Unbarmherzig brennt die Sonne darnieder. Ein steter warmer Wind weht. Es hat seit Wochen nicht geregnet. Der Garten sieht aus wie Trockensavanne. Ein Trauerspiel? Nein! Die meisten sagen sich: „Serengeti darf nicht sterben“ und greifen beherzt zu Gießkanne und Gartenschlauch. Damit man damit aber nicht mehr Schaden anrichtet als Nutzen bringt und die Wasserrechnung möglichst niedrig hält, habe ich einige grundlegende Tipps für Beete, Rasen und Topfpflanzen im Garten zusammengestellt.
Auf den Zeitpunkt kommt es an
Laut dem Bundesverband der Einzelhandelsgärtner stellen sich ambitionierte Gärtner den Wecker auf drei Uhr morgens und taumeln dann schlaftrunken zum Wasserhahn. Wer das ein wenig übertrieben findet und sich kein automatisches Bewässerungssystem mit Zeitschaltuhr leisten kann, dem sei trotzdem gesagt: Morgens ist der beste Zeitpunkt zu gießen. Mittags in der Hitze verdunstet das meiste Wasser bevor es an die Wurzeln gelangt. Wassertröpfchen auf den Blättern wirken wie ein Brennglas, führen zu Verbrennungen und schädigen das Laub. Am Abend besteht auch bei großer Trockenheit die Gefahr, dass die angenehme Feuchtigkeit auch unsere Freunde, die Schnecken herbeilockt. Außerdem begünstigen feuchte Blätter, die eventuell über Nacht nicht abtrocknen können, Pilzkrankheiten. Besonders Rosenbesitzer und Tomatenliebhaber müssen hier aufpassen.
Kann man falsch gießen?
Ja, man kann. Gut gezielt ist halb gegossen, wie meine Großmutter schon gesagt hat. Nie die Pflanze – egal welche – von oben mit dem Sprenger großflächig nass machen, auch wenn man das Gefühl hat, sie würde eine Dusche genießen. Lieber direkt am Wurzelbereich ordentlich wässern. Dabei hilft es, wenn man zum Beispiel bereits beim Pflanzen eine Art „Krater“ oder „Damm“ um die Pflanzenbasis anlegt. Das Wasser, das in diesen Krater gegossen wird, kann selbst bei extrem trockenen Böden nicht wegfließen. Oder man behilft sich mit einem Gießtrichter: Einfach einen kleinen Blumentopf (mit Loch!) neben der Pflanze eingraben und diesen mit Wasser füllen. Wer nicht auf die Optik schaut: eine umgedrehte Plastikflasche , deren Boden man entfernt hat, geht auch. Alternativ gießt man auf zweimal, zuerst wenig, um das Erdreich anzufeuchten, dann nach einiger Zeit die restliche Menge.
Gegossen wird idealerweise mit abgestandenem, lauem Wasser. Glücklich, der eine Regentonne oder Zisterne hat. Wer auf das böse, kalte Wasser aus der Leitung angewiesen ist: zuerst vorsichtig angießen (auch Pflanzen können erschrecken), erst nach kurzer Gewöhnungszeit die Restmenge.
Wieviel ist zuviel? Die richtige Wassermenge.
Das ist ganz verschieden. Vielen Dank, so genau wollte es wieder einmal keiner wissen. Aber es gibt verschiedene Anhaltspunkte, die weiterhelfen. Zuallererst: Wo kommt die Pflanze her? Mediterrane Kräuter beispielsweise brauchen in der Regel erst bei extremer Trockenheit Wasser, über Wüstenpflanzen wie Agaven oder Kakteen müssen wir hier nicht reden. Zum zweiten: Beet oder Topf? Topfpflanzen brauchen mehr Wasser, da sie weniger Erde um sich haben, die Wasser speichern kann. Zum dritten: Ist der Standort sonnig oder schattig? Zum vierten: Wie sehen die Blätter aus? Je größer diese sind, desto höher der Wasserverbrauch. Dicke, fleischige Blätter (wie bei Agaven) sind auf Wassersparen ausgelegt. Zum fünften: Je länger eine Beetpflanze bereits eingepflanzt ist, desto besser ist ihr Wurzelwerk ausgebildet und sie kann sich mehr Feuchtigkeit aus der Erde holen. Im Umkehrschluss: Junge Pflanzen brauchen mehr Wasser! Die beruhigende Nachricht zuletzt: Meist zeigen Pflanzen durch schlappe Blätter, dass sie Wasser brauchen – dann aber schnell!
Kann man Pflanzen zum Wassersparen erziehen?
In der Regel wird in unseren Breiten viel zuviel gegossen. Nur frisch Gepflanztes und extrem Durstige wie die Hortensie (deren lateinischer Name Hydrangea bedeutet Wasserschlürferin) brauchen eine tägliche Wassergabe. Ansonsten sollte man erst mit der Kanne eilen, wenn die Blätter leise anfangen, schlaff zu werden. Das regt die Pflanzen an, tiefe Wurzeln zu bilden, mit denen sie immer gut versorgt werden. Dass das bestens funktioniert, zeigen beispielsweise Weinreben, deren Wurzeln 10 bis 20 Meter tief reichen können. Der „Tomatenpapst“ Erich Stekovics am Neusiedlersee in Österreich gießt seine Tomaten quasi gar nicht.
Das Wasser in der Erde halten
Man kann seinen Blümchen auch helfen, Wasser zu sparen. Mulchen ist ein probates Mittel, die Verdunstung der Erde zu reduzieren. Dazu deckt man die blanke Erde praktisch ab. Das bekannteste Mulchmaterial ist Rindenmulch. Aber Vorsicht! Nicht jede Pflanze mag die Rinde, die verursacht nämlich ein leicht saures Bodenklima. Wunderbar für Hortensien, Rhododendren, Heidekraut, für Beerengehölze und Blütenstauden, nicht so schön beispielsweise für Tomaten. Auch Rasenschnitt ist nicht so toll. Am besten man mulcht mit Beinwell, der hat schöne große Blätter, oder mit (Handschuhe anziehen!) Brennnesseln. Die beugen auch Krankheiten vor. Stroh geht auch. Wichtig ist immer, dass man das Mulchmaterial antrocknet und dünn auf der Erde verteilt, damit keine Fäulnis entsteht.
Eine Erinnerung an Grün: Der Rasen im Sommer
Die beste Vorbeugung gegen Savannen im Garten: Im Sommer nicht zu oft, nicht zu kurz und vor allem ohne Fangkorb mähen. Kommt jetzt die Hitzewelle, dann gilt für den Rasen ebenfalls: frühmorgens mit dem Rasensprenger wässern. Wie lange? Die Königliche Gartenakademie Berlin-Dahlem hat einen raffinierten Trick: Einfach ein Marmeladeglas auf den Rasen stellen und solange sprengen, bis rund 1,5 cm Wasser im Glas stehen. Auch den Rasen kann man zur Sparsamkeit erziehen. Höchstens ein- bis zweimal die Woche gründlich wässern, reicht im Normalfall. Und: Ein gepflegter Rasen, der in Frühjahr und Herbst vertikutiert und gedüngt wird, in der Wachstumsphase zweimal die Woche gemäht wurde, ausreichend mit Nährstoffen versorgt ist, wird sich auch von einer Trockenphase wieder erholen. Denn schließlich stirbt eines zuletzt: die Hoffnung.