Bluthochdruck mit Medikamenten senken

Lesezeit ca. 2 Minuten
Bluthochdruck mit Medikamenten senken

In meinem Beitrag „Grundlegendes zum Thema Bluthochdruck“ habe ich angeboten bei Interesse eurerseits auch etwas über die verschiedenen Therapiemöglichkeiten (mit und ohne Medikamente) zu schreiben. Da laut einiger Kommentare dieses Interesse vorhanden ist, kommt hier der Nachschlag zum Thema „Bluthochdruck senken“. Aufgrund der Komplexität des Themas gehe ich in diesem Beitrag nur auf die medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten von Bluthochdruck ein.

Mein persönlicher Bezug

Ich habe meinen Blutdruck vor zehn Minuten gemessen: 138 zu 88, Puls 76 – nicht optimal, aber verglichen mit den hohen Werten, die ich noch vor einiger Zeit hatte, schon ziemlich gut. Die Werte in diesem halbwegs normalen Bereich (unter 140/90 mmHg) zu stabilisieren funktioniert bei mir nur mit Medikamenten. Ich habe mich lange gegen die Einnahme gesträubt, nachdem ich bereits vor Jahren unangenehme Erfahrungen mit Betablockern gemacht habe. In dem neuesten Roman von John Irving („Straße der Wunder“) muss der Protagonist Juan Diego ebenfalls Betablocker nehmen und empfindet deren Nebenwirkungen folgendermaßen: „Er hätte sich allerdings gern lebendiger gefühlt, nicht so reduziert.“ Mit diesem Wort umschreibt Juan Diego eine grundlegende Lethargie, das Ausbleiben von Träumen im Schlaf und den Verlust seines sexuellen Interesses. Als ich das gelesen habe, dachte ich nur „Bingo“ der Mann bringt es auf den Punkt, genau so habe ich mich damals auch gefühlt. Da ich dieses „reduzierte“ Empfinden auf allen Ebenen als sehr unangenehm und einschränkend empfand, habe ich die Betablocker nach etwa sechs Wochen wieder abgesetzt. Ich denke, dass auch John Irving selbst Betablocker nehmen muss und die verschiedenen Nebenwirkungen daher so treffend beschreiben kann.

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Was kann der Arzt verschreiben?

Medikamente gegen Bluthochdruck lassen sich in fünf Arzneimittelgruppen unterteilen:

  • ACE-Hemmer
  • AT1-Rezeptor-Antagonisten
  • Betablocker
  • Kalzium-Antagonisten
  • Diuretika

Im Folgenden werden die Wirkmechanismen der verschiedenen Medikamente kurz und mit möglichst wenig Fachchinesisch erläutert.

ACE-Hemmer…

…blockieren ein Enzym, das an der Bildung des gefäßverengenden Hormons Angiotensin-II beteiligt ist. Dadurch wird eine Erweiterung der Gefäße und damit einhergehend eine Blutdrucksenkung erzielt. Medikamente auf dieser Wirkstoffbasis enden auf „-pril“, beispielsweise Ramipril oder Cilazapril.

AT1-Rezeptor-Antagonisten…

…basieren in ihrer Wirkung auf dem gleichen Hormonsystem wie ACE-Hemmer. Allerdings verhindern sie nicht die Bildung des Hormons Angiotensin-II, sondern blockieren lediglich dessen Rezeptoren (Andockstellen). Dadurch wird der Blutdruck gesenkt, obwohl das Hormon Angiotensin-II weiterhin produziert wird. Verschiedene Nebenwirkungen der ACE-Hemmer können so vermieden werden. Medikamente aus dieser Wirkstoffgruppe haben das Suffix „-sartan“, wie beispielswiese Candesartan oder Telmisartan.

Betablocker…

…blockieren bestimmte Rezeptoren der Botenstoffe Noradrenalin und Adrenalin. Diese werden insbesondere in Stresssituationen ausgeschüttet und führen über mehrere Zwischenschritte ebenfalls zur Bildung des blutdrucksteigernden Hormons Angiotensin-II. Gleichzeitig blockieren Betablocker die Beta1-Rezeptoren am Herz, über die Noradrenalin und Adrenalin die Schlagkraft und Frequenz des Herzens steigern. Diese „Bremswirkung“ der Betablocker entlastet das Herz und trägt dadurch zur Blutdrucksenkung bei. Betablocker besitzen die Endung „-lol“, zum Beispiel Metoprolol oder Bisoprolol.

Kalzium-Antagonisten…

…wirken blutdrucksenkend, indem sie spezielle Kalziumkanäle der Gefäßmuskulatur hemmen und damit den Einstrom von Kalzium in die Muskelzellen verringern. Diese verminderte Kalziumzufuhr bewirkt, dass sich die Muskelzellen weniger stark zusammenziehen können, die Gefäße sich erweitern und demzufolge der Blutdruck sinkt. Diese Kalzium-Antagonisten vom sogenannten Nifedipin-Typ enden auf „-dipin“, wie beispielsweise Amlodipin.

Diuretika…

…blockieren bestimmte Transportsysteme in den Nieren und fördern die Ausscheidung von Wasser und Salz. Diese entwässernde Wirkung verringert das Blutvolumen in den Gefäßen und führt somit zu einer Blutdrucksenkung. Hier kommen vorwiegend sogenannte Thiazid-Diuretika zum Einsatz, die gleichzeitig eine Öffnung der Kalium-Kanäle in den Gefäßmuskelzellen bewirken. Dadurch können sich die Muskelzellen weniger stark zusammenziehen, wodurch eine Gefäßerweiterung und eine damit einhergehende Blutdrucksenkung erzielt wird. Eines der am häufigsten verschriebenen Diuretika gegen zu hohen Blutdruck ist Hydrochlorothiazid.

Wer bekommt welches Medikament?

Bis ich in Abstimmung mit meinem Hausarzt das richtige Medikament und die passende Dosierung gefunden hatte, musste ich eine „Try-And-Error“-Phase durchmachen. Betablocker kamen wegen der eingangs beschriebenen starken Nebenwirkungen für mich nicht mehr in Frage. Eine alleinige Anpassung des Lebensstils zeigte keine ausreichende Wirkung. Ich muss aber auch zugeben in dieser Hinsicht nicht der konsequenteste Typ zu sein. Viel bewegt habe ich mich schon immer, aber salzarme Ernährung finde ich im wahrsten Wortsinn fade. Nach einer Probephase mit einer Kombination aus ACE-Hemmer und Diuretika (auch zu viele Nebenwirkungen) hat sich mittlerweile ein AT1-Rezeptor-Antagonist (Candesartan) als für mich gut verträgliches und wirksames Medikament herausgestellt. Was ich damit sagen will: Alle Medikamente haben neben ihrer gewünschten Wirkung immer auch Nebenwirkungen. Wie sich die beim Einzelnen äußern ist so individuell verschieden, wie die Menschen selbst. Hier sind eine gute Zusammenarbeit mit dem Arzt des Vertrauens, sowie eine gute Selbstbeobachtung hinsichtlich Wirkung und Nebenwirkungen eines Medikaments gefragt. Natürlich gilt bei Medikamenten immer: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.

Wenn Interesse an einem weiteren Beitrag zur nicht-medikamentösen Behandlung von Bluthochdruck besteht, lasst es mich in den Kommentaren wissen. Bis dahin verabschiede ich mich mit dem Hypertoniker-Gruß „Allzeit gut Druck“.

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5 Kommentare

Das nenne ich mal einen Tipp vom Allerfeinsten:

Sehr gut und äußerst ausführlich erklärt, besonders anhand der Medikamentennamen, die dem ein oder anderen sicherlich ein AHA-Erlebnis bescherten.

Meine Betablocker mit der Endung "lol" passen perfekt zu mir, denn lol entspricht genau meinem Naturell und meiner Lebenseinstellung 😂😂 Juan und ich wären übrigens das ideale Paar - bei uns wäre nicht viel los zwischen den Laken und wir würden tagein tagaus traumlos durch die Nacht dümpeln 😉

Spaß beiseite:

Ich bin beeindruckt von dieser Auflistung! Vielen Dank für diesen Bericht!
Super Information auch für Partner und Angehörige.
Das nenne ich mal gute und hilfreiche Informationen zu einem Gesundheitsthema, vielen Dank! Man merkt wirklich, dass du dich mit dem Thema gründlich auseinander gesetzt hast, das ist mMn unerlässlich, wenn die Gesundheit betroffen ist. Der beste Arzt kann nur optimal helfen, wenn der Patient gut Bescheid weiß und sich selbst gut beobachtet.
John Irving mag ich auch sehr gerne.

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