Errare humanum est, oder: Feler sint mänschlich

Errare humanum est, oder: Feler sint mänschlich
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Wir alle machen sie: Fehler. Wir ärgern uns darüber, mal mehr, mal weniger, je nachdem, welche Konsequenzen sie nach sich ziehen. Es ist etwas anderes, beim Einkauf den Zucker zu vergessen, als beim gleichen Einkauf das Auto auf dem Parkplatz des Supermarktes gegen einen Betonpoller zu fahren. Ein Fehler ist beides, zweifellos. Aber während man bei ersterem nur den Kaffee ungesüßt trinken muss, führt der zweite direkt in die Kfz-Werkstatt.

Immer, wenn wir vor einer Entscheidung im Leben stehen, müssen wir abwägen: Welche Entscheidung birgt die größere Gefahr, die falsche zu sein? Manche Fehler sind endgültig, andere lassen sich im Nachhinein noch geradebiegen oder rückgängig machen. Am australischen Great Barrier Reef trotz Haiwarnung baden zu gehen, kann ein Fehler sein. Muss nicht, aber wenn doch, dann ist er in der Regel endgültig. Das gleiche gilt für Wendemanöver auf der Autobahn, sich bei Gewitter unter einen Baum zu stellen oder die gesperrte Skipiste runterzubrettern. Im Zweifelsfall schützt ein beherztes „Nein, das lasse ich lieber“ vor den gröbsten, weil tödlichen Fehlern. Diese existentiellen Entscheidungen scheinen eher die Ausnahme als die Regel zu sein. Das täuscht. Allein die Entscheidung, noch schnell über die rote Fußgängerampel zu huschen, kann der letzte Fehler des Lebens sein. Dabei wollte man doch bloß den Bus auf der anderen Straßenseite noch erwischen.

Fehler prägen unseren Lebensweg: Manchmal lernen wir etwas für die Zukunft daraus, ein andermal machen wir den gleichen Fehler immer wieder. Wohl jedem wird schon einmal der Satz „Ich hätte es doch besser wissen müssen“ herausgerutscht sein. Mein Freund Thomas bekommt nach jedem gegessenen Döner übles Sodbrennen und jammert rum. Er weiß es vorher und trotzdem… Thomas ist nicht dumm, also warum lässt er es nicht einfach und hält sich an das Sprichwort „Aus Fehlern wird man klug“? Das ist zwar nur ein Pillepalle-Fehler, aber irgendwie bezeichnend fürs große Ganze.

Vielleicht gibt eins der von mir gefundenen 658 Wörter, die den Begriff Fehler enthalten, mehr Aufschluss über diese „Wiederholungsfehler“. Wie wäre es mit „Aktionsfehler“ oder „Planungsfehler“? Aber vielleicht ist bei Thomas auch nur der „Fehlerspeicher“ kaputt. Oder voll. Wo wir gerade bei Fehlerwörtern sind: Das mit 31 Buchstaben längste ist zugleich für mich persönlich sehr relevant: „Zeichenfehlerwahrscheinlichkeit“. Bei Kommas bin ich nämlich öfter unsicher. Und nein, „Kommas“ ist kein Rechtschreibfehler – die Kommata meiner Jugend haben laut Duden ausgedient.

Dann gibt es noch eine Fehlerkategorie, die ich persönlich Folgefehler nenne. Ein Beispiel: Wenn ich bei einer komplizierten Origamifigur die erste Falte nicht fehlerfrei mache, zieht sich der Fehler durch die ganze Arbeit und wird dabei immer größer. Dieses Beispiel lässt sich wunderbar aufs Leben übertragen. Bringe ich einem Kind bei, dass kleine Notlügen manchmal okay sind, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es im Erwachsenenleben große Lügen auch okay findet. Oder: Wer sich zu Beginn noch mit dem kleinen Finger begnügt, nimmt später die ganze Hand und zum Schluss auch noch den Arm dazu.

Ganz groß in Sachen Fehler ist übrigens auch mein PC. Dabei ist er immerhin so freundlich, mir zu jedem Fehler eine passende Meldung zu machen. Letztens hatte ich Glück: Mein PC machte mal wieder einen Fehler, aber ich war davon nicht betroffen. Die Entwarnung kam per Fehlermeldung: „Dieser Fehler ist in Ihrem Land leider nicht erhältlich“. Puh, dachte ich, nochmal Schwein gehabt.

Just in diesem Moment frage ich mich, ob es ein Fehler ist diesen Beitrag bei Frag Mutti einstellen zu wollen. Schließlich begeht er einen der Frag-Mutti-Tipp-Kardinalfehler: Er ist frei von Tipps jeglicher Art. Ein Tipp-Fehlfehler sozusagen. Na mal sehen, vielleicht kann ich das zum Ende hin ja noch rausreißen. Also kommen hier zu guter Letzt doch noch ein paar Tipps für einen gesunden Umgang mit Fehlern:

  • Fehler zugeben. Es ist nun mal passiert, dann sollte man auch dazu stehen.
  • Ursache herausfinden. Wenn man weiß, warum ein Fehler passiert ist, kann man ihn bei nächster Gelegenheit (hoffentlich) vermeiden.
  • Entschuldigen. Wenn von einem eigenen Fehler andere mitbetroffen sind, hilft eine Entschuldigung allen, damit besser umgehen zu können.
  • Erfahrungen weitergeben. Hilft anderen, den Fehler, der einem selbst unterlaufen ist, zu vermeiden.
  • Fehler kommunizieren. Besonders bei der Arbeit helfen Teamgespräche über Fehler, die Zusammenarbeit zu verbessern.
  • Niemals über die Fehler anderer spotten, sondern Hilfe anbieten.

„Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, würde ich die gleichen Fehler machen. Aber ein bisschen früher, damit ich mehr davon habe.“ (Marlene Dietrich)

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12 Kommentare

Wie immer hast Du sehr amüsant, aber auch mit Tiefgang geschrieben!
Das Zugeben von Fehlern ist wirklich eine Schwierigkeit für viele Menschen. Wobei es natürlich darauf ankommt, ob es sich um schwerwiegende oder kleine Fehler handelt.
Wenn jemand mir etwas vorgelogen hat, fällt ihm das Zugeben (und das Entschuldigen!) wahrscheinlich schwerer, als wenn er nur vergessen hat, mir etwas vom Supermarkt mitzubringen.
Du sprichst hier ein sehr umfassendes und tiefgründiges Thema an!
wer hat auch auf den ersten Blick "männlich" gelesen und still in sich hinein gegrinst :o) ?
und dann wär da noch dass Ding mit Fehler verzeihen
Wenn mans nicht kann ist dass dann ein Fehlerverzeihfehler?
wiedermal Danke Kriss für deinen Beitrag

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