Alles zum Heulen?

Alles zum Heulen?
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Kurz in eigener Sache vorweg: Es handelt sich bei folgendem Beitrag weder um einen Tipp zum besseren Weinen, noch darum wie man das Weinen vermeiden kann. Auch das Entfernen von Tränenflecken aus empfindlichen Textilien wird keine Rolle spielen. Soll heißen: Es gibt überhaupt keine Tipps. Das einzige Anliegen dieses Textes ist es, Wissenswertes über das Phänomen des Weinens zu vermitteln.

Frauen weinen. Männer auch.

Hand aufs Herz: Wann habt ihr das letzte Mal so richtig geweint? Und warum? Stellt man diese Frage im realen Leben einer repräsentativen Auswahl von Menschen, wird schnell klar: Frauen weinen häufiger als Männer. Oder fällt es ihnen vielleicht nur leichter, es zuzugeben?

Der Mensch ist das einzige Lebewesen auf diesem Planeten, das emotionale Tränen weint. Auslöser für die salzigen Tropfen sind kulturelle Regeln und Hormone, die dem Weinen einen evolutionären Sinn verleihen. Tränen sind oft verräterisch und auch der Versuch sie zu verbergen, bleibt meist nicht unbemerkt. Sie offenbaren die Gefühlslage eines Menschen unmittelbar und direkt. Jemand der weint ist traurig oder gerührt, wütend, glücklich oder ganz einfach verzweifelt. Das gilt natürlich nur für echte Tränen. Gespielte Tränen, im Volksmund auch „Krokodilstränen“ genannt, sind in der Regel ein Versuch sein Gegenüber zu manipulieren.

Verschiedene Arten von Tränen

Neben den bereits erwähnten „emotionalen Tränen“ gibt es zwei weitere Tränenformen, die sich in Ursache und Zusammensetzung voneinander unterscheiden.

  • Reflektorische Tränen werden durch eine äußere Fremdeinwirkung ausgelöst. Das passiert beispielsweise beim Zwiebelschneiden, wenn Rauch das Auge stört oder bei starkem Luftzug.
  • Basale Tränen haben eine Schutzfunktion, sie halten das Auge feucht und reinigen es.

Grundsätzlich besteht Tränenflüssigkeit aus Wasser, Elektrolyten, Enzymen, Lipiden, Stoffwechselprodukten und Proteinen. Allerdings kommen diese Bestandteile bei den einzelnen Tränenformen in unterschiedlichen Mengenverhältnissen vor. So besitzen „Reflextränen“, wie sie durch das von Zwiebeln freigesetzte Reizgas aus Schwefelverbindungen ausgelöst werden, einen deutlich höheren Wasseranteil als emotionale Tränen.

Weinen in Zahlen und Fakten

Die Gesellschaft für Konsumforschung hat 2.000 Menschen ab einem Alter von 14 Jahren nach ihrem Weinverhalten befragt. Demnach haben zwei Drittel aller Deutschen in den vergangenen 12 Monaten mindestens einmal echte Tränen geweint. Mit 83 Prozent liegen die Frauen eindeutig vorn. Nur gut die Hälfte, nämlich 43 Prozent der Männer gaben an, im letzten Jahr geweint zu haben. Als Grund für die Tränen wurden folgende Punkte am häufigsten genannt:

  • Verlust einer nahestehenden Person
  • Streit in der Partnerschaft
  • Erschöpfung und Stress
  • körperliche Schmerzen
  • rührende Filmszenen
  • Wut und Verzweiflung
  • Freude und Glück

Etwas konkreter nachgefragt wurde in einer Studie der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG). Die Fachgesellschaft für Augenheilkunde wollte genaue Zahlen hören und hat ermittelt, dass Männer sechs bis 17 Mal, Frauen bis zu 64 Mal pro Jahr weinen. Nicht ohne Grund wurde in beiden Studien die untere Altersgrenze auf 14 Jahre festgelegt: Bis zum dreizehnten Lebensjahr weinen Jungen und Mädchen noch gleich häufig. Als Ursache für die ab diesem Alter häufigeren Gefühlsausbrüche von Mädchen vermuten Wissenschaftler die in der Pubertät beginnende Produktion des Milchbildungshormons Prolaktin.

Abschließend noch die recht interessanten Ergebnisse einer Studie des niederländischen Forschungszentrums TNO, nach der am häufigsten in wohlhabenden Ländern geweint wird. Die Forscher vom TNO führen das auf ein höheres Maß an Toleranz und eine größere Meinungsfreiheit zurück. In Schweden und Brasilien leben die am häufigsten weinenden Frauen, in Italien hingegen gibt es die meisten weinenden Männer. Deutschland liegt in diesem tränenreichen Ranking auf Platz drei.

Warum weinen Frauen häufiger als Männer?

Frauen fangen an zu schluchzen, wenn Clint Eastwood und Meryl Streep in dem Film „Die Brücken am Fluss“ nicht zueinander finden. Männer vergießen Tränen, wenn die deutsche Nationalelf bei der Fußball WM rausfliegt. Klischee oder Tatsache? Natürlich gibt es Männer, die extrem „nah am Wasser gebaut“ sind und Frauen die so gut wie nie weinen. Aber aufs große Ganze gesehen, weinen Frauen tatsächlich schneller und öfter.

Der häufigste Erklärungsansatz dafür ist natürlich die verschiedene Erziehung. In den meisten westlichen Ländern werden Jungen noch zum „Starksein“ erzogen und Tränen gelten als unmännlich. Mädchen hingegen gelten per se als emotionaler und dürfen Gefühle offener zeigen. Auch das bereits oben erwähnte Hormon Prolaktin spielt eine Rolle, indem es die Wein-Hemmschwelle bei Frauen deutlich senkt.

Es könnte aber auch einen entwicklungsgeschichtlichen Hintergrund geben: Als der Mann noch ein reiner Jäger war, wären Tränen unter Umständen lebensgefährlich gewesen. Wer auf der Jagd nicht hochkonzentriert, sondern emotional war, lebte gefährlich. Eine typische Schlagzeile der in Stein gemeißelten Zeitung „Neandertal-News“ hätte dann folgendermaßen lauten können „Mann von Säbelzahntiger gefressen – Tränen verschleierten seinen Blick.“

Ein weiterer möglicher Grund: Frauen arbeiten weitaus häufiger in sozialen Berufen als Männer. Dabei spielen Emotionen eine große Rolle und Tränen werden in diesen Arbeitsfeldern weniger tabuisiert. Vereinfacht gesagt: Altenpflegerinnen und Krankenschwestern haben häufiger einen Grund zu weinen als Lkw-Fahrer oder Fliesenleger.

Als letzte und besonders unschöne Erklärung kommt die Tatsache ins Spiel, dass Frauen wesentlich häufiger Opfer von häuslicher Gewalt oder sexuellen Übergriffen werden als Männer. Die daraus resultierende Hilflosigkeit und Wut entlädt sich dann oft durch Weinen.

Das sind natürlich alles nur trockene Erklärungsversuche für ein sehr emotionales und weitgehend unerforschtes Gebiet des menschlichen Verhaltens. Vielleicht hat Eric Clapton mit seinem wundervollen Song „Tears in Heaven“ aber auch schon alles Wichtige dazu gesagt…

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