FoldOver-Tasche aus Dekostoff und Korkleder

FoldOver-Tasche aus Dekostoff und Korkleder
14
Lesezeit ca. 3 Minuten
Dauer

Als ich im Internet dieses E-Book für eine Tasche von Hansedelli entdeckte, wusste ich: Die musste es werden! Und das ich die Taschengurte mit nur zwei Ringkarabinern aufhängen würde, war auch klar ...

Der Begriff „FoldOver“ meint übersetzt „…überweg falten“: Das Besondere an dieser hier vorgestellten Tasche ist das obere Drittel, das nach Belieben zur Vorder- oder auch Rückseite der Tasche gefaltet / gelegt werden kann und sich daher in einem jeweils ganz unterschiedlichen Look präsentiert. Die Tasche kann zusätzlich so gearbeitet werden - von den Materialien als auch von den Farben und der äußeren Gestaltung (Bedrucken, Schablonieren, Besticken, Plottern) her - dass sie quasi zwei teilweise oder auch gänzlich unterschiedliche Ansichten hat, also zwei hübsche „Vorderseiten“ - wo gibt es das sonst!

Darüber hinaus kann man das FoldOver-Teil der Tasche auch während des Tragens hochgeklappt belassen, wenn mal eben schnell noch eine dünne Strickjacke obenauf liegen soll - die Tasche wirkt dann gleich wieder völlig anders!

Die Arbeitsschritte sind hier nicht im Detail wiedergeben - bei Interesse bitte im E-Book (nicht Free-Book) nachlesen oder einen Schnitt selbst entwerfen.

Dafür aber aus der Fertigungs-Praxis einige Hinweise und Verarbeitungsdetails:

  1. Zur Befestigung des Taschengurtes an der Tasche siehe meine Abwandlung mit den Ringkarabiner(haken), die ich im Detail im Tipp „Achtung Taschenfans: Ringkarabiner & Co.“ beschrieben habe.
  2. Statt immer nur ein- und denselben Gurt zu benutzen, habe ich aus dem hellen Dekostoff einen zweiten Taschengurt genäht und zur Hälfte mit fertig gekauftem Kantenband eingefasst, sodass ich je nach zu tragenden Textilien hier variabel bin.
  3. Das obere Drittel der FoldOver-Tasche habe ich einmal aus Korkleder und auf der entgegengesetzten Seite aus Dekostoff gearbeitet, sodass sich auch hier in Farbe und Material Gegensätze ergaben.
  4. Das Korkleder habe ich an keiner Stelle mit Vlieseline versteift, weil es ohnehin schon eine tolle Stärke von immerhin 1,2 mm hat (beim Kauf im Internet unbedingt auch hier mal nachlesen und vergleichen …) - wohl aber den Dekostoff und das Futter der Gesamttasche.
  5. Weil ich mir nicht sicher war, welche Art Vlieseline ich hierfür verwenden sollte, habe ich mehrere auf Stoffreste gebügelt und nach dem Abkühlen in die Hand genommen: Die Haptik dann war letztendlich entscheidend für die Wahl - hier aber sind ja auch die Geschmäcker unterschiedlich - Kunstleder z. B. würde ich generell nicht verstärken …
  6.  Wo wir schon dabei sind: Wenn ich meine Vlieseline wegpacke, hefte ich an jede einen kleinen Zettel mit der Artikelbezeichnung und vor allem den Benutzungshinweisen: So habe ich alle Informationen in Bezug auf Bügeltemperatur, -Dauer sowie die Verwendung eines feuchten Tuches parat und muss nicht immer aufs Neue nach den entsprechenden Informationen wühlen …
  7. In das Innenfutter der Gesamttasche habe ich eine Reißverschlusstasche eingearbeitet, für die ich dicken Taft als Taschenstoff gewählt habe, sodass das Hineinzupackende gut gleitet (reiner Baumwollstoff stoppt mir zu doll).
  8. Diese Tasche ist innen mit einem gestempelten Logo versehen. Zwar liegt sie aufgrund des FoldOver-Teils relativ tief in der Gesamttasche, und man kann das Logo (leider) nicht so gut sehen, aber ich wollte unbedingt das Gefühl haben, mich auch hier mal so richtig zu „verwöhnen“.
  9. Für das Label in der sichtbaren Außen-Reißverschlusstasche habe ich bewusst ein anderes Material ausgesucht, bzw. hinsichtlich der Gestaltung ausprobiert, nämlich SnapPap: Am linken Rand habe ich einen Stanzer benutzt und daneben mit Faber-Castell Multimarkern geschrieben. Diese werden die in unterschiedlichen Stärken und natürlich Farben angeboten und sind in jedem Fall wasserfest. Stift- und Garnfarbe für die Umrandung sind passend zum Innenfutter gewählt. Man kann übrigens auch mit Metallic- und Gelstiften hervorragend auf SnapPap arbeiten - (Enkel-)Töchter haben ja so etwas ...
  10. Hier noch ein Tipp, wenn Kleinteile wie Labels o.a. aufgenäht werden sollen: Auf der Rückseite an zwei Längskanten Stylefix anbringen. So verrutscht nichts, und man kann getrost aufs Stecken verzichten.
  11. Klar war, dass ich außen an der Tasche ebenfalls ein sichtbares Label anbringen würde. Da ich inzwischen viele Stempel in unterschiedlichen Größen besitze, konnte ich ein wenig ausprobieren. Herausgekommen ist ein zwei-seitiges Label. Hierfür habe ich auf einem breiten Baumwollband im (vorher ausprobierten) Abstand die „Inhalte“ gestempelt, sodass nach dem Knicken des Köperbandes das Label dann zwei unterschiedliche Seiten erhielt. Das Baumwollband habe ich vorher nicht gewaschen, weil die vorliegende Tasche ohnehin nicht gewaschen wird … Ebenso habe ich das gesamte Innenfutter nicht gewaschen, weil die Appretur hier für eine zusätzliche Steifigkeit gesorgt hat.
  12. Das kleine Zeichen (ähnlich einem @-Zeichen) habe ich selbst entworfen und online von einem Stempelladen als Stempel herstellen lassen: So kann ich es immer wieder beliebig auf den zu bedruckenden Materialien positionieren und mit anderen Stempeln - oder wie hier mit handgeschriebenem Text - kombinieren.

Das Online-Stempel-Gestalten ist eine nette Spielerei, denn gute Firmen bieten alles an: Die Stempelform wählen (rund, eckig …), die Stempelgröße aussuchen (Durchmesser bzw. Kantenlängen), natürlich den Text in verschiedenen Schriftarten und –größen eingeben, den Zeilenabstand verändern, Stempel ein- oder mehrzeilig gestalten, die Stempelfläche von einem Rand in unterschiedlichen Ausprägungen und Stärken hinzufügen bis hin zu einer Voransicht, die natürlich auch ausgedruckt werden kann. Das Tolle ist, dass man nicht nur auf Vorlagen (s. oben) angewiesen ist, sondern auch selbst entworfene Dateien hochladen und mit dem Text … kombinieren kann! Dadurch allein wird jeder Stempel schon zum Unikat! Durch eine selbstverständlich angebotene „Vorschau“ hat man dann man „seinen“ Stempel schon mal in „echter“ Größe und Layout auf dem Desktop, kann ihn sich aber natürlich auch ausdrucken und so noch Änderungen vornehmen, bevor man dann den Auftrag wegschickt. Das alles bringt einfach Spaß - und ein Gutschein für eine Bestellung bei einer solchen Firma ist doch mal ein nettes Geschenk für die nähende… Freundin - oder?! Da solcherlei gefertigte Stempel Sonderanfertigungen sind, versteht sich von selbst, dass man sie nicht tauschen oder reklamieren kann …

Als Stempelfarbe verwende ich ausschließlich die hochwertige von VersaCraft: Es gibt kleine und große Stempelkissen (2,5 x 2,5 cm bzw. 8 x 5 cm) und dann noch in super vielen Farben. Diese Stempelfarbe kann auf Stoff, Papier, Holz (!) und anderen Materialien verwendet werden. Stoff z. B. sollte aber vorgewaschen sein, weil dann die Farbe besser aufgesaugt wird. Nach dem Trocknen den Stempelabdruck mit Küchenpapier abdecken und 15 Sekunden bügeln: Jetzt ist die Farbe dauerhaft fixiert und das Textil kann bei 30 Grad gewaschen werden!

Hier noch mal der Hinweis fürs Übertragen der Stempelfarbe auf den Stempel: Nicht den Stempel in das drücken, sondern umgekehrt das Stempelkissen ggf. mehrmals sanft auf den Stempel drücken. So hat man die Kontrolle darüber, wie viel Farbe auf den Stempel gelangt und hoffentlich nichts auf die Ränder / Kanten  des Stempels, was zu einem unsauberen, also unbrauchbaren Ergebnis führt …

Beim Einnähen eines Labels in eine Seitennaht (Quernaht geht natürlich auch) auf Folgendes achten:

  • das Label mit dem später aus der Tasche hervorragenden Teil in (!) das Tascheninnere schieben, sodass nur noch die Nahtzugabe des Labels hervorguckt (s. Foto). Nach dem späteren Wenden der Tasche bzw. des Außenstoffes kommt das Label dann wie von Zauberhand komplett hervor - die Nahtzugabe wiederum ist dann innen
  • egal, ob senkrecht oder waagerecht eingearbeitet, sollte das Label nicht aus Versehen auf dem Kopf stehen
  1. Da es mir wichtig war, das Handy ohne viel Kramen herausholen zu können, habe ich nach den Maßen meines Handys eine Innentasche ins Futter gearbeitet, die endlich mal so hoch geworden ist, dass das Handy nicht „herauskippen“ kann, wie es bei gekauften Taschen sehr oft der Fall ist.
  2. Mein Taschenreißverschluss hat eine 5-mm-Spirale und passt in seiner Breite somit gut zu den verarbeiteten rustikalen Stoffen - auch hier kann man mit den Materialien der Spirale „spielen“ - was darf’s sein: Kunststoff, Metall - mit oder ohne Spitze …?
  3. In welchem Abstand der Reißverschluss zu den Stoffkanten eingearbeitet wird, beeinflusst natürlich auch das Aussehen der Tasche: Ich selbst bevorzuge wenig Abstand, zumal manche Reißverschlussbänder ein Muster in sich haben, das ich nicht präsentieren wollte. Dies bitte beim Ausmessen der Einzelteile der Tasche bzw. beim Aneinandernähen derselben berücksichtigen …

Wenn ihr die Tasche näht, bitte nach grober Fertigstellung und In-die-Hand-Nehmen nicht erschrecken, wenn das FoldOver-Teil sich nicht so brav nach unten legt: Hängt die Tasche erst einmal am Körper, passt sie sich der Rundung an und das FoldOver-Teil legt sich automatisch nach unten (puhhh …)

Als meine Tasche fertig war, hätte ich mir die seitlich außen angebrachte Taschenaufhängung doch tiefer angesetzt gewünscht: Dann hätte ich das oberste Taschenteil (FoldOver) noch etwas breiter nach unten klappen können, denn je voller sie gepackt wird, desto schwieriger wird das Umklappen des Foldover-Teils bzw. es wird scheinbar schmaler. Man könnte - um diesem entgegen zu wirken - das Foldover-Teil von vornherein gleich etwas höher zuschneiden oder die Taschenaufhängung eben tiefer an der Tasche ansetzen.

Apropos FoldOver-Teil: Es muss ja an der Kante nicht schräg gearbeitet werden, sondern kann durchaus gerade oder auch leicht gerundet genäht werden – auch da sind der Fantasie und dem Geschmack keine Grenzen gesetzt.

Die fertige Tasche misst an ihrem unteren Rand über die zu sehende Breite 22 cm. Leider habe ich mich von dem Schnittmuster täuschen lassen, denn von der Breite des Papierschnittmusters gingen ja noch cm für die Taschentiefe ab. Ein normaler Knirps passt also leider nicht liegend in die Tasche, und mit einem nicht wenig befüllten Kulturbehältnis ist die Tasche ohnehin schon ganz schön gut ausgefüllt … Wer mag, kann ja bei einem eventuellen Kauf gleich das Schnittmuster ändern!

Eins ist bei dieser Tasche aber ganz klar: oder

You’ll never walk alone, denn sicherlich werden unterwegs viele Blicke auf deine Tasche gerichtet sein!

Bis bald hier?!

Wie findest du diesen Tipp?

Voriger Tipp
Upcycling: Badematte aus alter Fleecedecke
Nächster Tipp
Achtung Taschenfans: Ringkarabiner & Co
Profilbild
Tipp erstellt von
am
Jetzt bewerten!

Bewerte jetzt diesen Tipp!
Vergib zwischen ein und fünf Sternen:

5 von 5 Sternen
auf der Grundlage von
Passende Tipps
13 Kommentare

Tipp online aufrufen
Hol dir unsere besten Tipps als PDF / eBook!

Du druckst gerne unsere Tipps und Rezepte aus? Unter www.frag-mutti.de/ebooks findest du unsere besten Tipps und Rezepte zum Abspeichern und Ausdrucken. Nur 2,90 €!