Die Plastiktüte, die nach der Rückkehr aus dem Supermarkt direkt in der Tonne landet, ist als Umweltsünde unserer Zeit verpönt. Worin aber soll ich meine Einkäufe stattdessen transportieren? Alternativen gibt es viele – von der Papiertüte bis zur Stofftasche. Doch haben diese Einkaufshelfer tatsächlich eine bessere Ökobilanz als die Einwegtüte aus Kunststoff?
Die "böse" Einweg-Plastiktüte
Eine herkömmliche Plastiktüte ist oft nur wenige Minuten in Gebrauch. Sie wird gekauft, für den Einkauf verwendet und anschließend weggeworfen. Das Problem: Die praktischen Einkaufshelfer werden aus Erdöl hergestellt, einer immer knapper werdenden Ressource. Außerdem brauchen sie Jahrhunderte um zu verrotten – je nach Kunststoffsorte zwischen 100 und 500 Jahre.
Weggeworfene Tüten belasten somit die Umwelt. Im Meer verschmutzt der zerriebene Plastikmüll nicht nur das Wasser und belastet die Tierwelt, er gerät auch in die Nahrungskette und auf unsere Teller. Ganz klar: Es müssen andere Einkaufshelfer her! Doch wie umweltfreundlich sind vermeintlich bessere Alternativen wirklich?
Die Papiertüte
Wer Plastik vermeiden will, greift im Supermarkt oft spontan zur Papiertüte. Die wird schließlich aus wieder abbaubaren und nachwachsenden Materialien hergestellt. Doch umweltfreundlicher ist sie deshalb nicht. Denn ihre Herstellung verschlingt fast doppelt so viel Energie wie die Produktion einer herkömmlichen Plastiktüte. Außerdem werden die Zellstoffasern dabei mit vielen giftigen Chemikalien behandelt.
Damit Papiertüten in Sachen Umweltverträglichkeit mit Plastiktüten mithalten können, muss ich sie mindestens zweimal benutzen. Das könnte sich allerdings schwierig gestalten, denn die Papiertüte punktet nicht gerade mit guter Wiederwendbarkeit: Sie ist weder besonders reißfest, noch hält sie Wasser ab.
Die "Bio"-Plastiktüte
Dann also doch lieber Plastik? Immerhin gibt es im Supermarkt mittlerweile Tüten, bei denen mir ein Bio-Label eine bessere Ökobilanz verspricht. Die Plastiktüten erfüllen dann mindestens eine der folgenden zwei Bedingungen: Sie bestehen entweder zum größten Teil aus besser abbaubaren Materialien – oder sie wurden aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais und Zuckerrohr hergestellt.
Wie umweltverträglich solche Tüten sind, ist aber umstritten. Problematisch ist zum Beispiel, dass sich auch vermeintlich biologisch abbaubare Tüten nicht einfach auf dem Kompost zersetzen, sondern nur unter ganz bestimmten Bedingungen zerfallen. Zudem belastet der Anbau nachwachsender Rohstoffe für Bio-Tüten die Umwelt und belegt Ackerflächen, auf denen sonst Nahrungsmittel wachsen würden. Die Deutsche Umwelthilfe sieht derzeit deshalb noch keinen bedeutenden Vorteil gegenüber herkömmlichen Plastiktüten.
Die Stofftasche
Stofftaschen aus Baumwolle sind nicht automatisch umweltfreundlicher als Plastik- oder Papiertüten. Ihre Herstellung verbraucht viel Wasser und Baumwolle wächst meistens in Regionen, in denen diese Ressource ohnehin knappt ist. Zusätzlich werden beim Baumwollanbau viele Pestizide, Herbizide und Düngemittel benötigt.
Ebenfalls kritisch: Bei der Produktion werden vergleichsweise viele Emissionen frei: Während bei der Herstellung einer Papiertüte etwa 60 Gramm Kohlendioxid und bei einer Plastiktüte aus Neugranulat etwa 120 Gramm des Treibhausgases ausgestoßen werden, sind es bei einer Baumwolltasche sogar 1.700 Gramm.
Trotzdem hat die Stofftasche einen entscheidenden Vorteil: Ich kann sie problemlos immer wieder verwenden. Benutze ich sie mindestens zwanzig Mal, hat die Tasche aus Baumwolle eine bessere Ökobilanz als die Einweg-Plastiktüte. Besser ist natürlich, ich benutze sie noch weitaus öfter.
Hauptsache wiederverwenden
Das gilt auch für alle anderen Tüten: Je häufiger ich sie benutze, desto besser für die Umwelt. Neben Tragetaschen aus Baumwolle oder Jute eignen sich auch robuste Mehrwegtüten aus Kunststoff durchaus für langjähriges Einkaufsvergnügen.
"Stofftaschen und andere Mehrweg-Behälter schneiden aus Umweltschutzsicht deutlich besser ab als alle Arten von Einwegtüten, die oft auch viel zu schnell zerreißen und ihren Zweck nicht mehr erfüllen", sagt das Umweltbundesamt.