Bettnässen bei Kindern - Ursachen & Tipps

Bettnässen bei Kindern - Ursachen & Tipps

Nun, auf die Welt kommen wir ja alle erst einmal ohne, dass wir unsere Blase kontrollieren können. Wir lernen das im Alter von zwei, drei Jahren. Ab dem vierten Lebensjahr klappt es dann in der Regel am Tag und in der Nacht mit der Harnausscheidung. Doch keine Regel ohne Ausnahme: Bei rund 10 Prozent der Kinder dauert es noch weitere Jahre, bis sie ihren Urin in der Nacht nicht mehr laufen lassen. Lange Zeit hat man dem Bettnässen bei Kindern, das über die übliche Zeit hinaus ging, seelische Ursachen zugeschrieben. Verallgemeinern kann man das nicht. Organische Ursachen sind nicht selten der Grund dafür und sollten abgeklärt werden.

Scham überwinden

Meine Schwester war überzeugt davon, dass sie die einzige ist, die einen fast 5-jährigen Bettnässer zuhause hat. Erst, als sie mich wiederholt nicht mit dem Kleinen besuchen wollte, rückte sie mit der Sprache hinaus. Kurzfristig hatte ich dann eine wasserdichte Betteinlage besorgt und ihr gesagt, dass sie sich um die „äußeren Umstände“ der Übernachtung keine Sorgen machen brauche. Wenig später hat sie einen Termin beim Kinderarzt gemacht und mit ihm ausführlich über das Bettnässen gesprochen.

Mögliche Ursachen fürs Bettnässen

Der Arzt fragte zunächst einmal nach der Häufigkeit des Bettnässens und danach, ob das in der Familie bereits vorgekommen sei. Zur Familie war nichts bekannt, aber es ist wohl auch kein Thema, mit dem man hausieren geht. Fakt ist, dass es eine genetisch bedingte Reifestörung gibt, bei der die funktionierende Blase bzw. die Kontrolle darüber entwicklungsverzögert einsetzt.

Nächtlicher Schutz durch das Hormon ADH

Ungefähr im dritten Lebensjahr kommt das antidiuretische Hormon, kurz ADH, zum Einsatz. Je mehr die Hirnanhangdrüse davon ausbildet, desto weniger Urin wird produziert. Das ADH ist ziemlich nachtaktiv – und hilft uns dabei, schlafen zu können. Doch lernen müssen wir allemal, dass wir auch die geringere Urinmenge in der Nacht halten und dem Reflex nicht nachgeben. Über Laboruntersuchungen kann die Funktion vom ADH nicht gemessen werden. Die Urinmenge im Vergleich von Tag zu Nacht mittels eines Blasentagebuchs gibt Aufschluss darüber. Am Tag wird dabei in einen Becher uriniert, in der Nacht kommt die Windel zum Einsatz, über die die Menge bestimmt werden kann.

Schlafverhalten bei Bettnässern

Untersuchungen haben ergeben, dass ein Teil der bettnässenden Kinder kaum aufzuwecken ist. Folglich werden sie auch nicht wach, wenn sie auf die Toilette müssen. Diese Aufwachstörung wird als Entwicklungsunreife, nicht als Krankheit, angesehen. Diese Ursache fand ich ganz spannend, da es ja auch immer mal wieder heißt, die Bettnässer wären einfach nur faul. Und damit hat es ja wahrlich nichts zu tun.

Blaseninfektion über Urinprobe ausschließen

Beim Sohnemann meiner Schwester hat der Arzt auch gleich den Urin untersucht, um eine Blaseninfektion auszuschließen. Das geht wie bei Erwachsenen auch: die ersten Tropfen sind weniger ergiebig, erst der so genannte Mittelstrahlurin kommt in den Becher und wandert dann ins Labor.

Bettnässen an seelische Ursachen geknüpft

Neben den genannten und weiteren organischen Faktoren können zusätzlich auch seelische Ursachen hinzukommen wie Stress, Konflikte oder mangelnde Aufmerksamkeit. Möglich ist auch, dass das Kind bereits „trocken“ war und erst dadurch wieder mit dem Einnässen beginnt.

Tipps für die Nacht

Nachdem meine Schwester beim Arzt war und dieser ihr riet, noch ein paar Monate durchzuhalten, fand sie einen anderen Umgang mit der Situation. Als Wechselwäsche für den Kleinen lagen nun ganz ohne Scham Matratzenauflage, Schlafanzug, Laken, Bettdecke und bereit. Die durchnässte Wäsche landete gleich im nassen Eimer und wartete dort bis zum Waschgang. Übrigens, die Nächte, die die beiden bei mir verbrachten, waren stressfrei – mein Neffe nässte dabei nicht ein. Meine Schwester war froh, als der Arzt meinte, dass das leicht zu erklären sei, denn Kinder schlafen in anderen Betten nicht so fest. Es hatte also nichts damit zu tun, dass der Kleine zuhause stresst und sich woanders zu benehmen weiß. Innerhalb von wenigen Monaten war es dann automatisch soweit, und das Sorgenkind konnte seine Blase nachts kontrollieren.

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8 Kommentare

Von einem Freund kann ich einen gänzlich anderen, völlig stressfreien Tipp weitergeben (ich hoffe er hat nichts dagegen :-) )
Seine Kleine machte auch viel zu lange "unter sich". Er gewöhnte sich schon früh an Sie nachts aufzuwecken, mit ihr auf die Toilette zu gehen und Sie dann wieder in das Bett zu bringen. Völlig falsch urteilte Sein Arzt. Der Tipp des Arztes: Jede Nacht die die Kleine trocken überstand gab es eine kleine Sonne in den Kalender der Küche (also auch offen Sichtbar). Immer wenn Sie 7 Sonnen zusammen hatte gab es etwas besonderes. Kino, oder McDoof, oder Sie durfte sich eine schöne neue Bettwäsche aussuchen usw. usw.
Es dauerte keinen ganzen Monat da wurde das Bettnässen zu einem seltenen Erlebnis und verschwand seit dem praktisch völlig aus deren Alltag.
Für einige Eltern wird dieser Tipp schon deshalb nichts nützen weil Sie ihren Nachwuchs sowieso zu jeder Zeit jeden Wunsch erfüllen, aber für "normal" (in meinen Augen) Erziehende ist das vielleicht eine Idee.
Die Mutter ist ein Fall für den Doc. Wozu hat man denn Kinder? Um sie als kleine Erwachsene anzusehen? Unter 6 Jahren gibt es absolut noch keinen Handlungsbedarf. Ein verantwortungsvoller Arzt winkt hier ab und wird sagen, dass das noch völlig in der Norm ist.
Wozu gibt es denn Windeln für 25 kg schwere Kinder? Einfach mal dem Kind näher sein, als sich selbst und vor allem viel Verständnis haben. Das zeichnet doch gute Eltern aus, schließlich ist das Kind nicht für die Eltern da.
Für Kinder ab 6 Jahren gibt es dann Hilfsmittel, die das Kind trainieren sollen, die Anzeichen des Harndrangs rechtzeitig zu bemerken. Das sind entweder eine Klingelhose oder -matte (je nach Körpergröße des Kindes).
Einfach mal googlen.
Wie @Aquatouch schon schrieb, vorher ist es noch nicht bedenklich, halt nur unangenehm und mit Arbeit (für die Mutter) verbunden.

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