Einen Pilz, den man kennen muss: Hier in Mitteleuropa gehen neunzig Prozent der tödlichen Pilzvergiftungen auf den Grünen Knollenblätterpilz zurück. Meist wird er mit dem Champignon verwechselt und ähnlich wie dieser beliebte Speisepilz soll auch der Grüne Knollenblätterpilz einen ausgezeichneten Geschmack haben - was die landläufige Annahme widerlegt, dass alles Giftige auch scheußlich schmecken muss. Doch mit dem nötigen Wissen und der gebotenen Vorsicht lässt sich dieser absolute Fiesling der Pilzwelt leicht von harmlosen Pilzen unterscheiden.
Röhrenpilz oder Lamellenpilz?
Die meisten unserer Pilze haben entweder Röhren oder Lamellen. Lamellen sind fächerartig unterhalb des Pilzhutes angeordnet, so zu sehen bei unserem bekannten Champignon. Röhrenpilze haben unterhalb des Hutes röhrenartige Auswüchse. Von unten betrachtet sieht der Pilz feinporig aus.
Ich kenne einige Menschen, die aus Vorsicht nur Röhrenpilze sammeln, da man sich an ihnen nicht tödlich vergiften kann. Der schlimmste Vertreter der Röhrenpilze ist der Satanspilz, der schwere Magendarmbeschwerden verursachen kann (äußerst unangenehm, aber nicht tödlich). Man erkennt ihn relativ leicht: Stämmiger rötlicher Stiel, heller Hut, außerdem verfärbt sich das Pilzfleisch rötlich, wenn man etwas vom Pilz abbricht. Ansonsten gibt es noch den ungenießbaren Gallenröhrling, doch das merkt man, wenn sich dieser in die Pilzpfanne verirrt hat. Nomen es Omen! Das Pilzgericht schmeckt dann gallenbitter und ist ein Fall für die Tonne.
Doch nun trauen wir uns an die Lamellenpilze heran und vor allem an diesen Giftpilz, der immer wieder mit dem Champignon verwechselt wird - doch solche tragischen Verwechslungen müssen nicht sein!
Die Lamellenfarbe
Ich sage es immer wieder: Die Lamellen von Champignons haben die Farbe von Kakao: Rühre ich wenig Kakaopulver in die Milch, ist sie rosa, rühre ich viel Kakao hinein, ist sie dunkelbraun. Doch wenn irgendwann die Lamellen zu dunkel und auch weich und schmierig werden, dann ist der Pilz überreif. Tatsächlich kann man sich von einem überreifen Champignon eine sogenannte sekundäre Pilzvergiftung holen, da sein Eiweiß denaturiert ist.
Jedoch hat auch der Champignon einen unangenehmen Zwilling. Es ist der Karbol-Egerling. Bricht man ein Stück des Pilzes ab, verfärbt er sich gleich gelblich. Zudem riecht er sehr streng nach Heftpflastern. Er ist nicht tödlich giftig, aber auch nicht lecker und vor allem nicht magenverträglich.
Die Lamellen des Grünen Knollenblätterpilzes sind weiß bis grünlich! Kein Champignon hat diese Lamellenfarbe! Gemäß dem Namen entwächst der Grüne Knollenblätterpilz einer Art Knolle. Es sieht ein wenig so aus, als hätte der Pilz eine weiße Socke an. Dies trifft auf den Champignon nicht zu, er wächst mit einem glatten Stiel aus dem Erdreich.
Außerdem kommt der Grüne Knollenblätterpilz meist in Wäldern und Waldrändern vor, der Champignon meist auf Wiesen, wo er sich in ringartigen Formationen ausbreitet.
Leider gibt der Geschmack keinen Hinweis auf seine Genießbarkeit. Der Grüne Knollenblätterpilz soll sogar sehr gut schmecken. Auch ist die Tatsache, dass Schnecken an einem Pilz fressen, kein Hinweis auf die Giftigkeit. Schnecken haben keine Leber, sie scheiden die Giftstoffe mit ihrem Schleim aus.
Die Vergiftung durch den Knollenblätterpilz
Wir Menschen haben eine Leber, und dies ist in Verbindung mit dem Knollenblätterpilz besonders tückisch. Zunächst erfolgen nach etwa sechs Stunden nach dem Konsum von Knollenblätterpilz Übelkeit und Erbrechen, doch dann bessern sich die Beschwerden. Was dann folgt, ist der schleichende Tod: Die Leber wird zersetzt und die Nieren stellen ihren Dienst ein. In dieser Phase ist die Lebensrettung äußerst schwierig, oft ist eine Lebertransplantation nötig.
Im günstigsten Fall wird die Vergiftung kurze Zeit nach der Pilzmahlzeit erkannt. Dann sind die Chancen auf Heilung noch relativ gut, wenn alle Pilzreste aus dem Magendarmtrakt entfernt werden können.
Wichtig! Doch wenn ihr euch unsicher seid, einen essbaren oder giftigen Pilz vor euch zu haben, gilt immer die goldene Regel aller Pilzsammler: Bei Unsicherheit den Pilz stehen lassen!
Ausschlusskriterien beim Pilzesammeln zusammengefasst:
Gibt es einen giftigen Zwilling zu deinem gesuchten Speisepilz?
- Wenn ja, wo sind die Unterschiede (Lebensraum, Geruch, Verfärbung bei Abbrechen und Eindrücken, Farbe des Sporenpulvers, Jahreszeit)?
Wenn du Bestimmungsprobleme hast, kannst du deine Funde auch von einer Pilzberatungsstelle untersuchen lassen.
Von einer alleinigen Beratung in sozialen Netzwerken kann ich nur abraten, denn hier zeigst du nur das Foto, das keinen Aufschluss über den Geruch und die weitere Lebensumgebung gibt. Bei der Pilzbestimmung müssen immer sämtliche Sinne berücksichtigt werden!
Und nur nebenbei: Champignons sind im Handel günstig zu erwerben. Besonders aromatisch sind die braunen Steinchampignons - und das ohne Vergiftungsrisiko!
Warum sind Pilze giftig, wollen sie sich vor Fressfeinden schützen?
Kompliment, das ist eine übersichtliche, detaillierte und leicht verständliche Anleitung für einen Laien wie mich. Sammeln gehe ich zwar trotzdem nicht, aber die Unterschiede zu kennen finde ich sehr wichtig!