Emoticons & Emojis: Die Kunst des digitalen Lächelns

Emoticons & Emojis: Die Kunst des digitalen Lächelns
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Wie alles begann

Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das mit seiner ... SCHNITT, falscher Film. ? Also nochmal: Wir schreiben das Jahr 1982. Im amerikanischen Pittsburgh sitzt der Informatik-Professor Scott E. Fahlman an seinem Computer und schreibt Nachrichten in einem Bulletin-Board, dem Vorläufer des heutigen Diskussionsforums. Wenn seine Kommentare witzig, ironisch oder sarkastisch gemeint sind, benutzt er die Zeichenfolge :-) als Signal für „Achtung, Humor“.

Seine Idee verbreitet sich rasant in dem Bulletin-Board, und auch sein zweiter Vorschlag, die Zeichenfolge :-( als Ausdruck für Trauer oder Wut zu verwenden, entwickelt schnell ein Eigenleben. Heutzutage würde man die Verbreitung dieser ersten Emoticons wohl „viral“ nennen, aber 1982 liegt das World Wide Web noch sieben Jahre in der Zukunft. Im damals aktuellen Internet-Vorläufer „Arpanet“ sind weltweit lediglich einige Hundert Rechner miteinander vernetzt.

Emoticon - Eine Begriffsklärung

Bei der Bezeichnung Emoticon handelt es sich um ein sogenanntes „Portmanteauwort“, zusammengesetzt aus den englischen Begriffen Emotion (Stimmung, Gefühl) und Icon (Symbol). Verwendung finden Emoticons vor allem in der lockeren, digitalen Kommunikation, beispielsweise in Chats, SMS, Diskussionsforen und E-Mails. Sie dienen dem Ausdruck eines Gefühls, einer Stimmung oder eines Gemütszustands. Mit wenigen Zeichen kann dem Empfänger einer Nachricht der emotionale Kontext des Absenders verständlich gemacht werden. Die nur aus den Zeichen der Tastatur bestehenden Emoticons stammen aus der Zeit, in der ausschließlich Textmitteilungen per Computer oder Handy verschickt werden konnten.

Der Begriff Emoticon wird nicht einheitlich verwendet. Einerseits werden damit Symbole bezeichnet, die nur aus ASCII-Zeichen (American Standard Code for Information Interchange), also dem gebräuchlichen Zeichensatz bestehen. Bekanntestes Beispiel: :-) Andererseits und irreführenderweise wird der Begriff aber auch oft für die sogenannten „Smiley-Unicode-Zeichen“ (Unicodeblock Smileys) verwendet, wie sie hier bei Frag-Mutti in den Kommentaren zum Einsatz kommen. Hier wäre eigentlich der Begriff Emoji korrekt, zu dessen Bedeutung wir jetzt kommen.

Aus Emoticons werden Emojis

In den frühen 1990er Jahren arbeitet der Japaner Shigetaka Kurita als Entwickler bei NTT DoCoMo, dem größten Mobilfunkanbieter Japans. Ihm kommt die Idee, dass in Kurznachrichten mit begrenzter Zeichenzahl die Verwendung einfacher Bildsymbole die Verständigungsmöglichkeiten verbessern könnte. Ein Geniestreich und die Geburtsstunde der Emojis.

Ein Emoji ist ein sogenanntes „Ideogramm“ (Bildschriftzeichen) mit dem komplexe Gefühle und Befindlichkeiten visualisiert werden können. In einem echten Gespräch achten Menschen etwa zu 70 Prozent auf die Körpersprache ihres Gegenübers, also deutlich mehr als auf das wörtlich Gesagte. Emojis können im digitalen Gespräch (Chat, SMS etc.) die körperliche Abwesenheit des Gesprächspartners ein Stück weit ausgleichen.

Im Oktober 2010 wurden Emojis in den Unicode-Katalog aufgenommen, um eine international einheitliche Kodierung der Bildzeichen zu ermöglichen. Jedem Emoji ist ein Code aus Buchstaben und Zahlen zugeordnet, der von Computern weltweit erkannt und in ein Emoji „übersetzt“ wird. Ihr findet die Unicodes aller international anerkannten Emojis in der Sammlung der Datenbank http://emojipedia.org/ nach Kategorien geordnet. Dazu wird die korrekte Bedeutung erklärt und verwandten Emojis vorgeschlagen.

Ein Beispiel: Das Emoji „Pile of Poo“ ? gehört laut emojipedia zu den weltweit beliebtesten und dürfte den meisten von euch bekannt sein (doch, ich habe es hier schon in diversen Kommentaren gesehen). Der Unicode des (wörtlich übersetzten) „Kackehaufens“ lautet U+1F4A9. Richtig interessant wird es aber, wenn man sich die mit dem „Pile of Poo“ angeblich verwandten Emojis anschaut. Das ? ist ja noch nachvollziehbar, aber bei ? (Softeis) bin ich dann doch ins Grübeln gekommen. ?

Verwirrung der Gefühle

Solange vom Sender nur die beiden Ur-Emoticons :-) und :-( benutzt werden, ist die damit übermittelte Botschaft für den Empfänger leicht zu deuten. Schwierig wird es, wenn Emojis mit einer unklaren Bedeutung verwendet werden, oder wenn Sender und Empfänger einer Nachricht aus verschiedenen Kulturkreisen stammen. Das Emoji „Face With Steam From Nose“ mit dem Unicode U+1F624 sieht so aus: ? …und steht im asiatischen Raum für Triumph. In der westlichen Welt wird es hingegen als Ausdruck für Wut verwendet.

Auch das Emoji „Flushed Face“ sorgt oft für Verwirrung. Es hat den Unicode U+1F633, soll Beschämen symbolisieren und sieht in meinem Schreibprogramm so aus:

Emoji „Flushed Face“ schwarz/weiß

Was hier in MS-Word mit ein wenig Phantasie noch richtig interpretiert werden kann, verwandelt sich auf dem Apple iPhone in ein Gesicht des ungläubigen Staunens:

Emoji „Flushed Face“ bei Apple

Bei Google wird’s zum amüsierten Gespenst:

Emoji „Flushed Face“ bei Google

Microsoft wirkt etwas ungläubig:

Emoji „Flushed Face“ bei Microsoft

Samsung macht daraus, tja ähmm, entscheidet selbst:

Emoji „Flushed Face“ bei Samsung

und LG schickt das Emoji direkt ins Bett:

Emoji „Flushed Face“ bei LG

Um etwaige Verwirrungen bei euren digitalen Gesprächspartnern zu vermeiden, könnt ihr euch bei emojipedia alle Darstellungs-Varianten auf den verschiedenen Betriebssystemen anschauen.

Ich hoffe dieser kleine Ausflug in die Hintergründe der neuen „Weltsprache“ (O-Ton „stern“) hat euch gefallen und sage: ? von dem ✍️ !

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