Niemand sollte aus Scham auf Möglichkeiten verzichten, die das tägliche Leben erleichtern. Ich habe bereits schon mehrfach im Bekannten- und Verwandtenkreis gehört, dass es manchen Menschen nicht leicht fällt, einen Antrag auf Pflegestufe zu stellen, aus diesem Anlass schreibe ich hier diesen Tipp. Mein Bericht soll lediglich als Anstoß gesehen werden, Leistungen, die möglich sind, auch zu beantragen.
Auf viele kommen in der zweiten Lebenshälfte (und natürlich krankheitsbedingt auch eher) Situationen zu, mit denen sie nicht gerechnet haben:
Plötzlich führen einfache Aufgaben zu Problemen und alltägliche Dinge, die früher mit Leichtigkeit von der Hand gingen, fallen auf einmal schwer. Viele wollen es dann nicht wahr haben und spielen gesundheitliche Probleme runter, damit sie nicht als behindert gelten. Für viele hat das auch mit Scham zu tun, sie schätzen sich falsch ein oder scheuen sich, Leistungen die ihnen vermutlich zustehen, zu beantragen.
Ist man bei täglichen Verrichtungen wie z. B bei der Körperhygiene, täglichen hauswirtschaftlichen Arbeiten wie Putzen, Kochen, Essen, Einkäufen oder Arztbesuchen auf Hilfe angewiesen, besteht unter Umständen bereits der Anspruch auf eine Pflegestufe.
Diese wird mit einem Formular, das die Krankenkasse auf Anfrage zuschickt, beantragt. Dort werden gewissenhaft alle Erkrankungen, Arztprotokolle, Röntgenbilder, Befunde und die Namen der behandelnden Ärzte aufgelistet sowie die verordneten Medikamente und die letzten Krankenhausaufenthalte. Wer sich die Ausfüllung des Antrages nicht alleine zutraut, kann auch einen neutralen Sozialdienst der Krankenkasse oder einen kostenlosen Pflegestützpunkt in Anspruch nehmen.
Geht dieser Antrag bei der zuständigen Krankenkasse ein, wird von dort aus ein Termin für den Besuch des Medizinischen Dienstes der Krankenkasse vereinbart. Während dieser medizinischen Begutachtung wird geprüft, inwieweit ein Anspruch und evtl. auf welche Pflegestufe besteht.
Es können Geld oder Sachleistungen oder auch eine Kombination beantragt werden. Geldleistungen werden z. B. gezahlt, wenn ein Familienangehöriger die Pflege übernimmt.
Es gibt 3 Pflegestufen:
- Bei Stufe I beläuft sich der tägliche Bedarf auf 90 Minuten
- Bei Stufe II auf 3 Stunden
- Bei Stufe III auf 5 Stunden
Seit Januar 2013 ist es auch möglich, die Pflegestufe 0 zu beantragen
Ein Pflegetagebuch ist hilfreich, um den Tagesablauf zu dokumentieren. Für die Pflege demenzkranker Menschen stehen außerdem gesonderte Leistungen zu.
Ausführliche Informationen gibt es natürlich bei den Krankenkassen und auch im Internet kann man sich schlau machen.
Über die Anerkennung einer Pflegestufe ist auch die Beantragung von Hilfsmitteln wie z. B.
- Rollator
- Rollstuhl
- Wannenlift
- Treppenlift
- Behindertengerechter Badumbau etc. möglich
Ich hoffe mein Tipp hilft einigen Menschen, die sich gerade in solch einer Situation befinden. Nur keine Scheu!