Verkehrskollaps und Familienkrach an Thanksgiving

Verkehrskollaps und Familienkrach an Thanksgiving
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Thanksgiving in Deutschland - muss das sein? Nein, natürlich nicht. Aber es ist doch spannend, amüsant und lehrreich zu sehen, wie andere Kulturen mit ihren großen Feiertagen umgehen - und mit den damit verbundenen „Kollateralschäden“.

Der schönste Tag im ganzen Jahr – das soll bei den meisten von uns Weihnachten sein. Dass das nicht immer hinhaut, erleben wir in ein paar Wochen. Denn selten werden unsere Erwartungshaltungen in dem Maß erfüllt, wie wir uns das wünschen. Die US-Amerikaner:innen haben ihr Aha-Erlebnis gerade hinter sich. Für so manche Enttäuschung sorgte dabei jede:r selbst. Denn unsere Wunschvorstellungen haben mit der Realität wenig zu tun.

Alle Jahre wieder: der Verkehrskollaps

Ein paar Wochen vor Weihnachten packen die Musikredakteur:innen der Radiosender zuverlässig die üblichen Verdächtigen aus. „Last Christmas“ sülzt George Michael. „White Christmas“ röhrt Dean Martin. Und „Driving home for Christmas“ krächzt Chris Rea. Und genau das ist auch an Thanksgiving das Problem. Jede:r fährt am Tag davor nach Hause zu seinen Lieben. Nun gibt es in den USA zwar jede Menge mehrspuriger Highways. Aber für rund 50 Millionen Heimkehrende sind die auch nicht gebaut. Unfassbare Megastaus sind die Folge. Ganze Nächte verbringen manche Thanksgiving-Fans deshalb im Stau, bevor sie übermüdet und genervt an ihrem Zielort ankommen. Da hält sich die Begeisterung in Grenzen. Dazu kommen knapp 5 Millionen Flugreisende. In Zeiten von Klimaerwärmung kühlt sich angesichts von so viel CO2 die Vorfreude weiter ab.

50 Millionen Menschen fahren am Tag vor Thanksgiving zu ihren Lieben. Nochmal 5 Milionen nehmen den Flieger. CO2 lässt grüßen.

Explodierende Kosten

Viele Köch:innen stürzen sich alljährlich nicht nur in die Küche, sondern auch in immer höhere Kosten. Wie auch in Deutschland steigen die Kosten in den USA für Lebensmittel rasant, sodass das klassische Truthahn-Menü in diesem Jahr rund 15 Prozent teurer als im letzten Jahr ausfiel. Damit war es das teuerste Thanksgiving-Festmahl aller Zeiten. Doch abspecken kommt für die Köch:innen meist nicht in Frage. Die Erwartungshaltung der Familie muss schließlich erfüllt werden – auch, wenn sich manch eine:r die teuren Zutaten kaum leisten kann. Schmeckt’s dann nicht, ist die Enttäuschung doppelt bitter.

Schnäppchen als Kostenfalle

Außer bei den Lebensmitteln schnappt rund um den Black Friday auch noch die Kostenfallen für vermeintliche Schnäppchen zu. Manch eine.r greift sich ertappt an die Nase, wenn er oder sie trotz besseren Wissens einem Countdown auf den Leim gegangen ist. „Nur noch 3 Stunden, 10 Minuten und 30 Sekunden lang gibt es diese Zitruspresse aus Platin für nur 30.000 € statt für 29.000 € - damit spart ihr satte 1.000 €!“ Gut wir sparen 1.000 € - aber was ist mit den 29.000 €? Schließlich funktioniert unser Plastikteil für 9 € noch tadellos.

Armenspeisung

Eine Menge Prominente:r setzen sich alljährlich publikumswirksam an Thanksgiving in Szene. Da werden Truthahn-Menüs spendiert. Fotos werden geschossen – und die Armen werden instrumentalisiert. Ehrenamtliche Student:innen keilen sich mit einer Suppenkelle derweil um eine Platz an der Gulaschkanone – im Lebenslauf wird das erwartet. Manche Familien laden sogar für ein paar Stunden eine:n Obdachlose:n zum Thanksgiving-Menü zu sich nach Hause ein, um den Gast anschließend schnell wieder nach draußen in die Kälte zu bitten. Abschließend haben die „Wohltäter:innen“ alle das gute Gefühl, sich im sozialen Bereich engagiert zu haben. Doch das sehen die Bedürftigen, die an Thanksgiving zu Statisten fürs Foto erklärt werden, ganz anders. Für die rund 3,5 Millionen Obdachlosen in den USA wird Thanksgiving dadurch zur schlichten und zynischen Kosmetik, die über ihre eigentlichen Probleme hinwegtäuscht.

Nicht alle sind begeistert, wenn jemand sich in trauter Familienrunde daneben benimmt. Am besten helfen Humor und Gelassenheit.

Dankbarer Streit

Dankbarkeit ist eigentlich etwas sehr Persönliches. Doch an Thanksgiving ist sie etwas sehr Öffentliches. Die Familie dankt in geselliger Runde für alles Mögliche. Dabei wird erwartet, dass jede:r die individuelle Dankbarkeit erklärt – und dabei betet. Erklärt ein rebellischer Teenie gefrustet seine Dankbarkeit für gar nichts und lässt die alterstypischen Meckereien los, fliegen schnell die Fetzen. Schließlich haben seine Eltern die komplette Familie einfliegen lassen. Dazu haben sie für viel Geld und mit viel Zeit das Menü und die Deko gezaubert und selbst das ganze Jahr hart gearbeitet. So gesehen ist das muffige Schweigen von Teenies unterm Weihnachtbaum hierzulande leichter hinnehmbar. Der Abend kann trotzdem noch gerettet werden – auch ohne lautstarkes Mitsingen von „Oh du Fröhliche“. Erwarten wir deshalb nicht allzu viel und lassen uns - auch mit Teenies – lieber positiv überraschen.

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