Quark kann man verzapfen, aber kann man ihn auch selber machen? Und wenn ja, wie aufwändig ist das? Und was ist der Unterschied zwischen Quark, Frischkäse, Joghurt und Käse? Eigentlich ist Quark „Frischkäse“ und damit ein Zwischenprodukt der Käseherstellung. Man bezeichnet als Quark das aus der Milch ausgefällte (geronnene) Milcheiweiß – das erreicht man durch Milchsäuregärung und/oder mit Hilfe von Enzymen wie dem Kälberlab. Quark und einfachen Käse herzustellen, erfordert keine große Kochkunst, aber Sorgfalt, Sauberkeit und viel, viel Geduld!
Quark selber machen
Quark ist relativ einfach herzustellen: Man erhitzt Frischmilch, ob Vollmilch oder Halbfettmilch ist egal, nur H-Milch darf es keine sein, auch die „länger haltbare“ ist nicht ganz so gut geeignet. Wer Vorzugsmilch bevorzugt, sollte sie vor der Verarbeitung 30 Sekunden lang auf (maximal) 70 °C erhitzen, das tötet krankmachende Keime ab.
Für 1,5 bis 2 kg Quark benötigt man 5 Liter Milch, eine Messerspitze Bakterien**, 10 Tropfen Lab**.
Zur Quarkherstellung sollte die Milch eine Temperatur von 20-22 °C haben. Zunächst kommen die passenden Milchsäurebakterien dazu, dafür nimmt man eine mesophile Kultur**, die genau diese Temperaturen mag. Dann lässt man den Topf zugedeckt und warm eingepackt 3 Stunden stehen. Das Lab wird mit der 10-fachen Menge Wasser verdünnt und in die Milch eingerührt. Jetzt den Topf nicht mehr bewegen. Mindestens 6 Stunden stehen lassen, am besten über Nacht. Dann hat sich das Milcheiweiß von der Molke getrennt und die Dickete ist entstanden, die man noch im Topf in Stücke schneidet. Dann lässt man das Ganze schon wieder 6 bis 10 Stunden in Ruhe. Danach darf man die Molke abtropfen lassen, am besten in einem mit einem Käsetuch* ausgelegten Sieb. Das dauert wieder 4 bis 6 Stunden. Ist die gewünschte Festigkeit erreicht (Frischkäse lässt man fester werden, Quark hat man gerne cremiger), mixt man die Masse mit einem Mixstab durch. Wer es sahniger mag, kann einen Becher Sahne unterrühren. Guten Appetit!
Übrigens: Den Quark, den man kaufen kann, gibt es in drei verschiedenen Fettstufen – produziert wird er allerdings immer aus Magermilch. Die Fettstufen werden nach der Herstellung durch Rahmzugabe eingestellt.
Käse selber machen
Der Käser unterscheidet zwischen Sauermilchkäse (das werden dann Frischkäse, Rotschmier, Harzer, Camembert, Brie) und Labkäse, der nicht gesäuert wird und zu dem die meisten Schnitt- und Hartkäse gehören. Will man Sauermilchkäse machen, dann beginnt man mit der Quarkherstellung wie oben beschrieben, nur das Abtropfen wird länger und intensiver.
Labkäse ist einfacher zu produzieren: 1-2 Liter Milch werden auf 33 °C erhitzt und das verdünnte Lab** eingerührt. Den Topf in dicke Handtücher wickeln und ruhig stehen lassen. Nach der Labzugabe ist es wichtig, die Masse nicht mehr zu erschüttern. Nach rund einer Stunde müsste die Dickete entstanden sein. Mit einer Käseharfe* oder einem Messer in 2-3 cm große Würfel schneiden. Kurze Zeit stehen lassen und dann vorsichtig hin und her ruckeln, damit sich die Molke besser trennt. Wieder einige Zeit ruhen lassen. Jetzt die Masse in das mit dem Käsetuch* ausgelegte Sieb gießen und über Nacht stehen lassen. Wichtig: der Boden des Siebes darf nicht in der Molke stehen. Also entweder ein Sieb mit Füßchen oder aus irgendetwas eine Art Abstandshalter basteln. Am nächsten Morgen die abgetropfte Masse in geeignete Käseformen* geben und weiter abtropfen lassen (Abstand zur Molke!) Alle zwei Stunden wenden, also auf den Kopf stellen, und zwar vier- bis fünfmal. Jetzt wird der Käse in der Form rund fünf Stunden gepresst, dazu legt man den Pressdeckel* auf und beschwert das Ganze. Danach raus aus der Form und rein ins Salzbad: ein Liter Wasser mit 150 g Salz.
Wer sich mal an einem Camembert versuchen will: Von einem gekauften Camembert etwas von der Edelschimmelrinde abschaben und den eigenen Käse damit impfen. Zwei Wochen bei 18 °C reifen lassen.
*Das Werkzeug
- Lebensmittelthermometer: Unverzichtbar, weil Bakterien sehr empfindlich auf Temperaturen reagieren.
- Feines Haushaltssieb
- Käsetuch: Kann man durch ein sauberes, dünnes Geschirrtuch ersetzen.
- Käseharfe: sieht aus wie ein Eierschneider, für den Anfang genügt ein scharfes, langes Messer
- Käseformen: Sind meist runde Plastikformen mit Deckel und Pressdeckel. Die Formen sind perforiert, damit die Molke ablaufen kann. Wer vorhat, öfters Käse selbst zu machen. für den lohnt sich die Anschaffung. Für die ersten oder eher seltenen Versuche kann man sich selber was basteln: Dafür braucht man gleichgroße, stapelbare Plastikdosen mit Deckel. In Boden, Deckel sowie oberen und unteren Rand mit einer heißen Nadel Löcher stechen. Zum Pressen steckt man einfach eine weitere Plastikdose oben in die Käsedose und beschwert diese mit Büchern.
**Die Hilfsmittel Milchsäurebakterien und Lab
Milchsäurebakterien gibt es höchst unterschiedliche. Sie sind dafür verantwortlich, dass der in der Milch enthaltene Milchzucker zu Milchsäure umgebaut wird, die Milch dann sauer schmeckt und unser späterer Quark oder Käse leckerer. Das Milcheiweiß wird ausgefällt und die Milch „dickgelegt“. Lab ist ein Enzym, das aus Kälbermägen gewonnen wird und hauptsächlich für die Dicklegung sorgt. Beides (die Milchsäurekulturen verschiedenster Arten für unterschiedliche Käsearten) erhält man am einfachsten im Internet, im Reformhaus, der Apotheke oder im gut sortierten Bioladen. Als vegetarische Alternative zum tierischen Lab gibt es Labkraut oder man kann es einfach mal mit Zitronensäure versuchen.
Und nun noch was Einfaches: Joghurt selber machen
1 Liter Milch auf 50 °C erhitzen und 150 g Naturjoghurt einrühren. In geeignete Gläser füllen und auf einem Backblech in den 50° warmen Ofen stellen. Nicht mehr bewegen! Nach einer halben Stunde Ofen ausschalten, den Joghurt aber über Nacht im Backofen lassen. Innerhalb von 3-4 Tagen verbrauchen.
Tipp der Redaktion:
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