Gesundheitsrisiko Blei in Trinkwasser und Lebensmitteln

Gesundheitsrisiko Blei in Trinkwasser und Lebensmitteln
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Am 1. Januar 2016 trat die neue EU-Verordnung Nr. 2015/1005 zur Regelung der Höchstmenge von Blei in Lebensmitteln in Kraft. Darin wurden die im Jahr 2013 festgelegten Grenzwerte erneut weiter abgesenkt. Und das aus gutem Grund. Bereits im April 2010 veröffentlichte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ein Gutachten zu Blei in Lebensmitteln. Die darin publizierten wissenschaftlichen Studien zur Giftigkeit von Blei für den Menschen stellen klar, dass es keine untere Wirkungsschwelle gibt. Vereinfacht gesagt: Es existiert keine als unbedenklich einzustufende Mindestmenge von Blei. Selbst geringste Mengen des Schwermetalls können gesundheitsschädlich sein.

Erhöhtes Risiko für Kinder

Insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern kann die Aufnahme von Blei gravierende Auswirkungen haben. Das Schwermetall schädigt das Nervensystem, beeinträchtigt die Hirnentwicklung (Entwicklungsneurotoxizität) und ist nachweislich Ursache von verminderter Intelligenz und dem Auftreten von Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen (ADHS). Im Rahmen einer Langzeitstudie der Universität Bristol (veröffentlicht in der Fachzeitschrift „Archives of Diseases in Childhood“) wurde das Lese- und Schreibvermögen von Schulkindern im Zusammenhang mit der in ihrem Blut gemessenen Bleikonzentration getestet. Kinder mit einem Bleigehalt zwischen fünf und zehn Mikrogramm Blei pro Deziliter Blut schnitten bei diesen Tests nur halb so gut ab wie nicht oder kaum mit Blei belastete Kinder. Bei einer Bleibelastung von über zehn Mikrogramm/Deziliter Blut wurde vermehrt antisoziales Verhalten und Hyperaktivität beobachtet.

Risiken für Erwachsene

Der erwachsene Körper resorbiert etwa 10 Prozent der aufgenommenen anorganischen Bleiverbindungen über den Magen-Darm-Trakt (im Vergleich: 50 Prozent bei Kindern). Das aufgenommene Schwermetall wird hauptsächlich im Skelett, aber auch in den roten Blutkörperchen, den Nieren und der Leber gespeichert. Bei Erwachsenen, die aufgrund ihrer größeren Masse vergleichsweise niedrigere Bleimengen im Blut haben als Kinder, besteht das Risiko von Bluthochdruck, neurokognitiven Verlusten und Nierenfunktionsstörungen. Typische Erstsymptome einer zu hohen Bleibelastung können Kopfschmerzen, Müdigkeit und Lähmungserscheinungen sein. Seit 2006 stuft die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Blei und dessen anorganische Verbindungen als krebserregend in der Kategorie 2 ein. In dieser Kategorie finden sich Substanzen, die als „krebserregend für den Menschen“ gelten und ein signifikantes Krebsrisiko darstellen. Besondere Vorsicht sollten schwangere oder stillende Frauen walten lassen, da Blei sowohl plazentagängig ist als auch in die Muttermilch übergeht und den Fötus oder Säugling schädigen kann.

Wie gelangt das Blei in den menschlichen Organismus?

Die gute Nachricht: Seit der Einführung des Katalysators in Verbindung mit bleifreiem Benzin (1987) sind die Bleibelastung der Atemluft und damit auch die gemessenen Blutbleiwerte deutlich gesunken. Die schlechte Nachricht: In erster Linie gelangt Blei aus anthropogenen Quellen (vom Menschen verursacht) in die Nahrungskette. Insbesondere über Trinkwasser, Gemüse und Getreideprodukte gelangen Spuren des Schwermetalls in den Körper. Unter diesen drei Faktoren stellt Trinkwasser die größte Aufnahmequelle dar. Grund dafür sind Wasserrohre aus Blei, die noch in vielen Altbauwohnungen zu finden sind, sowie Armaturen in deren Messing Blei enthalten ist. Bis zum gesetzlichen Verbot im Jahr 1973 wurden sehr häufig Bleirohre in Trinkwasserinstallationen verbaut. Auf Betreiben der Wasserversorger wurden zwar in den letzten Jahren viele dieser Bleirohre ausgetauscht, doch in alten Verbindungsstücken und Hausanschlüssen ist das giftige Schwermetall noch häufig zu finden.

Wie kann man sich schützen?

Auf den Bleigehalt in gekauften Lebensmitteln hat man als normaler Verbraucher keinen Einfluss. Ganz anders sieht das bei unserem Trinkwasser (der Hauptaufnahmequelle von Blei) aus. In der Theorie sind Vermieter und alle Personen die Dritten Wasser zugänglich machen verpflichtet, die Nutzer über verbaute Bleirohre zu informieren. Die Betonung liegt hier auf „Theorie“. Eine Pflicht zum Austausch alter Bleirohre besteht erst dann, wenn die zulässigen Grenzwerte im Trinkwasser überschritten werden. Allerdings sind Vermieter oder Hausverwaltungen NICHT verpflichtet das Wasser auf Blei testen zu lassen. Mieter in Altbauwohnungen sind also gut beraten, im Zweifelsfall die Trinkwasserqualität selbst zu überprüfen. Im Internet gibt es zahllose Labore die (kostenpflichtige) Trinkwasseranalysen anbieten, aber rechtliche Sicherheit bietet nur die Analyse durch eine offizielle Stelle. In der Regel kann über das zuständige Gesundheitsamt eine professionelle Probeentnahme und Analyse beantragt werden. Die dabei entstehenden Kosten können bei einer Überschreitung der Grenzwerte vom Hausbesitzer zurückgefordert werden, der dann auch verpflichtet ist, die alten Rohre auszutauschen.

Woran sind Bleirohre zu erkennen?

Sollten Vermieter oder Hausverwaltung bei entsprechender Nachfrage keine klare Auskunft geben (können oder wollen), besteht die Möglichkeit die Wasserinstallation im Haus selbst auf Bleirohre zu untersuchen. Am einfachsten geht das im Keller in der Nähe der Wasseruhr, da die Rohre hier zumeist nicht unter Putz liegen. An folgenden Merkmalen sind Bleirohre erkennbar:

  • Da Blei ein vergleichsweise weiches Material ist, sind Bleirohre häufig in weiten Bögen verlegt.
  • Bleirohre haben keine Schraubverbindungen. Die Übergänge zwischen den Rohren sind zumeist wulstig und wirken wie „übereinander gestülpt“.
  • Bleirohre haben oft einen unregelmäßigen Durchmesser.
  • Ungestrichene Bleirohre haben eine matt-graue Farbe.
  • Bleirohre sind nicht magnetisch (mit einem kleinen Magneten leicht zu überprüfen).
  • Beim Abklopfen mit einem metallischen Gegenstand klingen Bleirohre dumpf.
  • Blei lässt sich leicht mit einem Schraubenzieher oder Messer einritzen. Die angeritzte Stelle glänzt zumeist silbern.

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