“

Die Liste der Lebensmittel, bei denen die Originalzutaten mit einfachen, billigen oder künstlichen Stoffen ersetzt werden, ist schier unendlich. In Schokoladenkeksen findet sich Kakaopulver statt Schokolade, statt Garnelen wird gepresstes Fischeiweiß angeboten, Vanilleeis wird mit Kokosfett aufgepeppt und auf der Pizza liegt Gel-Schinken mit Stärke und Soja. 
All das ist aber kein Grund zum Verzweifeln. Die Politik hat hier schnell reagiert und die gültige Lebensmittel-Kennzeichnungsverordnung (LMKV) vom Dezember 1981 mehrmals aktualisiert, zuletzt im Februar 2014.

Pro und Kontrast künstliche Lebensmittel 

Vollständig oder in Teilen künstlich hergestellte Lebensmittel polarisieren die Verbraucher. Was für das gegnerische Lager schon beinahe an Betrug grenzt, ist für die Befürworter ein Grund zum Jubeln. Fakt ist zumindest, dass beide Seiten gewichtige Argumente für ihre Ansichten aufbieten können.

Zustimmung finden künstliche Lebensmittel vor allem bei veganen Verbrauchern. Gesundheitlich sind sie nicht nur vollkommen unbedenklich, sie erweitern sogar den Speiseplan von Veganern. Wegen der relativ großen Verbreitung von Imitaten (Fleisch, Milchprodukte, Fisch etc.) sind Veganer dankbar für derartige Alternativen und verknüpfen ihre Ernährungsweise noch stärker mit dem Tier- und Umweltschutz. Eine ähnlich hohe Akzeptanz findet sich bei allergischen Menschen. Vor allem der Analogkäse ist eine willkommene Alternative bei Laktoseintoleranz. 

Gegner von Lebensmittelimitaten fühlen sich dagegen häufig hinters Licht geführt. Sie bemängeln insbesondere bei Fertigprodukten eine mangelnde Kennzeichnung und die unzureichende Aufklärung des Kunden. Außerdem misstrauen sie den Herstellern und vermuten bei Imitaten auch unerlaubte oder gar verbotene Schummeleien. Auch gelegentliche Lebensmittelskandale (Geflügelpest, Pferdefleisch etc.) und die geringen Herstellungskosten (Verarbeitung von Resten, kürzere Produktionszeit) werden von den Gegnern häufig mit in den gleichen Kunsttopf geworfen.

Und die Gesundheit?

Fleisch-, Geflügel- oder Milchprodukte, deren Zutaten ganz oder teilweise aus künstlichen Ersatzstoffen bestehen, sind gesundheitlich unbedenklich. Die geschmacklichen Unterschiede zwischen Original und erlaubter Fälschung sind natürlich eine subjektive Wahrnehmung. Es soll sogar Verbraucher geben, die ein Kunstprodukt dem ursprünglichen Lebensmittel vorziehen. Durch die teilweise verwendeten Fette und Öle können sich aber die Nährwerte solcher Lebensmittel (Kalorien, Fettgehalt usw.) verändern. Bei einer speziellen Ernährung (fettarm, Diät o. Ä.) braucht es daher eventuell mehr als nur einen Blick auf die klein gedruckten Inhaltsstoffe.

Wie findest du diesen Tipp?

Voriger Tipp
Woran erkennt man gute Schokolade?
Nächster Tipp
Laktosefreien Kefir herstellen: Mit Sojamilch
Tipp erstellt von
am
Jetzt bewerten!

Bewerte jetzt diesen Tipp!
Vergib zwischen ein und fünf Sternen:

2,8 von 5 Sternen
auf der Grundlage von
Passende Tipps
Coronavirus - Beschäftigungsmöglichkeiten ohne Sozialkontakte
Coronavirus - Beschäftigungsmöglichkeiten ohne Sozialkontakte
29 58
Käse leichter reiben
Käse leichter reiben
5 5
Käse fürs Überbacken mit dem Sparschäler
Käse fürs Überbacken mit dem Sparschäler
13 7
45 Kommentare

Ich muß zugeben ich bin ein Fan von TK-Pizza, ich ess die gerne und natürlich schmecken sie mir.
Mir ist aber bis Dato noch Keine untergekommen auf welcher sich Analogkäse befand, weder bei Discounterware noch bei Markenprodukten auch bei anderen TK-Produkten hab ich noch nie was von Analogkäse gelesen, ich finde da wird etwas Übertrieben bei der Darstellung.
Zumal die Hersteller, z.B. in Fachzeitschrift Lebensmittel-Rundschau sagen, das Analogkäse auf dem deutschen Markt nicht durchsatzfähig ist, das Sie sogar Angst davor hätten Analogkäse einzusetzen, selbst wenn Sie diesen Kennzeichnen würden. Angst davor das es wie ein kleiner Lebensmittelskandal dargestellt werden könnte, käme Analogkäse zum Einsatz.
Also, hier wird uns nicht nur ein Apfel für ein Ei verkauft, sondern ich empfinde es schlichtweg als Betrug, wenn ich Käse kaufe, Käse bezahle und keinen Käse bekomme. Ob das fake dann u.U. noch gesünder sein soll, glaube ich einfach nicht. Selbst wenn unbedenkliche Zutaten vermischt werden, braucht es etliche chemische Zusätze, um Form und Konsistenz herzustellen. Je mehr Verbraucher sich über den Tisch ziehen lassen und kritiklos konsumieren, desto öfter werden wir von der Lebensmittelindustrie betrogen. Schließlich werden nur Dinge hergestellt und verkauft, die auch Absatz finden.
Solange nichts anderes vorgetäuscht wird, sind solche Ersatzprodukte nicht unbedingt zu beanstanden, meine ich. Die ehrliche Deklaration lässt aber sehr zu wünschen übrig. Auf der Karte einer Pizzeria habe ich jedenfalls noch nie "Pizza mit Analogschinken und Analogkäse" entdeckt. Der Betreiber wäre ja auch schön blöd, wenn es das so ehrlich hinschreiben würde.

Die "Surimi-Sticks" aus Seelachs werden jedoch meines Wissens nie als Krebs- bzw. Garnelenfleisch bezeichnet, und sie schmecken (mir jedenfalls) "saugut". Dass es sich um ein Ersatzprodukt handelt, müsste der aufmerksame Verbraucher schon am Preis merken. Wobei das auch für das "Kunstfleisch" für die vegane Küche zutrifft - es ist immer deutlich teurer als das Original. Aber vorgetäuscht wird da nichts. Ich habe neulich mal so ein "Hähnchenschnitzel" probiert - es ist eindeutig Ersatz, aber ein kümmerlicher!

Tipp online aufrufen
Hol dir unsere besten Tipps als PDF / eBook!

Du druckst gerne unsere Tipps und Rezepte aus? Unter www.frag-mutti.de/ebooks findest du unsere besten Tipps und Rezepte zum Abspeichern und Ausdrucken. Nur 2,90 €!