Ältere Frau, jüngerer Mann. Na und?

Ältere Frau, jüngerer Mann. Na und?
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Die junge Sprechstundenhilfe in der HNO-Praxis bedachte uns mit einem Blick, den man mit einigem Wohlwollen als gerührt bezeichnen könnte. „Das ist aber schön“, sagte sie, „dass der Sohn die Mutti zum Arzt begleitet.“ Ich spürte, wie sich meine rechte Körperseite schlagartig um ein paar Grad erwärmte. Das lag daran, dass rechts neben mir nicht meine Mutti, sondern meine Verlobte stand. Und die kochte. Man muss der Sprechstundenhilfe zugutehalten, dass wir zum ersten Mal in der Praxis waren und sie uns nie zuvor gesehen hatte. Das ist aber auch schon alles, was mir zu ihrer Entschuldigung einfällt.

Gut, meine Verlobte ist zwölf Jahre älter als ich. Trotzdem: Ich denke nicht, dass die Sprechstundenhilfe zu Richard und Cathy Lugner gesagt hätte: „Och wie süß, der Opa kommt mit seiner Enkelin.“ Ja, ich weiß, dass Cathy schon wieder die Ex ist, das stand letztens in der „Bunte“, aber mir hat das Beispiel einfach so gut gefallen. Ihr könnt Richard Lugner jederzeit durch Oskar Lafontaine (26 Jahre älter als seine Frau), Bruce Willis (23 Jahre älter…) oder Peter Maffay (38 Jahre älter…) ersetzen. Alles normal, oder? Zumindest ist es gesellschaftlich anerkannt, dass ältere Männer sich jüngere Frauen angeln. Oder von ihnen geangelt werden? Wie dem auch sei. Ich glaube schon, dass Bruce Willis auch ohne sein fettes Bankkonto bei jungen Frauen gut ankommen würde. Speziell, wenn er (wie üblich) sein zerrissenes Unterhemd trägt. Aber Ex-SPD-Oscar oder Sieben-Brücken-Peter haben jetzt nicht wirklich den Sechser im Gen-Lotto gewonnen und ihre Attraktivität lässt sich am ehesten in einer Zahl mit vielen Nullen ausdrücken.

Eins kann ich schon mal klarstellen: Um Geld geht es bei meiner Verlobten und mir definitiv nicht. Manchmal eher um kein Geld, aber das ist eine andere Geschichte. Wenn ich jetzt etwas schwülstig werde, bitte ich das zu entschuldigen, aber immer wenn es um meine Liebste geht, gerate ich ins Schwärmen. Wir sind einfach Seelenverwandte. Ein seltenes Geschenk der Liebe und folgerichtig haben wir uns bereits vier Wochen nach unserem ersten Treffen verlobt. Das war im Herbst 2011. Logischerweise war sie auch damals schon zwölf Jahre älter als ich, aber Hey: Wen interessiert’s? Uns bestimmt nicht, unsere Umwelt dafür umso mehr. Zum Glück befinden wir uns in bester Promi-Gesellschaft und gemeinsam mit Iris Berben, Katharina Thalbach, Caroline Beil und Heidi Klum werden wir als Speerspitze eines neuen Trends den Weg für unkonventionelle Paare wie uns ebnen. Diese Ladys haben nämlich alle einen deutlich jüngeren Mann und zeigen ihn auch gerne in der Öffentlichkeit. Allerdings kommt hier der Promi-Bonus ins Spiel: Jeder weiß, dass es sich um den Mann/Partner/Lover handelt und NICHT um den Sohn. Diesen Bonus haben wir beide leider nicht.

Ich bin mit einem relativ dicken Fell gesegnet, Gott sei Dank. Meine Verlobte im Grunde genommen auch, außer…sie wird für meine Mutter gehalten. Das ist schon mehrfach passiert und hat jedes Mal für emotionale Aufruhr in unserem ansonsten äußerst harmonischen Miteinander gesorgt. Nach dem letzten Vorfall dieser Art in einer Boutique („Ach, dass der Sohn die Bluse bezahlt ist aber reizend…“) hatten wir die Faxen echt dicke. Strategien mussten her, um solchen Situationen vorzubeugen. Wir haben daraufhin Ideen gesammelt und sie im Berliner Alltag auf ihre Praxistauglichkeit getestet. Apropos Berlin: Selbst hier, wo das schrill Außergewöhnliche beinah schon zum guten Ton gehört, fallen wir als Paar auf. Und das will ECHT was heißen. Aber zu unseren Strategien:

Offensiv sein!

Viele Situationen lassen sich bereits im Vorfeld entschärfen, wenn man klare Ansagen macht. „Mein Name ist Kriss M. und das ist meine Verlobte.“ Punkt. Wirkt überall dort, wo man zum ersten Mal gemeinsam ist, ob in der Arztpraxis oder bei einem Beratungsgespräch in der Bank.

Paarsignale setzen!

Nein, wir knutschen (normalerweise) nicht wild in der U-Bahn herum, aber unsere klare Körpersprache gibt unmissverständlich zu erkennen, dass wir ein Liebespaar sind. Außerdem gehen wir gerne Hand in Hand oder umarmen uns auch in der Öffentlichkeit.

Verbale Zeichen!

Unsere Kosenamen sind privat und bleiben es auch (wir sind noch bei den kleinen Tieren, man weiß ja: je größer die Tiere werden…). Aber ein „SCHATZ, packst du schon mal ein, ich zahle noch schnell“ an der Supermarktkasse beugt schrägen Bemerkungen vor. Und ja, es gibt tatsächlich Kassiererinnen, die sich bemüßigt fühlen alles zu kommentieren, inklusive dem vermeintlichen Mutter-Sohn-Verhältnis ihrer Kunden. So geschehen bei Netto.

Zum Glück müssen wir uns für keine dieser Verhaltensweisen verstellen oder fühlen uns komisch dabei. Authentizität ist das Schlüsselwort: Wir lieben uns und jeder darf es sehen. Mittlerweile strahlen wir das Paar-sein anscheinend so stark aus, dass es seit dem Boutiquen-Vorfall zu keiner Mutter-Sohn-Verwechselung mehr gekommen ist. Für manche einsamen Neider vielleicht zu stark: So hat neulich eine typische Wilmersdorfer Witwe auf dem Kudamm meiner Liebsten im Vorbeigehen ein „Empörend“ ins Ohr gezischt. Natürlich haben wir Händchen gehalten. :)

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