Pflegezusatzversicherung - lohnt sich das?

Pflegezusatzversicherung - lohnt sich das?
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Mein Nachbar will umziehen. „Ich geh in den Osten, da sind die Heime billiger,“ sagte er mir im Flur. Später bei Kaffee und Kuchen erzählte er mehr. Er hat eine chronische Krankheit und er weiß, dass er mal pflegebedürftig wird. Jetzt hat er einen Antrag abgeschickt, um einen Pflegegrad zu bekommen. Er ist noch fit, mehr als Pflegegrad 1 bekommt er wohl nicht. Aber er ist clever. Er zieht erst mal in eine kleine Wohnung in Thüringen. Dort sind die Pflegeheime billiger, viel billiger als in München. Hier kostet ein Heimplatz im Schnitt 3.400 Euro. Da muss man viel Geld selbst zuzahlen, bis zu 2000 Euro. In Thüringen nur 900 Euro. „Das schaffe ich mit meiner Rente“, sagt mein Nachbar.

Da habe ich mir Gedanken gemacht. Pflegezusatzversicherung war das Stichwort. Meine Mutter hat das schon miterlebt bei ihrer besten Freundin, die nach einem Unfall jetzt mit dem Rollator durch die Wohnung geht. Sie hat ihr geholfen, eine Pflegezusatzversicherung zu suchen. Sie hat nur eine gefunden, die keine Altersgrenze hat und keine Gesundheitsprüfung macht. Aber mit Wartezeit. Die Freundin kann erst Leistungen bekommen, wenn sie 5 Jahre lang die Monatsbeiträge bezahlt hat.

Schon jetzt an die Altersvorsorge denken

Es ist wichtig, frühzeitg ans Alter zu denken. Für die Rente und für eine mögliche Pflege sollte man vorsorgen. Heutzutage sind nur 15 Prozent aller alten Menschen im Pflegeheim. Dann ist es ja möglich, dass man selbst verschont bleibt! Doch wie ist die Situation im Jahr 2050? Beim Thema Pflegebedürftigkeit kann man nichts richtig einschätzen. Auch durch einen Unfall kann man pflegebedürftig werden, nicht nur durch das Alter. Und der kann schon morgen passieren.

Soll ich eine oder soll ich keine Pflegezusatzversicherung abschließen? Wenn ich mit 85 noch fit und selbstständig bin, dann habe ich viel Geld für nichts bezahlt. Wenn ich dann aber 5 Jahre im Pflegeheim bin, bekomme ich jeden Monat eine schöne Summe. Vielleicht nur das, was ich eingezahlt habe, vielleicht mehr.

Die gesetzliche Pflegeversicherung

Jeder, der krankenversichert ist, bekommt für die Pflege im Heim einen Kostenzuschuss von der Pflegekasse (das ist eine Abteilung der Krankenkasse). Dieser gesetzliche Zuschuss ist nicht besonders hoch. ABER: die Heimkosten sind viel höher. Den Rest muss der Pflegebedürftige von seinem Einkommen (Rente, Pension) und von seinem Vermögen bezahlen. Auch Wohneigentum muss verkauft oder vermietet werden, um zusätzliches Geld zu haben. Die eigenen Kinder müssen zuzahlen. Wenn nichts mehr geht, zahlt das Sozialamt. Das ist die Realität, die Angst macht. Viele verdrängen das Thema. Die meisten denken: Mir passiert das nicht, ich komme nicht ins Heim. Doch da kann man sich irren.

Zusätzliches Geld mit privater Pflegeversicherung

Eine Pflegezusatzversicherung ist eine private Versicherung. Das heißt, man bekommt damit zusätzlich Geld zum Kostenzuschuss der Pflegekasse. Ein Beispiel: Die Freundin meiner Mutter hat Pflegegrad 3. In 5 Jahren kommt sie vielleicht in ein Pflegeheim. Die gesetzliche Pflegekasse übernimmt 1.262 Euro von den Heimkosten. Die private Versicherung zahlt 720 Euro dazu, zusammen sind das 1.982 Euro (Stand 2017). Der Heimplatz kostet 3.200 Euro. Es bleibt ein Rest von 1.218 Euro. Mit ihrer Rente kann sie das schaffen. Sind die Heimkosten in 5 Jahren aber höher, wird es schon knapp. Denn etwas Taschengeld möchte sie auch haben für Friseur, Nagelpflege und Schokolade.

Unterschiedliche Versicherungen

  • Es gibt eine geförderte Pflegezusatzversicherung für alte und kranke Menschen ohne Gesundheitsprüfung. Der Staat zahlt 5 Euro monatlich dazu und jeder kann sie beantragen. Man muss 5 Jahre lang einzahlen, ohne Leistung zu bekommen. Diese Versicherung heißt „Pflege-Bahr".
  • Es gibt Versicherungen, die machen eine leichte Gesundheitsprüfung. Die sind teuer z. B. Allianz, Württembergische und RV. Die preiswerten haben auch eine Wartezeit z.B. 3 Jahre bei Münchner Verein.
  • Es gibt Versicherungen, die machen eine sehr umfangreiche Gesundheitsprüfung, die sind dann günstiger, z. B. Concordia und HanseMerkur.
  • Es gibt Versicherungen, die verdoppeln alle Zuschüsse von der gesetzlichen Pflegekasse, auch den Zuschuss zu barrierefreien Umbauten in der Wohnung bei ambulanter Pflege, z. B. UniVersa.
  • Es gibt Versicherungen, die kombinieren den „Pflege-Bahr“ mit eigenen Angeboten. Dann fällt die 5-jährige Wartezeit weg. Die sind nicht günstig, aber bezahlbar. Z. B. HUK-Coburg, Debeka, Bayerische Versicherungskammer.

Tipps:

Die Einzelheiten in den Versicherungsangeboten sind schwer zu verstehen, z. B. Tagesgeld, Monatsgeld, prozentualer Anteil davon als Zusatzleistung usw. Deshalb ausführliche Beratung suchen und verschiedene Angebote vergleichen!

Wer Geld übrig hat vom Einkommen, sollte ab 50 mit der privaten Pflegezusatzversicherung anfangen. Dann ist man meistens gesünder als mit 65. Und sie viel billiger, so  um die 40 Euro monatlich. Dafür vielleicht auf etwas anderes verzichten, z.B. auf Zigaretten oder auf Marken-Klamotten. Wer weiß was so passiert im Leben ... Man weiß es eben nicht.

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19 Kommentare

wir haben beide vor Jahren eine private Pflegeversicherung abgeschlossen. sie ist nicht gerade billig aber wir wollen unseren Kindern mal nicht zu sehr auf der Tasche liegen.Und sie zahlt bei Pflegs zuhause oder im Heim.
Momentan ist es ja so, dass das Landratsamt die Kosten für ein Pflegeheim übernimmt, wenn man selbst nicht dafür aufkommen kann. Ein Antrag muss natürlich gestellt werden und die Pflegestufen entsprechend bewilligt worden sein. Dann bekommt man sogar noch ein kleines Taschengeld dazu.

Aber wer weiß, was Morgen sein wird... ?! Da stimme ich zu.
@ebenich: Es ist wohl die Abteilung für Sozialhilfe beim Landratsamt, die die Pflegekosten erst mal übernimmt. Nach dem Tod des Pflegebedürftigen bekommen die Kinder einen Brief mit den Kosten, die sie nach Abzug von Freibeträgen zurückzahlen müssen. So habe ich es mal gelesen. Vielleicht ist das in dem Bundesland, wo Du lebst anders. Dann ist das ja toll! Mit Taschengeld!

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