Heilpflanzen auf der Wiese und am Wegesrand

Heilpflanzen auf der Wiese und am Wegesrand
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Jahrtausendelang „mussten“ sich die Menschen bei Gesundheitsbeschwerden mit dem behelfen, was um sie herum so wuchs und kamen ganz gut klar damit. Aberglaube und tatsächliche Wirksamkeit waren allerdings schwer zu unterscheiden, schon die Bezeichnung „Kräuterhexe“ bestätigt das. Dann geriet das Heilkräuterwissen zum Teil in Vergessenheit – erst in neuerer Zeit beschäftigt sich die Wissenschaft wieder mit der Heilkraft unserer heimischen Wildpflanzen und stellt fest, dass unsere Vorfahren so falsch gar nicht lagen mit ihrer volkstümlichen Medizin.

Zahlreiche Pflanzen, die bei uns einfach so rumwuchern, besitzen eine medizinische Wirkung. Die bekanntesten sind Löwenzahn, Beinwell, das unscheinbare Gänseblümchen, der bei Rasenpflegern verhasste Spitzwegerich und die von allen gefürchtete Brennnessel.

Löwenzahn ist Unkraut? Pusteblume!

Löwenzahn ist für alles gut, was mit Verdauung und Ausscheidung zu tun hat. Die Bitterstoffe im Löwenzahn fördern die Tätigkeit der Verdauungsdrüsen, die Magensaftsekretion steigt, er regt die Galleproduktion an, wirkt appetitanregend und krampflösend. Der französische Name „pissenlit“ und die im süddeutschen Sprachraum verwendete Bezeichnung „Pissblume“ oder „Bettsaicher“ bezieht sich auf eine weitere Eigenschaft: Löwenzahn wirkt harntreibend. Da die Pflanze einen hohen Kaliumgehalt hat, führt dies im Gegensatz zu manchen synthetischen Diuretika nicht zu einem Mineralstoffmangel. Aber auch äußerlich angewendet ist Löwenzahn hilfreich: Mit seinen antibakteriellen und entzündungshemmenden Inhaltstoffen ist der Saft aus den Stängeln gut bei kleinen Verletzungen oder Insektenstichen.

Löwenzahn verarbeiten

Die Verarbeitung von Löwenzahn ist einfach: Will man einen Tee machen, dann kann man getrocknete Blätter nehmen. Wirksamer ist allerdings die Wurzel: Im Frühjahr vor der Blüte sammeln, abbürsten, in Streifen schneiden und einige Tage an der Luft trocknen. Dann immer abends zwei Teelöffel davon kalt aufgießen, am nächsten Morgen kurz aufkochen, abgießen und trinken.

Löwenzahn als Salat

Noch einfacher macht man sich die heilsame Wirkung von Löwenzahn zunutze, wenn man ihn ganz einfach öfters als Salat genießt. Die jungen Blätter wie Kopfsalat zubereiten und dabei von vierzigmal so viel Vitamin A, neunmal so viel Vitamin C, viermal so viel Vitamin E, achtmal so viel Calcium, viermal so viel Magnesium und dreimal so viel Eisen wie dieser profitieren!

Beinwell: Gut für die unteren Extremitäten

Überall am Wegrand wächst die Pflanze mit den großen, spitzen Blättern und den blauen, glöckchenförmigen Blüten. Sie wird bis zu einem halben Meter hoch. Sie heißt Beinwell, weil sie schon immer gut fürs Bein war: Schon Dioskurides hat sie im ersten Jahrhundert nach Christus als hilfreich bei Knochenbrüchen, Verrenkungen und Gelenkbeschwerden beschrieben. Heute geht man bei Brüchen lieber zum Arzt, bei leichteren Beschwerden kann man aber mit Beinwell-Aufguss-Kompressen arbeiten oder mit Beinwell-Salbe. Die getrockneten Wurzeln (gibt es auch in der Apotheke) werden mit Vaseline zu einer Salbe verarbeitet und auf die schmerzenden Stellen aufgetragen. Innerlich sollte man Beinwell nicht anwenden, vor allem in der Wurzel befinden sich schädliche Alkaloide.

Das Gänseblümchen: Ein Hustenlöser

Gänseblümchen haben einen hohen Anteil an Saponinen, das sind schleimlösende Stoffe, deshalb kann man Gänseblümchen sehr gut als Hustenlöser einsetzen. Dazu kocht man entweder zwei- bis dreimal täglich eine Tasse Tee aus ein bis zwei Teelöffeln Gänseblümchen oder man braut sich eine Tinktur. Dazu werden reichlich Gänseblümchen mit klarem Alkohol, beispielsweise Doppelkorn, übergossen, der Behälter verschlossen und zwei bis sechs Wochen stehen gelassen. Dann seiht man sie in eine dunkle Flasche ab. Zur Hustenlösung nimmt man ein- bis dreimal täglich 10 bis 50 Tropfen davon. Man kann die Tinktur auch zum Einreiben bei Quetschungen und Verrenkungen benutzen. Gänseblümchen sollen außerdem gegen Kopf- und Regelschmerzen helfen und gut sein gegen Schlaflosigkeit und Schwindelanfällen.

Spitzwegerich: Das Lungenblatterl

Wenn er blüht, sieht es aus, als ob aus dem Rasen lauter Pfeifenputzer ragen – und „putzende“ Wirkung hat er auch: Spitzwegerich wirkt hustenlösend, reizmildernd, entzündungshemmend und antibakteriell. Bei Husten kann man sich aus den gesammelten und getrockneten Blättern einen Tee brauen oder frische Blätter auspressen. Praktisch ist Spitzwegerich auch, wenn man draußen unterwegs ist, sich leicht verletzt, von Insekten gestochen wurde oder in ein Brennnesselfeld gefallen ist. Einfach ein paar Spitzwegerichblätter zerkauen und auf die betroffene Stelle legen, mit einem frischen Blatt abdecken.

Die Brennnessel: Gut für Mensch und Pflanzen

Sie hilft bei Arthrose, Arthritis, Prostatabeschwerden, Blasenproblemen. Sie ersetzt im Nutzgarten Kunstdünger und Pestizide. Und sie besitzt eine Fülle an Vitaminen und schmeckt gut. Das kann kein Unkraut sein.

Brennnesseltee ist erste Wahl bei Harnwegsinfektionen und Prostatabeschwerden. Das steigert die Harnausscheidung, „spült mal richtig durch“ und beugt Blasen- und Nierensteinen vor. Brennnessel eignet sich zudem zur Hautreinigung – Brennnesseltee kann man nicht nur trinken, sondern auch als Gesichtswasser benutzen.

Aber auch bei Muskel- und Gelenkschmerzen wirken die stark alkalischen Brennnesseln schmerzlindernd. Bei einer Universitätsstudie konnte man nachweisen, dass man die tägliche Dosis an Schmerzmitteln von 200 auf 50mg reduzieren konnte, wenn die Probanden täglich nur 50g gedämpfte Brennnessel zu sich nahmen.

Apropos Brennnessel essen: Sie schmeckt lecker. Sie ist sehr eisenhaltig und gesund. Einfach junge Blätter ernten (aber bitte mit Handschuhen!), waschen und kurz in heißem Wasser blanchieren. Das neutralisiert das Nesselgift und sie brennt nicht mehr. Brennnesseln kann man wie Spinat verwenden. Toll ist auch ein Brennnesselrisotto.

Brennnesseljauche als Dünger & Pestizid

Die Brennnessel hat ihren festen Platz beim Biogärtner: Eine Brennnesseljauche dient als Dünger, als Pestizid und stärkt die Abwehrkräfte der Pflanze. Für eine Jauche füllt man einen großen Eimer mit Brennnesseln und gießt mit Wasser auf, bis alles bedeckt ist. Den Eimer mit einem Brett abdecken und mindestens zwei Wochen in der Sonne stehen lassen, damit es gärt. Täglich umrühren. Wenn die Gärung abgeschlossen ist und sich keine Blasen mehr bilden, kann man die Jauche anwenden: Unverdünnt als Schädlingsbekämpfer auf die Blätter sprühen. Etwas verdünnt als Dünger gießen – für Jungpflanzen 1 Teil Jauche auf 20 Teile Wasser, für Altpflanzen 1:10. Eine Jauche sollte man möglichst weit weg vom Haus ansetzen, sie heißt nicht umsonst Jauche!

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