Der Sommer bringt ans Licht, was in der kühlen Jahreszeit gnädigerweise unter wärmenden Klamotten verborgen bleibt: Tattoos, wohin das Auge blickt. Okay, es gibt darunter auch echte Kunstwerke, aber seien wir mal ehrlich – das meiste von dem, was da ungeniert auf bleicher Haut zur Schau gestellt wird, ist ziemlich gruselig. Skorpione krabbeln über Schultern, Arschgeweihe blitzen über der tiefsitzenden Jeans auf und chinesische Schriftzeichen zieren feiste Männer-Oberarme. Trotzdem: Der Trend zur farbenfrohen Körpermodifikation scheint ungebrochen. Werfen wir also einen näheren Blick auf diesen nicht neuen, aber in den letzten Jahrzehnten wiederbelebten Trend.
Mehr tätowierte Frauen als Männer
Alle tätowierten Leser heben jetzt bitte die rechte Hand. Danke, reicht schon. Glaubt man den Statistiken, sollte etwa jeder elfte von euch gerade ein Handzeichen gegeben haben. Laut einer Erhebung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) tragen rund 6,3 Millionen Deutsche über 16 eine oder mehrere Tätowierungen. Besonders beliebt sind Tattoos bei jungen Frauen zwischen 25 und 34 Jahren – in dieser Bevölkerungsgruppe hat bereits jede zweite Frau den Gang ins Tattoo-Studio gewagt. Eine erstaunliche Zahl, angesichts der Tatsache, dass Tattoos lange Zeit eine reine Männerdomäne waren. Mit prominenten Ausnahmen: So hat sich Kaiserin Elisabeth von Österreich, besser bekannt als Kaiserin Sisi, im reifen Alter von 51 Jahren in einer Hafenkneipe einen Anker auf die kaiserliche Schulter stechen lassen. Und nein, „Sisi“ ist kein Schreibfehler – erst in den bekannten Filmen mit der unvergessenen Romy Schneider, wurde dem royalen Spitznamen ein zweites „s“ hinzugefügt und aus Sisi wurde Sissi. Doch zurück zum Thema.
Prominente Vorbilder
Angelina Jolie hat sich die geographischen Koordinaten der Geburtsorte ihrer Kinder auf den linken Oberarm tätowieren lassen. Kann man ja mal machen, aber wirklich schön finde ich das nicht. Überhaupt scheint bei vielen Tattoos die symbolische Aussage mehr zu zählen als die Ästhetik. Der brasilianische Fußballer Neymar trägt (unter anderem) das Bild einer Krone als Zeichen der Macht auf einem seiner Finger. Meiner Meinung nach würde das Tattoo einer kleinen Schwalbe besser zu ihm passen, aber das ist eine andere Geschichte. Auf jeden Fall bot die just entschiedene Fußball-WM wieder ausgiebig Gelegenheit Tattoos jeglicher Couleur und Machart bei den Spielern zu bestaunen.
Wenn’s peinlich wird
Ich selbst trage zwei Jugendsünden auf dem Körper – im zarten Alter von zwölf Jahren habe ich mir mit einer zwirnumwickelten Nähnadel und schwarzer Zeichentusche meine Initialen auf den linken Unterarm gestochen. Heute würde ich gerne behaupten, dass das Ganze auf den Gruppendruck innerhalb meiner Clique zurückzuführen sei, aber ich darf ja nicht schwindeln… tatsächlich war ich mit meiner frühen Faszination für alles Unkonventionelle die treibende Kraft hinter der Aktion. Na ja, zumindest sind die Initialen als Gedankenstütze hilfreich, wenn ich morgens aufwache und mich nicht an meinen Namen erinnern kann. Das zweite Tattoo trage ich auf dem Rücken, wo ich es glücklicherweise nicht selbst sehen kann. Und da ich äußerst selten oben ohne rumlaufe, bleibt es dem Rest der Welt normalerweise auch verborgen. Mit Mitte zwanzig fand ich das halt noch cool und außerdem hatte ich einen Tätowierer in meinem Freundeskreis. Heute würde ich das nicht mehr machen lassen, obwohl ich mittlerweile genauso alt bin wie Kaiserin Sisi, als sie sich im Jahr 1888 auf den Weg in die Hafenkneipe machte.
Tipps für die erste Tätowierung
Wer sich trotz der zu erwartenden Schmerzen (Ja, es tut wirklich weh!) für ein Tattoo entscheidet, sollte folgende Punkte beachten:
Empfehlungen einholen – Nicht einfach das erstbeste Tattoo-Studio aufsuchen, sondern sich von (mit ihrer Tätowierung zufriedenen) Freunden oder Bekannten einen Tätowierer empfehlen lassen.
Auf Hygiene achten – Macht das Tattoo-Studio einen aufgeräumten und sauberen Eindruck? Trägt der Tätowierer Handschuhe und sterilisiert er seine Gerätschaften gründlich? Mangelnde Hygiene ist der häufigste Grund für eine Ansteckung mit Bakterien, Pilzen oder Viren. Im schlimmsten Fall drohen Infektionskrankheiten wie Hepatitis B und C, HIV oder Tetanus.
Auf gute Beratung achten – Ein guter Tätowierer nimmt sich ausreichend Zeit für seine Kunden. Unter Umständen gibt es vor der ersten Tätowierung viele Fragen und das ist auch völlig in Ordnung, schließlich trägst du das Ergebnis ein Leben lang spazieren.
Achtung bei Vorerkrankungen – Wer an einer Hautkrankheit (Neurodermitis), einer Immunschwäche oder Diabetes leidet, sollte sich vor einer Tätowierung vom Arzt seines Vertrauens beraten lassen.
Auf den Profi hören – Nicht jedes Motiv ist für jede Körperstelle gleich gut geeignet und auch die derzeit angesagten „Tiny Tattoos“ (ganz kleine Tattoos) sind nicht immer realisierbar. Im Zweifelsfall lieber auf den Rat des Fachmanns hören.
Gute Nachsorge – Ein Tattoo ist immer eine Verletzung der Haut, die ihre Zeit zum Abheilen benötigt. Während dieser Phase sollte das Tattoo mit einem entsprechenden Mittel gepflegt werden (z.B. Hustle Butter, eine spezielle Creme für frische Tattoos). Direkte Sonneneinstrahlung ist ebenso zu vermeiden wie übermäßiger Kontakt mit Wasser.
Und nicht vergessen: Ein Tattoo ist eine Entscheidung fürs ganze Leben, daher sollten das Motiv und die Körperstelle wohlüberlegt ausgewählt werden. Die spätere Entfernung eines Tattoos mittels Laserbehandlung ist ebenso kostspielig wie schmerzhaft und gelingt nicht in allen Fällen zu 100 Prozent.