Jeden zweiten Montag ist bei Frag Mutti ab sofort: „Bernhard-Zeit“. Schließlich ist es unfair, wenn ihr uns immer wieder Einblicke in euer Leben gewährt – die uns sehr ehren – aber ihr nicht wirklich viel über uns wisst. Der Frag Mutti-Chef ändert das und verrät mit „Bernhards Welt“ Tipps und Anekdoten aus seinem Privatleben.
Heute verrät Bernhard, warum Genießen für ihn so wichtig ist.
„Genuss und Schluss – ein Plädoyer für die schönen Seiten des Lebens.“
Wenn ich mal alt, glatzköpfig und tatterig bin, mich in meinem Garten mit Weinbergschnecken und Mistkäfern unterhalte und meinen Enkeln genau die Schokolade schenke, die ihre Eltern ihnen verbieten, will ich vor allem eins: wissen, dass ich im Leben einen ganzen Haufen Fehler gemacht aber nichts versäumt hatte. Vor allem nicht das Genießen.
Die französische Schriftstellerin Colette hat einmal gesagt: „Was für ein herrliches Leben hatte ich! Ich wünschte nur, ich hätte es früher bemerkt.“ Recht hat sie! Was bringt es uns, stur wie ein Hamster im Rad zu rasen? Im Vergleich zum Hamster haben wir ein durchaus passables Gehirn. Also nutzen wir das doch einfach einmal dazu, uns aus dem Hamsterrad hinauszudenken. Wenden uns den wirklich wichtigen Dingen des Lebens zu. Socken, zum Beispiel.
Ja, Socken.
Da laufen wir Tag für Tag durch die Welt. Die Mediziner:innen streiten noch darüber, ob ein Durchschnittsmensch nur 3.000 oder 7.000 Schritte pro Tag zurücklegt. Auf jeden Fall sind es viele. Und sie alle legen wir auf langweiligen, schwarzen Durchschnittssocken zurück? Warum gönnen wir unseren Füßen nicht etwas mehr Farbe? Je nach Tagesform darf es ein beruhigendes Blau oder ein frühlingshaftes Grün sein. Für mehr Power sorgt Rot. Für mich gilt allerdings auch: Die Mischung macht’s.
Das Prinzip gilt für mich auch beim Essen. Ja, als Gründer von Frag Mutti hat die Nahrungsaufnahme generell einen hohen Stellenwert in meinem Leben. Aber ist ein innen zartes, außen knuspriges Spanferkel – aus Biozucht – nicht für jede:n Fleischesser:in etwas schlichtweg Hinreißendes? Und wie wunderbar, wenn sich der kräftige Thymian-Duft in der veganen Bratensauce ausbreitet! Dazu ein kräftiger Rotwein, der beim Schwenken im Glas seine Beerennoten verströmt. Hinterher einen frisch gerösteten Kaffee… Das Leben kann so wunderbar sein!
Die meisten von uns haben Stress. Aber wir haben auch alle ein Fenster. Also öffnen wir es doch einfach mal und lassen zwischendurch schamlos fünf Minuten die Sonne auf unseren Pelz brutzeln. Trommeln uns dabei auf der Brust und grunzen laut „AAAAH!“ Mir persönlich reicht das allerdings nicht. Ich wühle an schönen Tage wie ein Maulwurf bis zum Hals in meinem Garten herum, wälze mich in wilden Blumenwiesen und schaufle bis zur Schnappatmung Blütenduft in mich hinein.
In diesem Sinne wünsche ich euch allen mehr und fröhliches Genießen – egal, in welchem Beet ihr euch wälzt. Fangt langsam damit an und steigert euch dann schamlos. Denn wie hat Samuel Butler, noch ein Schriftsteller, so schön gesagt? „Alle Lebewesen außer den Menschen wissen, dass der Hauptzweck des Lebens darin besteht, es zu genießen.“
Euer
Bernhard