Gemüsetrick - eigentlich ein Verbot. Kleine Menschen haben schon ihren eigenen Willen oder bestimmte Vorstellungen davon, was schmeckt und welche Nahrungsaufnahme sie auf Biegen und Brechen verhindern wollen.
Schwerlich wird unser gemüseverweigernder Nachwuchs vor vollen Tellern verhungern, aber Eltern möchten halt, dass der Nachwuchs mit wirklich allem Notwendigen versorgt wird.
Meine Söhne bekamen immer das Panik-P sichtbar für mich in die Augen, bloß wenn ich laut in Erwägung zog, einen Gemüseeintopf zu kochen. Da sich das Servieren des Nachtisches so lange hinzog, bis jeder zumindest etwas davon gegessen hatte, passten die Jungs schon auf sich gegenseitig auf das jeder was in den Schnabel kriegte. Auf den Pudding wollte doch keiner warten.
Dann putzte und schnibbelte ich schon mal Möhren, Kohlrabi, evtl. Paprika, Rübchen und stelle das abgedeckt mit einer Fliegengitterhaube auf die Arbeitssplatte neben den Herd oder wenn ich das am Abend vorher vorbereitete in den Kühlschrank. Mein Mann nahm sich gerne schon mal davon und ich klopfte dem Papa dann mal auf die Finger.
"Bitte nicht drangehen, ich brauche das zum Kochen" - Verbote bewirken aber oft genau das Gegenteil.
Und schon passierte das, was ich wollte. Meine Nachwüchse stibitzten sich was vom Gemüse. Erst vorsichtig ein bisschen, knabberten Kohlrabi und Möhren, mit der Zeit bekam ich raus, welche Sorten akzeptiert wurden.
Natürlich habe ich so ein bisschen halbherzig darüber geschimpft, dass ich dann nochmals Möhren schrappen musste. Die gab es dann aber eher als Beilage zu Frikadellen, als denn als Eintopf.
Inzwischen sind alle groß, essen nahezu alles und haben sich köstlich darüber amüsiert, als sie erfuhren, wie sie von den Eltern in der Kindheit ausgetricks wurden.
Ich habe Gemüse bis zur Pubertät im großen Stil verweigert und darüber hinaus noch die meisten Sorten, inzwischen esse ich fast alles und auch gerne. Ich kann mich erinnern, dass es mir als Kind wirklich nicht geschmeckt hat, dennoch haben mein Vater und ich schon vor Jahren die Theorie aufgestellt, dass es wahrscheinlich weniger Kampf gegeben hätte, wenn ich nicht gedurft und mir meine Gemüseportion erkämpft hätte;-)
Aber wie immer hängts wohl vom Kind ab, so ist es gut möglich, dass ein anderes wesentlich braveres Kind in meiner Umgebung TATSÄCHLICH dann kein Gemüse gewollt hätte (aber da muss man ja auch von Vornerein keine Tricks anwenden).