Befestigungsclip für Wandlampe selber nachbauen

Befestigungsclip für Wandlampe selber nachbauen
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Im Haushalt geht immer mal was zu Bruch - das kennen wir bedauerlicherweise alle zur traurigen Genüge. Insbesondere kleine Dinge aus Kunststoff zerbrechen hin und wieder, die dennoch so manches Mal unverzichtbar sind. Wie z.B. irgendwelche Plastik-Halterungen an Geräten, was besonders dann sehr ärgerlich ist, wenn man nicht weiß, wie man an passenden Ersatz kommen kann. Und genau solch ein Problem betraf diesmal einen guten Freund. Der hat in seiner Küche drei Wandlampen mit runden weißen Glasschirmen. Und bei einer der Lampen sind zwei der drei Befestigungs-Clips zerbrochen, die normalerweise den Lampenschirm am Gehäuse halten. Deswegen sieht man derzeit nur das offene Lampengehäuse mit der nackten Glühbirne – kein schöner Anblick! Diese Plastik-Clips sind bewusst sehr dünn und hochtransparent ausgelegt, weil sie am Lampenschirm nicht auffallen sollen. Leider sind sie deswegen aus einem recht spröden und zerbrechlichen Plastikmaterial gefertigt, das zudem schnell altert und dann beim Reinigen der Lampe unversehens kaputtgehen kann. Womöglich haben auch die Küchendämpfe den Kunststoff über die Jahre chemisch zermürbt.

Daher bot ich an, einen solchen Clip am Computer nachzubauen, um sich auf diesem Wege die benötigten Ersatzteile eben selber zu machen, denn in unserer schönen neuen digitalen Welt kann mittlerweile der 3D-Druck die rettende Lösung sein! Zwar wären die Clips im vorliegenden Fall durchaus auch nachbestellbar, aber ich wagte mich selber an den Nachbau, um für solche Fälle in Übung zu bleiben.

Nachbau des Clips am Computer

Zunächst fotografierte ich einen unbeschädigten Clip von der Seite – einfach mit dem Handy. Die fotografische Verzerrung vermied ich dadurch, indem ich den Clip aus einiger Entfernung heranzoomte, statt mit dem Smartphone nah an das Objekt zu gehen, was sonst nämlich genau zu dieser perspektivisch unerwünschten Verzerrung führen würde.

Zwar war das Ergebnis ziemlich pixelig, dafür aber weitestgehend maßhaltig – und somit einsatzfähig. Dieses Foto verwendete ich nun in einem (beliebigen) Grafikprogramm, mit dem man Vektorlinien zeichnen kann, als Hintergrundbild. Auf Basis der Foto-Vorlage konnte eine Kontur gezeichnet werden. Dabei ging ich praktischerweise so vor, dass ich zunächst nur eine dünne rote Linie genau in der Mitte des ca. 2 mm dicken Clips zeichnete und dabei die Winkel und Windungen so genau wie möglich nachzog (siehe Bildserie). Diese dünne Mittellinie von 0,5 mm Stärke stellte ich – erst nach akribischer Feinjustierung – auf genau 2 mm Dicke ein. Und schon war der Clip mit einer einzigen fetten Linie passend und vollständig abgedeckt. Diese Vorgehensweise erschien mir raffinierter und vor allem exakter, statt mühselig eine Kontur außen um den Clip herumzuziehen. Als Nächstes konnte diese dicke Linie in eine Outline umgewandelt werden, die dadurch schön gleichmäßig war. Schon hatte ich eine akkurate Umrandung des Clips. Nun setzte ich noch die beiden zusätzlichen kleinen Nasen an, einer halbrunden und einer zackenförmigen. Sie dienen als Einrastvorrichtung am Lampengehäuse. Wichtig war jetzt noch, darauf zu achten, dass die Zeichnung die genaue Höhe des Clips hat, nämlich die ausgemessenen 42 mm. Durch diese Größen-Anpassung unter Beibehaltung der Proportionen ergab sich somit auch die korrekte Breite des Clips von ca. 20 mm. Wenn man bedenkt, ist es eigentlich nur ein winziger Gegenstand – aber dennoch so unverzichtbar!

Die fertiggestellte Umrandungslinie in 2D war die notwendige Voraussetzung für den nächsten Schritt im 3D-Programm. Dort ist es möglich, solcherart Konturlinien zu importieren. Viele einfache 3D-Programme bieten einen solchen Import von Vektorgrafiken an. Im 3D-Programm musste ich jetzt nur noch die importierte Konturlinie extrudieren, also „räumlich in die Tiefe ziehen“. Bislang war es ja eine flache Zeichnung – durch das sogenannte Extrudieren wurde sie zu einem dreidimensionalen Körper. Die benötigte Tiefe stelle ich dabei auf 11 Millimeter – abgemessen am Original – ein. Zusätzlich definierte ich ein transparentes Material, das aber lediglich dem sogenannten Rendering eines fotorealistischen Bildes für Anschauungszwecke dient (siehe Bildserie). Für den 3D-Druck ist die Materialwahl im Programm selber nicht zwingend notwendig, denn die wird ja direkt am Drucker vorgenommen.

Aus dem 3D-Programm konnte ich eine entsprechende Datei exportieren, die von den 3D-Dienstleistern als Arbeitsvorlage angefordert wird, meistens ist das ein STL-Format (STereo-Lithographie).

Beauftragung des 3D-Drucks

Es gibt im Internet unzählige Anbieter, die sogar einen direkten Upload der STL-Datei beim Bestellvorgang ermöglichen. Da ich aber einen Dienstleister in meiner Nähe fand, bei dem ich die fertigen 3D-Drucke direkt abholen kann, erledigte ich die Bestellung per E-Mail. Auf diesem Weg konnte ich zudem im Vorfeld einige Detailfragen besser besprechen als bei einem standardisierten Online-Bestellvorgang. Wichtig war nur, dass es ein transparentes, farbloses und stabiles Material sein muss. Sicherheitshalber bestellte ich gleich drei Clips, damit ausreichend Ersatz für die Zukunft vorhanden ist. Der nächste brüchige Clip wartet nämlich bestimmt schon.

Nach wenigen Tagen waren die Drucke fertig und konnten abgeholt und bezahlt werden. Zugegebenermaßen ist der Einzelpreis pro 3D-Druck nicht sehr günstig, aber verkraftbar. Der Freund übernahm gern die Kosten.

Die vorliegenden Ergebnisse weichen optisch zwar ein wenig vom Original ab und sehen etwas milchig aus, weil im Filament-Verfahren gedruckt wurde, das sich aus mehreren Schichten aufbaut (siehe Fotos), aber das war in diesem Fall nicht so wichtig, denn der Clip soll ja letztlich nur ein ganz schmales Stück am Lampenschirmrand zu sehen sein. Hauptsache, er ist farblos und lichtdurchlässig.

Montage der 3D-Druck-Clips an der Wandlampe

Nun kam die Stunde der Wahrheit und ich besuchte den Freund, um ihm die Ersatzclips zu bringen und ihre Funktionalität zu prüfen. Es zeigte sich erfreulicherweise, dass die gedruckten Ersatzclips ihre Tauglichkeit unter Beweis stellten. Sie ließen sich perfekt in die vorgesehenen Aussparungen einhaken und rasteten am Metallrand des Gehäuses ein. Der Glasschirm konnte wieder eingesetzt werden und wird von den drei nachgedruckten Clips stabil am Gehäuse gehalten. Und ein Original-Clip ist sogar übriggeblieben, der als Ersatz aufgehoben werden kann, falls erneut einer der anderen Clips zu Bruch gehen sollte.

Aus Genugtuung für diese selbst erarbeitete Lösung wurde anschließend in der Küche unter der wieder makellos funktionierenden Beleuchtung ein kleines gemeinsames Essen gebrutzelt.

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