Ein gutes Pflegeheim für Angehörige, Freunde oder auch sich selbst zu finden ist keine leichte Aufgabe. Ausführliche Besuche vor Ort geben einen ersten Einblick.
Auf die Bewertung vom Pflege-TÜV ist kein Verlass
Im Jahr 2009 fing man an, Pflegeheime mit Schulnoten von eins bis sechs für „Fächer“ wie Hygiene, Freizeitangebote, Essen oder den Umgang mit Demenzkranken zu bewerten und daraus einen Gesamtschnitt zu ermitteln. Auch ambulante Pflegedienste erhielten eine Bewertung. Die Noten vom Pflege-TÜV sollten helfen bei der Suche nach einem geeigneten Heimplatz oder einem qualifizierten Pflegedienst. Die Schulnoten haben sich nicht bewährt, der deutschlandweite Schnitt von 1,3 sagt aus, dass wir hier beste Verhältnisse haben, was nicht der Realität entspricht. Zum Januar 2016 wurde dieses Prüfsystem ausgesetzt. Doch woran erkennt man ein gutes Pflegeheim?
Personalschlüssel ist bedingt aussagefähig
Wer schon mal händeringend einen Kindergartenplatz gesucht hat, kann einige der Kriterien auch für das Pflegeheim übernehmen. Der Personalschlüssel an sich ist schwer mit anderen Heimen in der Umgebung zu vergleichen, da er von der jeweiligen Pflegestufe der Bewohner abhängig ist. Dennoch lohnt eine Frage zur Personalausstattung am Tag und auch dazu, wie viele Fachkräfte beispielsweise in der Nacht im Dienst sind. Empfohlen werden auf 50 Bewohner mindestens zwei bis drei Fachkräfte, die für die nächtliche Versorgung eingeteilt sind. Nachhaken kann man auch zur Besetzung an Wochenenden, Ferienzeiten oder Feiertagen.
Welche Qualifizierung hat das Personal?
Neben ausgebildeten Pflegekräften arbeiten auch angelernte Hilfskräfte im Pflegeheim. Hausleitungen, die auf Qualität setzen sorgen für regelmäßige Fort- und Weiterbildungen und beziehen dabei auch andere Berufsgruppen mit ein, die zum Heimalltag dazu gehören – von den Reinigungskräften bis hin zur Seelsorge. Nachfragen zum Fortbildungskonzept kann also durchaus aufschlussreich sein und verrät, mit welcher Einstellung das Heim geführt wird.
Das Pflegeheim kennenlernen
Wer die Heime nicht bereits von Besuchen kennt, kann sich einen ersten Eindruck beim Tag der Offenen Tür, beim Sommerfest oder bei anderen Veranstaltungen verschaffen. Ein offizieller Besichtigungstermin gewährt weitere Einblicke und die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Wer dann noch hinter die Kulissen schaut und unangemeldet zu unterschiedlichen Uhrzeiten auftaucht, wird an vielen Kleinigkeiten spüren, ob eine würdevolle Versorgung trotz des Zeitdruckes, unter dem die Pflegenden stehen, gegeben ist.
Eingebundene Personenkreise erforschen
Bei der derzeitigen Pflege, die nach Minuten abgerechnet wird, ist es für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine große Herausforderung, ihre Tätigkeit nicht im Stress auszuüben. Unterstützend im Alltag der Bewohner können eingebundene Ehrenamtliche und auch mithelfende Angehörige sein. Die beiden Gruppen können als Last, oder aber auch als Bereicherung gesehen und eingesetzt werden. Auch Ärzte sind eine wichtige Berufsgruppe, die im Pflegeheim vertreten ist. Kommt der Zahnarzt ins Haus? Oder ist die Möglichkeit gegeben, dass die Arztbesuche, die bisher gang und gäbe waren, weiterhin regelmäßig stattfinden können?
Lage und Umgebung
Als ich vor zehn Jahren selbst eine Zeit lang als Hilfskraft in einem Heim arbeitete, sprachen mich oft Leute von außen an und meinten, die Höhenlage sei wirklich toll. Für die Bewohner war es das weniger. Die Bettlägerigen konnten den Ausblick nicht genießen, sie sahen oft nur Decke oder Wand. Und die, die mittelprächtig zu Fuß waren, hatten Schwierigkeiten mit der steilen Zufahrtsstraße. Für die einen passt ein Garten oder ein Außenbereich, in dem es Bäume, Blumen oder Beete gibt, für die anderen vielleicht das städtische Umfeld mit all seiner Bewegung. Immer wieder wundere ich mich über Image-Broschüren, die fast schon einen Urlaub suggerieren, nur dass man nicht gefragt wird, zu welcher Zeit man aufsteht, was man zu essen mag und ob es eine Alternative zum Schnabelbecher gibt.
Bei meiner Mutter ist auch eine geneigte gepflasterte Straße vor dem Haus, so dass sie weder allein noch mit Hilfe darauf laufen kann. Also bleibt nur der Rollstuhl. Gut finde ich auch, wenn ein paar Geschäfte oder Cafés in der Nähe sind, dann kann man mal mit dem Rollstuhl was unternehmen und die Alten müssen nicht immer im Haus hocken (sofern es im Heim einen Betreuer gibt oder Verwandte bereit sind).
Ich kenne mehrere Pflegeheime durch Besuche und habe da unterschiedliche Eindrücke gesammelt.
In dem einen Heim herrschte ein penetranter Geruch vor, den ich auch Stunden später nicht wieder aus der Nase bekam. Obwohl das Pflegepersonal da sehr freundlich und liebevoll war, habe ich dieses Heim in keiner so guten Erinnerung.
In einem anderen Heim, in dem ich auch einige Male jemanden besucht habe, gab es keinen unangenehmen Geruch. Es geht also auch ohne.
Freundlich müssen sie ja alle sein, um einen guten Eindruck zu schinden.