Körpersprache: Wenn der Körper spricht

Körpersprache: Wenn der Körper spricht
Lesezeit ca. 2 Minuten

Neulich habe ich die vier großen Schubladen in meinem Schreibtisch aufgeräumt. Drei davon waren recht schnell abgehakt, aber die vierte hatte es im wahrsten Sinne des Wortes „in sich“. Wenn ich nicht weiß, wohin mit irgendeinem Kleinteil, einem Stück Paketschnur (könnte man ja nochmal brauchen) oder sonst etwas, landet es über kurz oder lang in dieser Schublade des Grauens. Ich nahm jedes Teil einzeln heraus, wog es in der Hand und hörte in mich hinein, ob es tokimeku ist. Tokimeku ist japanisch, bedeutet so viel wie „was das Herz hüpfen lässt“ und ist neben „hyggelig“ eins der schönen neuen Trendwörter.

Die meisten Dinge aus dem Bauch der Schublade waren definitiv nicht tokimeku und flogen in den Müll. Plötzlich hatte ich ein Urlaubsfoto von 2004 in der Hand: Ich an einem bulgarischen Strand. Nach diesem Urlaub habe ich beschlossen nie wieder in ein Land zu fahren, dessen Sprache ich nicht spreche und in dem große Teile der Bevölkerung (zumindest in den ländlichen Regionen) des Englischen nicht mächtig sind. In Bulgarien habe ich viel mit meinen Händen und Füßen geredet, aber da ist der Sprachschatz doch recht schnell erschöpft. Am meisten irritiert hat mich damals, dass die Bulgaren nicken, wenn sie „Nein“ meinen und ein Kopfschütteln „Ja“ bedeutet. Um das zu verinnerlichen, haben die zwei Wochen Urlaub nicht gereicht.

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Auf jeden Fall brachte mich besagtes Foto auf das Thema „Körpersprache“ und voilà: Damit sind wir schon mittendrin. Ich sehe vor meinem inneren Auge einige von euch die Achseln zucken, was frei übersetzt bedeutet: „Und, wen interessiert’s?“. Oder ihr rollt mit den Augen und denkt „Schon wieder ein Beitrag ohne Tipps“. Wer weiß… Schulterzucken und Augenrollen passen auf jeden Fall schon mal prima zum Thema.

Wusstet ihr, dass laut einer Studie des US-amerikanischen Psychologieprofessors Albert Mehrabian der Gesamteindruck, den man von seinem Gegenüber hat, zu 55 Prozent durch dessen Körpersprache bestimmt wird? Mich erstaunt diese Zahl, allerdings erklärt sie, warum ich manche Menschen spontan nicht leiden kann, obwohl sie noch kein Wort gesagt haben. Worte werden anscheinend eh überschätzt. Laut Mehrabian haben Worte nur den verschwindend kleinen Anteil von 7 Prozent am Gesamteindruck. Der Tonfall, also wie etwas gesagt wird, bringt es immerhin auf 38 Prozent. Dabei deuten die meisten von uns die Körpersprache der anderen intuitiv.

Menschen, die sich wissenschaftlich mit dem Thema beschäftigen, können Gestik oder Mimik genau analysieren und das „Nichtgesagte“ dahinter erkennen. Viele Personalchefs sind im Deuten von Körpersprache geschult und erfahren in einem kurzen Vorstellungsgespräch mehr über einen Bewerber als dem vielleicht recht ist. Das geht bei der Begrüßung los und hört beim Händedruck zum Abschied auf. Wenn euch das Thema interessiert, schreibt es in die Kommentare. Ich würde dann einen eigenständigen Beitrag über „Die richtige Körpersprache im Vorstellungsgespräch“ schreiben.

Eine „deutsche“ Geste hat es mittlerweile zu Weltruhm gebracht: Die sogenannte Merkel-Raute. Unsere Kanzlerin nutzt diese (auch als Machtdreieck oder Schneepflug bekannte) Handhaltung sehr häufig. Mit Absicht? Experten sagen ja. Sie hält dabei die Unterarme parallel zum Boden nach vorn gestreckt, und ein Prinzip der Körpersprache lautet: Abwärts gerichtete Linien, beispielsweise herabhängende Arme, machen einen weniger aktiven Eindruck als waagerechte oder nach oben führende Linien. Ich erinnere mich gerade an eine kurze Szene im TV, bei der Angie während eines Fußballspiels der deutschen Nationalelf, die Arme im Torjubel nach oben streckt, beide Fäuste geballt. DAS wäre vielleicht die richtige Körpersprache im Wahlkampf gewesen. Aber bevor ich hier in politische Gefilde abdrifte und am Ende noch über die Körpersprache von Mr. Trump schreibe (ein weeeeeites Feld), lieber noch eine Anekdote:

Im letzten Frühjahr hat Andre Agassi zum ersten Mal öffentlich darüber gesprochen, wie seine überragende Siegesserie gegen Boris Becker zustande gekommen ist. Nach drei verlorenen Spielen gegen den rotblonden Wunderknaben hat er stundenlang Aufzeichnungen der Spiele analysiert und Beckers wunden Punkt entdeckt: Der Leimener streckte vor jedem seiner gefürchteten Aufschläge die Zunge ein kleines Stück durch die Lippen – und zwar genau in die Richtung, in die er den Ball servieren wollte. Nachdem Agassi das herausgefunden hatte, gewann er zehn von den insgesamt elf Duellen, die noch folgten. Aber anscheinend hat Boris daraus nicht allzu viel gelernt – es fällt ihm immer noch schwer, seine Zunge im Zaum zu halten.

So, es ist schon spät und mein Körper hat gerade laut und deutlich mit einem Gähnen zu verstehen gegeben: Zeit fürs Bett. DAS ist Körpersprache, die sogar ich verstehe…

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38 Kommentare

Wiedermal sehr treffend geschrieben..👍
Ich habe mir auch schon sagen lassen müssen: guck nicht so böse, ja manchmal kann Frau sich einfach nicht verstellen.
Du hast mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert mit deinem Beitrag vom Bulgarien- Urlaub.
Entschuldigung, aber wo ist der Tipp?😟
@elisralf: Ich glaube der Tipp ist, man sollte manchmal auf die Körpersprache achten usw.
Und schmunzeln ist auch nicht verkehrt. Steht ja unter der Rubrik *Schmunzeln*

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