Öfter mal „Nein” sagen tut gut!

Öfter mal "Nein" sagen tut gut
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Ich halte mich absolut nicht für einen notorischen Jasager, trotzdem merke ich, dass ich wesentlich seltener „Nein“ sage, als es mir guttun würde. Fragen wie „Kannst du mal eben…?“ oder „Hast du kurz Zeit, um…?“ scheinen bei mir den Reflex auszulösen „Ja klar“ zu sagen, auch wenn ich eigentlich weder Zeit noch Lust habe die damit zusammenhängende Bitte zu erfüllen. Nicht falsch verstehen – ich helfe gerne, wenn ich kann, oft auch über meine persönlichen Grenzen hinaus. Und genau hier liegt das Problem: Ich vernachlässige häufig meine eigenen Bedürfnisse zugunsten des Wohlergehens anderer. Kommt das dem ein oder anderen bekannt vor? Das habe ich mir gedacht. Betrachten wir daher das Phänomen der (leider viel zu oft ausgenutzten) Selbstlosigkeit einmal etwas genauer.

„Ja“ sagen ist oft einfacher

Wer stets bereit ist, seiner Umwelt alle möglichen (und unmöglichen) Gefallen zu erweisen, macht sich in der Regel schnell beliebt bei seinen Mitmenschen. Der Umkehrschluss liegt auf der Hand: Wer andere des Öfteren mit einem „Nein“ abblitzen lässt muss damit leben sich auch mal unbeliebt zu machen. Für Menschen, die gerne „Everybody‘s Darling“ sind, kann das zu einem echten Dilemma führen, in dem sich ein (berechtigtes) „Nein“ genauso falsch anfühlt wie ein halbherziges „Ja“. In einer solchen Situation entscheiden sich viele Menschen für den Weg des geringsten Widerstands und sagen um des lieben Friedens willen „Ja“, obwohl ein „Nein“ viel angebrachter wäre. Was bleibt also zu tun? Als Erstes sollte die an einen gerichtete Bitte unter die Lupe genommen und bewertet werden. Das führt normalerweise zu der Frage:

Wer bittet mich um etwas?

Je näher mir der Mensch steht, der mit einer Bitte an mich herantritt, desto schwerer fällt es mir „Nein“ zu sagen. Das ist zutiefst menschlich, da ich bei einem klaren „Nein“ mit Enttäuschung oder Unverständnis rechnen muss. Mit diesen Reaktionen umzugehen ist oft schwieriger als die Bitte einfach zu erfüllen. Das weiß natürlich auch mein Gegenüber und diese Durchschaubarkeit macht mich leichter manipulierbar. Sätze wie „Ach komm, das hätte ich jetzt echt nicht gedacht…“ aus dem Mund eines Freundes, dem ich eine Bitte abgeschlagen habe, machen es mir schwer bei meinem bereits ausgesprochenen „Nein“ zu bleiben. Auf lange Sicht profitieren aber beide Seiten von einer gesunden Konsequenz und mal ganz ehrlich: Was ist eine Freundschaft wert, die davon abhängt, dass ich „meinem Freund“ jede Bitte erfülle?

Noch schwieriger wird es in Partnerschaften und Liebesbeziehungen: Eigentlich möchte man seiner oder seinem Liebsten ja jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Dumm ist nur, wenn man mit diesem Anspruch so ganz alleine dasteht und vor lauter erfüllten Wünschen nicht mehr dazu kommt, sich um seine eigenen Belange zu kümmern. Spätestens dann ist der Zeitpunkt für ein klärendes Gespräch gekommen und in Zukunft auch mal einfach „Nein“ zu sagen.

Welche Motivation steckt hinter einer Bitte?

Ist hinter einer Bitte ganz klar die persönliche Faulheit meines Gegenübers zu erkennen, fällt es mir mittlerweile leicht „Nein“ zu sagen. Dieses Verhalten ist mir häufig in meiner aktiven Zeit als Erzieher begegnet und hat mich regelmäßig auf die Palme gebracht. Wenn ein Teammitglied versucht sich vor den „unbeliebten“ Arbeiten zu drücken (Windeln wechseln, Kinder mit Sonnenmilch einschmieren, Elterngespräche führen etc.), wird das oft durch eine Bitte verschleiert. Geschickte Kollegen verstärken diese Bitte auch gerne noch durch ein vermeintliches Kompliment: „Kriss, würdest du das bitte schnell übernehmen, du kannst das doch viel besser…“. Speziell wenn man neu in einer Einrichtung ist, möchte man natürlich von allen Kollegen gemocht werden und ist somit ein leichtes Opfer für die „Arbeitsabwälzer“ unter ihnen. Hier ist es wichtig relativ schnell klare Kante zu zeigen und „Nein“ zu sagen, bevor einem die zusätzliche Arbeit über den Kopf wächst und man genervt ist. Im Zweifelsfall sollte man das Verhalten des Betreffenden auch im Rahmen einer Teamsitzung zur Sprache bringen. Dieses Prinzip ist natürlich auf alle Berufe übertragbar, bei denen im Team gearbeitet wird.

Die eigenen Grenzen erkennen und akzeptieren

Letztendlich raubt einem jede erfüllte Bitte Zeit und Energie, egal wie gerne oder widerwillig man sie erfüllt. Daher sollte man sich vor jedem „Ja klar“ fragen, ob man damit nicht über seine eigenen Grenzen geht und am Ende niemandem wirklich geholfen ist. Eine gute Begründung hilft immer dabei ein „Nein“ zu erklären und dafür zu sorgen, dass sich niemand vor den Kopf gestoßen fühlt. Und wenn jemand diese Begründung partout nicht versteht (oder verstehen will), dann muss man das halt einfach mal so im Raum stehen lassen und negative Reaktionen aushalten.

Schon der griechische Philosoph und Mathematiker Pythagoras von Samos wusste:

„Die kürzesten Wörter, nämlich ,ja‘ und ,nein‘, erfordern das meiste Nachdenken.“

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