Gespräch mit Trauernden bzw. Angehöriger Schwerkranker

Gespräch mit Trauernden bzw. Angehöriger Schwerkranker

Immer wieder hört man von Trauernden, die gerade einen nahe stehenden Menschen verloren haben, dass sie zusätzlich zu dem Verlust des geliebten Menschen auch einige Freunde verloren haben. Gerade wenn man besonders trostbedürftig ist, ziehen sich viele zurück. Das mag daran liegen, dass viele nicht wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen, bzw. was man sagen soll. War es vorher so einfach, ein Gespräch zu beginnen mit der Frage "Wie geht es Dir?" oder wenn man sich auf der Straße trifft "Alles klar?", sind diese Fragen jetzt vielleicht unangebracht. Deshalb sagen viele lieber nichts.

Nur Mut, lasst die Betroffenen nicht gerade jetzt alleine, gerade jetzt braucht man seine Freunde/ Bekannten usw. mehr denn je. Keiner erwartet, dass man perfekt ist! Versucht es einfach; man kann ein Gespräch z.B. beginnen mit der Frage "Was machst Du gerade?" oder einfach sagen "ich denke gerade an Dich". In der Regel erzählt der/die Trauernde gerne von sich selber bzw. von dem Verstorbenen.

Dasselbe gilt auch für Angehörige von Schwerkranken, auch da ziehen sich oft die Freunde zurück, da sie nicht einschätzen können, ob man überhaupt willkommen ist, ob derjenige sich unterhalten mag oder sich lieber zurückzieht. Eine Freundin von mir hat das Problem bei ihrer Nachbarin, die ihren schwerkranken Mann zu Hause pflegt, folgendermaßen gelöst: sie hat angeklingelt mit einem Kuchen in der Hand und gefragt: "möchtest Du den Kuchen lieber alleine essen oder mit mir zusammen?" Die Nachbarin hat sich für letzteres entschieden und erinnert sich heute noch gerne an die nette Geste und das nette Gespräch.

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17 Kommentare

Ich finde Deine Hinweise gut, aber ich glaube man braucht doch noch eine Portion Mut dazu, eben weil man nicht weis wie der Betroffene reagiert. Aber ich gebe Dir recht man sollte es versuchen und die Betroffenen nicht allein lassen.
Danke für den Anstoss
Ich kann nur aus eigener Erfahrung bestätigen, dass es auch in solch schwieriger Situation sehr gut tut, wenn man von Freunden, Bekannten und Nachbarn angesprochen wird.
Wenn man gerade keine Zeit zum Reden hat, dann ersucht man ohnehin um Verständnis, aber in der Regel lenkt es einen auch ein wenig ab vom eigenen Kummer und das Gefühl der Anteilnahme der Anderen an seinem Schicksal ist auch sehr trostreich.
Ja, es tut gut, wenn die Trauernden spüren, daß ihre Trauer von anderen geteilt und auch verstanden wird. Eine spontane Umarmung einer Nachbarin ist meiner Mutter heute noch in Erinnerung, als sie die Todesnachricht ihres Vaters bekam - vor vielen, vielen Jahren. Man kann auch ruhig offen sagen, "ich weiß gar nicht, was ich sagen soll - es ist so traurig und ich denke so viel an euch", das reicht. Man braucht keine klugen Worte oder pseudo-trostreichen Ausführungen. Ein bißchen Wärme und Mitgefühl reichen schon sehr weit.

Noch wichtiger: auch nach langer Zeit können Trauernde noch sehr leiden. Wenn die Umwelt dann davon ausgeht, "na, die müssen jetzt aber drüber weg sein", kann das sehr wehtun. Den Verlust eines Kindes oder geliebten Partners verwindet man nie. Auch nach Jahren kann die Wunde entsetzlich schmerzen. Wer dafür Verständnis hat und nicht in seinem Verhalten zu verstehen gibt "genug mit der Wehleidigkeit" (wie es tatsächlich manchmal geschieht), der tut dem Gegenüber einen riesigen Gefallen. Diese Gefühle sind nicht kontrollierbar, und die Umwelt sollte das akzeptieren und ihnen Raum geben.

Manche Leute zB haben kein Verständnis für Unglücksfälle, die ihnen selbst nicht zugestoßen sind - Frauen, die um eine Fehl- oder Totgeburt trauern, können davon ein Lied singen. Wie oft hören sie, "na ja, in einem Jahr hast du ein neues Kind" oder "es war doch ncoh kein richtiger Mensch" oder so. Manche Taktlosigkeiten machen einen sprachlos. Solche Aussagen trösten nicht, sie tun weh, weil sie das verstorbene Kind praktisch auslöschen. Drum sollte man sie sich verkneifen und die Trauer der Eltern respektieren, nicht verkleinern, auch wenn man es eigentlich gut meint.

Es tut Hinterbliebenen auch oft sehr wohl, wenn man ihnen Dinge vom Verstorbenen erzählt, die sie nicht wissen. Das macht den Toten ein bißchen lebendig, wenn man neue Informationen über ihn bekommt, eine Geschichte hört, die man noch nicht kannte.

Wenn Trauernde oder Schwerkranke ein Gespräch ablehnen oder nicht führen können, sollte man nicht beleidigt sein, sondern dem Gegenüber das Gefühl geben, daß man Verständnis hat und ihn nicht verurteilt. Da muß man das eigene Ego hintanstellen.

Elisabeth Kübler-Ross´ Bücher über den Prozeß der Trauer sind sehr gut und haben mir viele Erkenntnisse gebracht.

Sorry für den Roman, aber das Thema liegt mir gerade aus persönlichen Gründen sehr am Herzen.

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