Ob auf der Tiefkühlpizza, in der Orangenlimo oder in Süßigkeiten – schaut man auf die Zutatenliste von Lebensmitteln, findet man dort oft eine ganze Reihe Zusatzstoffe mit rätselhaften Nummern. Wer deren Bedeutung nicht kennt, lässt sich von Aufdrucken wie Natriumbenzoat (E211), Sorbinsäure (E200), Aspartam (E951) oder Beta-carotin (E160a) leicht verunsichern. Aber was versteckt sich hinter diesen Nummern und teilweise bedrohlich klingenden Namen? Und sind sie eine Gefahr für die Gesundheit?
E-Nummern: Kein Überblick über die Vielfalt?
Pauschal lässt sich das nicht beantworten – dafür gibt es einfach zu viele völlig verschiedene Zusatzstoffe, die sich hinter einer E-Nummer verbergen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) entscheidet, was auf die Liste der E-Nummern gelangt und was folglich in Lebensmitteln verwendet werden darf. Bei jedem Zusatzstoff muss auch angegeben sein, ob es sich um einen Farbstoff, Konservierungsstoff, Geschmacksverstärker oder ähnliches handelt.
Schon an der Gruppe der Farbstoffe erkennt man, wie unterschiedlich die Stoffe hinter den E-Nummern sind. Einige Vertreter stammen aus der Natur: Chlorophyll mit der Nummer E140 ist der grüne Farbstoff in allen Pflanzen. Betanin stammt aus dem Saft von Roter Bete und trägt die Nummer E162. Steht auf besonders bunten Lebensmitteln der Aufdruck "ohne künstliche Farbstoffe", so sind wahrscheinlich diese natürlichen Farben enthalten.
Selbst die Edelmetalle Silber und Gold dienen unter den Nummern E174 und E175 als Farbstoffe für die Lebensmittelindustrie, zum Beispiel im Überzug der Silberperlen auf den Weihnachtsplätzchen. Umstritten ist mittlerweile das Metall Aluminium mit der Nummer E173. Es steht im Verdacht, das Alzheimer-Risiko zu steigern.
Knallbunt und krebserregend?
Andere Farbstoffe unter den E-Nummern sind dagegen keineswegs natürlichen Ursprungs, sondern werden vollständig synthetisch hergestellt. Die buntesten und kräftigsten Farben stammen von den synthetischen Azofarbstoffen. Doch diese sind umstritten, denn sie können unter bestimmten Umständen Krebs fördernde Abbauprodukte freisetzen. Daher dürfen Azofarbstoffe in Deutschland in Kleidungsstücken oder Kosmetika nicht verwendet werden, da sie über die Haut aufgenommen werden können. Als Lebensmittelfarbe gelten einige Vertreter jedoch als unbedenklich, so dass sie in der EU zugelassen sind – in den USA sind die meisten Azofarbstoffe dagegen verboten.
Seit einigen Jahren ist jedoch bekannt, dass einige Azofarbstoffe offenbar bei Kindern zu Aufmerksamkeitsschwäche führen können. Mit Tartrazin (E102), Chinolingelb (E104), Gelborange S (E110), Azorubin (E122), Cochenillerot A (E124) oder Allurarot AC (E129) gefärbte Lebensmittel müssen darum in der EU seit 2010 mit dem Hinweis "Kann Aktivität und Aufmerksamkeit von Kindern beeinträchtigen" versehen sein.
Konservierungsstoffe: Ein zweischneidiges Schwert
Konservierungsstoffe sind eine weitere wichtige Gruppe hinter den E-Nummern. Sie sind ein zweischneidiges Schwert: Einerseits verhindern sie, dass sich Schimmel und Bakterien im Essen ausbreiten. Andererseits bringen manche Konservierungsstoffe ein eigenes Risiko mit sich: Benzoesäure und ihre Salze, die Benzoate, können beim Erhitzen unter bestimmten Voraussetzungen das krebserregende Benzol freisetzen. Viele Nahrungsmittel werden im Laufe ihrer Produktion erhitzt – dabei entstehendes Benzol ließ sich schon in Babybrei, Karottensaft und verschiedenen Erfrischungsgetränken nachweisen. Ob diese geringen Mengen jedoch schon ausreichen, um Gesundheitsschäden zu verursachen, ist noch unklar.
Risiken und Nebenwirkungen
Gefährlicher wird es, wenn die Zusatzstoffe Unverträglichkeiten auslösen. Menschen mit der Stoffwechselkrankheit Phenylketonurie meiden die Nummer E951, den Süßstoff Aspartam. Sie vertragen die darin enthaltene Aminosäure Phenylalanin nicht. Aus diesem Grund müssen mit Aspartam gesüßte Lebensmittel den Hinweis "enthält eine Phenylalaninquelle" enthalten.
Unangenehme Nebenwirkungen können auch bei einem bekannten Geschmacksverstärker auftreten: Natriumglutamat und einige verwandte Stoffe stehen als Nummern E620 bis E625 auf der Liste. Chips und anderes Knabbergebäck werden durch Glutamat unwiderstehlich lecker. Als Gewürz ist es besonders in der asiatischen Küche verbreitet – so sehr, dass manche Menschen am "China-Restaurant-Syndrom" leiden. Bei ihnen steht das Glutamat im Verdacht, starke Kopfschmerzen oder sogar Migräne auszulösen.
Vitamine mit E-Nummern
Unter den gelisteten Zusatzstoffen finden sich auch einige, die als gesund gelten: Ascorbinsäure (E300), Carotin (E160a) und Riboflavin (E101) sind weitläufig als Vitamin C, Provitamin A und Vitamin B2 bekannt. In Lebensmitteln haben sie jedoch eine ganz praktische Aufgabe: Carotin verleiht vielen Sorten von Margarine oder Butter die satte, gelbgoldene Farbe. Riboflavin ist ebenfalls ein gelber Farbstoff. Ascorbinsäure sorgt als Antioxidationsmittel dafür, dass Farben und Aromen im Essen nicht so schnell verblassen.
Die E-Nummer sagt daher noch nichts darüber aus, ob und wie schädlich dieser Zusatzstoff ist. Die Klassifizierung selbst sorgt jedoch für eine gewisse Sicherheit. Innerhalb der zugelassenen Grenzwerte gilt der Stoff als unbedenklich – auch wenn dies bei einigen Stoffen umstritten ist. Und was nicht auf der Liste der zugelassen Zusatzstoffe steht, dürfen Hersteller nicht in unser Essen mischen.
Am besten frisch
Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte möglichst auf abgepackte Lebensmittel und Fertigessen verzichten. Frisches Obst und Gemüse sind zwar ebenfalls in manchen Fällen mit Zusatzstoffen behandelt, etwa bei Zitronen oder die glänzende Wachsschicht auf Äpfeln. Die Menge der verwendeten Zusätze ist jedoch viel übersichtlicher.
Hilfreich sind diverse Apps für das Smartphone, mit denen sich anhand des Strichcodes auf der Verpackung schnell prüfen lässt, welche Zusatzstoffe in diesem Nahrungsmittel enthalten sind.
Danke, Explicador, für den uuuuuuumfangreichen und informativen Beitrag! Dass sich sogar Silber und Gold hinter E-Nummern verstecken, habe ich nicht gewusst.