Lace Stricken: Maschenprobe und andere Tipps

Lace Stricken: Maschenprobe und andere Tipps
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Lesezeit ca. 2 Minuten

Lace Stricken ist nicht nur herkömmliches Lochmuster-Stricken, sondern wird mit Garnen von einer Lauflänge von mindestens 330 m / 50 g ausgeführt. Die Nadelstärken sind dabei dennoch und gerade dicker, als bei so dünnen Garnen vermutet, damit das Endprodukt filigran wirken kann.

Jedes fertige Textil in Lace-Strickerei wird vor dem Gebrauch gewaschen, anschließend auf eine vorgesehene Weite (Breite - Höhe bzw. Länge) gespannt und trocknet dann über viele Stunden, dabei auf einer möglichst stabilen Unterlage liegend. Erst anschließend kommt das Muster in voller Schönheit zur Geltung - vorher ziehen sich ja die Maschen wie bei jedem anderen Gestrick ein wenig zusammen. Das macht es auch so schwierig, beim Lace Stricken die fehlerfreie Ausführung der Strickschrift zu überprüfen und mögliches Ribbeln (und dann noch bei Mohair-Garnen) zu vermeiden.

Tipp 1

Im Folgenden möchte ich besonders das Anfertigen und das nachfolgende Waschen und Spannen einer Maschenprobe empfehlen. Da für das verwendete Garn (beim Lace Stricken sind es in de Regel sehr edle Garne) auf der Banderole (bitte unbedingt aufbewahren!) vorgeschlagen ist, wie viele Maschen in der Breite und Reihen in der Höhe anzustreben sind, ziehe ich durch meine fertige Maschenprobe noch vor dem Waschen waagerecht und senkrecht kontrastierende Fäden ein. Hierdurch markiere ich die Anzahl der Maschen und die Anzahl der Reihen, die laut Banderole für dieses Garn einem Quadrat von 10 x 10 cm entsprechen sollen. Beim anschließenden Spannen versuche ich, dieses „Quadrat“ so zu weiten, dass es die Maße von 10 x 10 cm annimmt (Dabei spürt man schon, ob sich das Gestrick überhaupt so weiten lässt ...).

Dieses Quadrat lege ich mitten in der Maschenprobe fest und nicht am Rande derselben, weil viele von uns die ersten Reihen und auch Anfangs- und Endmaschen einer Reihe oft mit anderer Spannung stricken. Dieses 10x10-cm-Quadrat stecke ich dann an seinen Kanten mit Spannadeln fest, damit hier nichts verrutschen kann. Nachfolgend weite ich die umgebenden Maschen in ungefähr gleichem Maße und spanne dann erst die komplette Maschenprobe an ihrem äußeren Rand - also von innen nach außen. Dann heißt es abwarten und trocken lassen. Auch nach dem scheinbar völligen Trocknen lasse ich das Gestrick  - von Spannnadeln befreit - noch 1 - 2 Tage ruhend liegen.

Wenn mir dann per In-Augennahme das Gestrick gefällt, behalte ich die Nadelstärke bei. Im anderen Fall fertige ich eine weitere Maschenprobe an ...

Manch eine(r) wird sagen, das sei zu viel Aufwand, aber dies sind ja nur Vorschläge aus der Erfahrung heraus - gekoppelt an persönliche Ansprüche. Und die sind nun mal sehr unterschiedlich ...

Tipp 2:

Der Wichtigkeit halber noch einmal: Die Maschenprobe generell immer deutlich größer als 10 x 10 cm anfertigen und in der Mitte messen.   

Tipp 3:

Da Lacestrickerei in jedem Fall gespannt wird, unbedingt die Anschlags- und Randmaschen deutlich lockerer als sonst stricken.

Tipp 4:

Damit man beim Aufribbeln nicht verzweifelt und nicht mehr weiß, in welcher Reihe sich man dann befindet und ob man nicht doch einen Umschlag übersehen hat ..., alle 10 - 20 Reihen einen sog. Rettungsfaden durch alle Maschen ziehen. Ich verwende dazu deutlich dünneres Garn, eine dicke Stopfnadel und nehme mir immer eine Rückreihe vor, weil hier die „fiesen“ Umschläge für die Löcher immer abgestrickt worden sind und man nur gestrickte Maschen auf der Nadel hat.

Tipp 5:

Als weitere Hilfsmittel verwende ich einen Reihenzähler (mehr dazu weiter unten) und setze Maschenmarkierer zwischen die einzelnen Rapporte. Bei Dreiecktüchern markiere ich auch die Mitte oder sonstige Form-Veränderungspunkte des Gestricks. Dazu suche ich mir schon vor dem Losstricken beim Durchlesen der Strickschrift sog. Ankerpunkte, die für das Ganze relevant sind und der groben Orientierung dienen können.

Dies leitet über zu meinem

Tipp 6:

Noch vor der Maschenprobe die Strickschrift zu  „analysieren“ versuchen:

  • Welche Besonderheit ist in der Anordnung der Umschläge (spätere Löcher) - ich male die Löcher farbig an und kann mir dadurch das „fertige“ Muster besser vorstellen.
  • Wo sind Abnahmen - wo Zunahmen vorgesehen?
  • In welcher Reihe treten zum ersten Mal Rapporte auf - diese markiere ich in der Strickschrift durch senkrechte Striche.
  • Wenn die Strickschrift ein völlig neues Muster aufweist, wähle ich für die Löcher eine andere Farbe und setze ggf. für andere Rapporte neue senkrechte andersfarbige Striche: So verschaffe ich mir dadurch einen kleinen Überblick.
  • Meine Papier-Strickschrift klemme ich mir unter ein breites Gummiband, das sehr stramm um einen stabilen Karton gewickelt ist und nicht verrutschen kann: Die fertig gestrickten Reihen zeigen alle nach unten, die gerade zu strickende Reihe ist die oberste = direkt unter der unteren Gummibandkante sichtbare: So habe ich das ganze Strick-Erscheinungsbild im Auge und weiß, wie sich meine aktuelle Reihe in die Strickschrift einfügt.
  • Den Reihenzähler habe ich mit einer Sicherheitsnadel so ziemlich weit rechts auf dem Gummiband befestigt, damit ich beim Beginn einer neuen Reihe (das ist ja rechts)  immer auch zuerst den Reihenzähler „betätige“  - puhhh  - bitte, hoffentlich vergesse ich das nicht mal ...
  • Auf dieser stabilen Unterlage notiere ich mir auch noch, in welcher Reihe ich den Rettungsfaden durchgezogen habe: Nach dem Aufribbeln weiß man dann genau, von wo an es dann leider noch einmal wieder losgeht ...

Tipp 7:

Alle paar Reihen mal mit einem kritischen Blick über das gesamte Musterbild gucken:

  • sehen alle Rapporte identisch aus, d. h. haben sie die gleiche Anzahl von Maschen?
  • sind Löcher wie angeben direkt über einander oder - wenn so vorgegeben - pro Reihe um 1 Masche versetzt oder, oder, oder …
  • sind Zöpfe in der vorgegebenen Richtung (links - rechts) gezopft,
  • sind keine Maschen / Fäden „zersplittert“, d. h. der Faden zerstochen, denn dann könnte hier der Faden bei geringer Belastung (ZUG!) reißen und man hätte einen nicht gewollten  „Loch-Salat“.
  • sind überhaupt alle Umschläge vorhanden, die ja das Highlight eines Lace Gestricks ausmachen.
  • sind die Abnahmen in der vorgeschriebenen Richtung ausgeführt (neigen sie sich nach rechts / nach links oder werden sie mittig ausgerichtet).

Tipp 8:

Anfängerinnen des Lace Strickens würde ich für das erste Projekt  zu einen Schal / ein Tuch mit absolut geraden Kanten raten, denn sobald das Tuch eine nicht rechteckige Form erhalten soll, muss man mit Zu- und Abnahmen arbeiten, die schwierig zu korrigieren, also rückwärts zu stricken sind und bei deren Auslassen (aus Versehen) das Muster komplett falsch wird und so manchem dann die Lust vergeht - das wäre sehr schade!

Das führt mich zu meinem nächsten

Tipp 9:

Vor dem begierigen Starten in ein Projekt die Anleitung unbedingt vom ersten bis zum letzten Buchstaben durchlesen, dabei überprüfen, ob man alle Anweisungen verstanden hat. Ich denke da nicht nur an die hinter den Symbolen steckende besondere Ausführung einer jeden Masche, sondern aus leidvoller Erfahrung z. B. auch daran, wie man abkettet, damit man genau diese Kante zum Beispiel dann unsichtbar (!) mit einer anderen Kante zusammenstricken kann ...  Da fällt mir gerade noch der

Tipp 10 ein

Durchaus in einer Maschenprobe mal unterschiedliche Randmaschen ausprobieren - ihre Ausführung hängt auch vom jeweiligen verarbeiteten Muster ab und z. B. von der Tatsache, ob sich das Gestrick nach Fertigstellung an den Längskanten einrollt oder ob anschließend noch eine Bordüre angestrickt werden soll ...

Tipp 11:

Die Banderole aufbewahren: Wer sich nicht sicher ist, ob er aufgrund seiner Strickweise (locker - fest) mit der empfohlenen Grammzahl Garn auskommt, sollte ggf. ein Knäuel mehr kaufen, denn sonst kann es sein, dass die Farbpartie-Nummer später nicht mehr mit der des Originals überein stimmt. Wenn dies sich aber nun mal nicht umgehen lässt, hier der nächste

Tipp 12:

Beim Knäuel-Wechsel eine Reihe mit der neuen Farbpartie-Nummer stricken, dann noch mal eine Reihe mit dem Garn der alten Farbpartie-Nummer - dies ggf. noch einmal wiederholen. Erst dann ausschließlich mit dem Garn der neuen Farbpartienummer weiterstricken - so wird der Übergang für das Auge ein wenig verwischt und fällt kaum mehr auf.

Tipp 13:

Die Länge der Stricknadel / des Seils lieber „mitwachsen“ lassen, anstatt von vornherein ein langes Seil zu wählen, denn das könnte sich verdrehen und würde nur nerven ...

Tipp 14:

Ich persönliche vernähe die Fäden des Gestricks noch vor dem Waschen und Spannen, weil sich sonst das Gestrick an diesen Stellen unnötig weiten könnte. Hinzukommt, dass sich ja auch die vernähten Fadenenden im Wasser ohnehin so verhalten wie alle anderen Fäden.

Vielleicht ist er mir gelungen, Zögernden unter euch, doch einiges an Hindernissen auf dem Weg zum Lace Stricken ausgeräumt zu haben!

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5 Kommentare

👏Vielen herzlichen Dank fuer diese detaillierte Anleitung. Jetzt werde ich mich auf jeden Fall wagen zu probieren. 😇
@stippchen: Ich bin begeistert darüber, wenn bzw. dass du das Lace Stricken tatsächlich mal in Angriff nehmen wirst - aber Vorsicht: Das kann süchtig machen!!! Ich selbst ertappe mich dabei, dass ich im Vorübergehen/ Reinschauen im/ ins Netz nun bei Pinterest auch alle Lacetücher... speichere. Wenn du magst, kannst du ja auch mal unter "ravelry" googeln: Eine Community, u.a. aufs Stricken spezialisiert ist, Modelle vorstellt, zu denen man oft kostenlos die Anleitung downloaden kann. Auch bei ravelry vergesse ich die Zeit, zumal diese Seite eine tolle Suchfunktion hat - leider alles in englischer Sprache. Aber die im Moment wenigen Fachausdrücke mag man sich vielleicht auch gern mit LEO.org übersetzen lassen. In jedem Fall: WILLKOMMEN IM CLUB!!!
@stippchen: Hallo, stippchen, hier noch mal eine Möglichkeit, gaaaanz entspannt an - auch einfache (!) Modelle - für das Lace Stricken zu kommen, und das noch in deutscher Sprache: Gib mal ein "Gratismuster - Drops Design". Dann landest du auf der u.. deutschsprachigen Seite, in der sich (fast) alles ums Stricken... dreht!!!! Am ganz linken Rand siehst du mehrere Auswahlmöglichkeiten, mit denen du zunächst deine Suche etwas einschränken solltest. Ich schlage dir hier mal nach einander = von oben nach unten die von dir anzuklickenden Begriffe vor, die dir hoffentlich weiter helfen:
Schbegegriff _ Schal
... Stricken
Anklicken: Damen
Acessoires
Stil_Alle
Maschenprobe: Bitte rechts aufklappen und anwählen: Garngruppe A /(dies sind Modelle mit dünnem Garn und dickerer Nadel - so wie wir es gern hätten)
Dann klicke an "SUCHEN".
Jetzt führt dich DROPS zu allen Modellen, die sie schon gestrickt haben, deren Anleitung du kostenlos downloaden kannst, wozu eine Maschenprobe angegeben ist, der Garnverbrauch... Dein Herz wird höher schlagen und du weißt gar nicht, womit du denn anfangen möchtest!!!
Darüber hinaus bietet Drops auch die Möglichkeit, zu deinem Lieblingsmodell direkt Fragen zu stellen, wenn du z.B. etwas in der Anleitung nicht verstehst. Oder du kannst du Hilfe-Videos angucken .... Wenn de magst, kannst du dich jederzeit ja auch mal wieder an mich wenden - ich bin keine Expertin, aber sehr begeistert dabei und freue mich, wenn ich mal wieder meine Fähigkeiten/ Kenntnisse durch Helfen Anderer erweitern kann und darf!
Viel Vorfreude und ein schönes Wochenende - vielleicht dem letzten ohne Lace Stricken...

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