Endlich war ich mit meiner 80-jährigen Mutter beim Ohrenarzt. Ergebnis: Sie ist massiv schwerhörig und das nicht erst seit gestern. Ein Hörgerät wurde rezeptiert und seitdem sind wir mit ein paar Tricks am Üben.
Mit dem Hörgerät ist Ruhe eingekehrt
Eigentlich ist mir schon lange klar, dass es um das Hörvermögen meiner Mutter nicht gut steht. Regelmäßig reden wir kilometerweit aneinander vorbei, was zwar nicht nur auf die Schwerhörigkeit zurückzuführen ist, es aber unterstützt. Ich bin auch immer heiser nach einem Besuch, da ich so laut rede, dass es mir schon selbst im Ohr weh tut. Vielleicht kennt ihr das ja aus eurem Familien- oder Bekanntenkreis. Nun, mit den beiden Hörgeräten ist auf alle Fälle, trotz all der wiederentdeckten Geräusche, Ruhe eingekehrt.
Unter Schwerhörigkeit versteht man eine Verminderung der Hörfähigkeit, die von kaum bemerkten Hörstörungen bis hin zur Gehörlosigkeit reicht. Etwa 20 Prozent sind in Deutschland davon betroffen. Dabei muss man nicht das Alter meiner Mutter erreicht haben, auch Kinder können schon an Schwerhörigkeit leiden. Bei älteren Menschen ist das verminderte Hörvermögen leicht zu erkennen. Erst mal wird der Fernseher lauter gemacht, dann von den Lippen abgelesen.
Gutes Hören stärkt den Geist
Wenn das Hören schleichend nachlässt, wirkt sich das auch auf den Geist aus. Das Gehirn muss dann mehr Arbeit leisten, sich mehr anstrengen. Die Kommunikation wird für alle anstrengender und beeinträchtigt letztendlich auch die sozialen Beziehungen. Meine Mutter hatte in den letzten Jahren immer wieder Auseinandersetzungen mit ihren Freundinnen, die nicht geklärt werden konnten. Mir ist nun klar geworden, dass sie Gesprächen gar nicht mehr folgen konnte und dadurch Sachverhalte missverstanden hat.
Übung macht Meisterinnen und Meister
Bei der Hörakustikerin hatten wir mehrere Termine. Zunächst einmal für einen Hörtest, der für die Auswahl des richtigen Gerätes und die Einstellungen wichtig ist. Rund 100 Mal einsetzen und wieder herausnehmen ist die Ziffer, die uns die Fachfrau für einen sicheren Umgang mit den neuen „Lauschern“ genannt hat. Das geht bei jüngeren Menschen sicher schneller, aber bei meiner Mutter kam die Zahl ziemlich gut hin. Ihre Begeisterung hielt sich zunächst stark in Grenzen und es fielen Sätze wie „Man muss nicht alles hören.“
Vogelgezwitscher und Regentropfen sind attraktiv
Nachdem meine Mutter sich zunächst vom wieder erwachten Straßenlärm gestört fühlte, fand sie Gefallen am Singen der Vögel und an den ans Fenster prasselnden Regentropfen. Doch um das zuordnen zu können, musste ich ihr erklären, was welches Geräusch ist. Von alleine hätte sie diese Alltäglichkeiten, die für normal Hörende gar nichts Besonderes sind, nicht erkannt. Ab diesem Punkt fand sie die Geräte auch gut und spielte nicht mehr mit dem Gedanken, sie zurückzugeben.
6 bis 7 Stunden am Tag tragen
Um sich an die Geräte zu gewöhnen, sollte sie ihre beiden neuen „Lauscher“ 6 bis 7 Stunden am Tag tragen. Doch nach dem ersten Vormittagsschläfchen waren sie schon wieder im Etui gelandet. Wir haben dann ein Kissen gekauft, das den Druck auf dem Ohr etwas entlastet. Beim Einsetzen hat sie sich eine Gedankenbrücke mittels der Anfangsbuchstaben gebaut. Der kleine rote Punkt auf dem einen Gerät steht für rechts, beides beginnt mit einem R. Der blaue Punkt für links. „Blau wie lau und lau wie links“, pflegt sie nun zu sagen.
Batterie hält etwa 10 Tage
Beim richtigen Einsatz der Hörgeräte hält die Batterie etwa 10 Tage. „Richtiger“ Einsatz heißt, es ist in der Nacht nicht in Verwendung und ausgeschalten. Im Zweifel fährt meine Mutter mit der Hand am eingeschalteten Gerät entlang, sobald sie es eingesetzt hat: Wenn es dann nicht raschelt, ist es Zeit für den Batteriewechsel. Kürzlich funktionierte eines der Geräte auch nach dem Wechsel der Batterie nicht. Dies lag aber daran, dass das Mikrofon verschmutzt war. Nach der Reinigung mit einer kleinen Bürste war es wieder voll einsatzfähig.
Lebensfreude durch die neuen „Lauscher“
Mittlerweile ist meine Mutter wieder am Pläne schmieden und telefoniert häufig mit ihren Freundinnen. Mit einer ihrer ehemaligen Klassenkameradinnen gibt es weiterhin Missverständnisse, nämlich dann, wenn die wieder ihre „Lauscher“ verlegt hat.