Zuckerfrei leben: Ein Erfahrungsbericht

Zuckerfrei leben: Ein Erfahrungsbericht
Lesezeit ca. 2 Minuten

Natasha, 29 Jahre alt, Ingenieurin, lebt seit mehreren Monaten zuckerfrei. Mit welcher Motivation beginnt man so eine Lebensweise? Und wie sehr schränkt der Verzicht auf Zucker den Alltag ein? Wir haben uns persönlich mit Natasha unterhalten und dabei viele spannende Aspekte erfahren.

Zuckerfrei zu leben bedeutet grundsätzlich, auf den Haushaltszucker sowie auf den zusätzlich beigefügten Zucker in verarbeiteten Lebensmitteln zu verzichten. In unserem ersten Tipp zu dieser Thematik haben wir die verschiedenen Zuckerarten sowie die Gefahren von Zucker erklärt.

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Das Interview

Wieso lebst du zuckerfrei? Was ist dein Anreiz?

Natasha: Der größte Anreiz auf eine zuckerfreie Ernährung umzustellen war für mich der gesundheitliche Aspekt. Früher habe ich, vor allem in stressigen Situationen, viel zu Schokolade und Co. gegriffen und gemerkt, dass es mir sowohl psychisch als auch körperlich nicht gut tut. Verschiedene Diäten oder Versuche, den Konsum zu reduzieren haben bei mir nicht funktioniert. Eines Tages habe ich ein Buch über die Thematik gelesen, das mich so gefesselt hat, dass ich mich immer weiter damit auseinandergesetzt habe. Ich habe mir Blogs durchgelesen, mir Forschungsvorträge angehört und somit auch gelernt, warum es früher nie geklappt hat, den Zucker zu reduzieren: Er löst einen Suchtfaktor aus! Schließlich habe ich entschieden, komplett auf verarbeiteten Zucker zu verzichten.

Wie wirkt sich der Verzicht auf Zucker bei dir aus? Hast du dich verändert?

Natasha: Der Verzicht auf Zucker hat einiges bei mir verändert, vor allem jedoch mein Mindset. Ich habe viel dazugelernt und weiß jetzt, welche Lebensmittel was in meinem Körper bewirken. Der Verzicht auf Zucker ist für mich die logische Konsequenz von diesem Wissen.

Körperlich gesehen fühle ich mich viel fitter und ausgeglichener. Mein Gewicht hat sich durch die Ernährungsumstellung kaum verändert, aber das war auch nicht meine Absicht. Schließlich verzichte ich auf nichts, sondern esse nur anders, eben bewusster.

Außerdem hat sich mein Geschmackssinn verändert. Ich probiere viele Ersatzrezepte für Gerichte aus, die ich früher gerne gegessen habe und habe das Gefühl, dass ich viele Geschmäcker erst richtig kennengelernt habe. Die Sachen fühlen sich voller an und geben mir mehr Energie und Kraft.

Wie konsequent ziehst du die Ernährung durch? Machst du Ausnahmen?

Natasha: Ich habe mir meine eigenen Leitlinien gesetzt. Ich verzichte komplett auf raffinierten, industriell hergestellten oder zugesetzten Zucker. So meide ich z. B. auch Senf, dem zusätzlich Zucker beigefügt wurde. Manchmal ist es wirklich erstaunlich, in welchen Lebensmitteln sich überall Zucker befindet, u. a. auch in Essiggurken! 

Der Zucker in Obst und Trockenobst ist für mich aber okay, da darin neben Zucker auch Ballaststoffe und Vitalstoffe vorkommen. Ab und zu genehmige ich mir einen selbstgemixten Smoothie aus frischem Obst, verzichte jedoch komplett auf Säfte. Ich greife auch nicht zu alternativen Süßungsmitteln wie Stevia, Honig, Agavendicksaft oder Ahornsirup. Bei Alkohol konsumiere ich nur welchen, dem kein zusätzlichen Zucker beigefügt wurde wie Bier, Schnaps, trockener Wein oder ein Radler mit saurem Sprudel. Generell trinke ich jedoch sehr wenig Alkohol.

Durch einen einschneidenden Moment habe ich gelernt, dass Ausnahmen für mich nicht funktionieren. Eines Abends habe ich zwei Gummischlümpfe gegessen, die ich früher sehr gemocht habe. Daraufhin bin ich in einen wahren Zuckerrausch verfallen und habe alles gegessen, was ich finden konnte. Seitdem gibt es für mich keine Ausnahmen mehr.

Wie ersetzt du den Zucker?

Natasha: Zum Süßen verwende ich Datteln, reife Bananen, Backkakao und , das ist eine Wurzel mit süßlichem Geschmack, die ich gemahlen oder als Flocken verarbeite. Außerdem süße ich mit Obst. Früher habe ich gerne etwas Honig in mein Salatdressing gegeben, heute verwende ich dafür eine Orange.

Man kann auch gesund naschen! Wenn mich die Lust nach etwas Süßen überkommt, habe ich meine Notfallrezepte parat und im besten Fall sind sie bereits fertig vorbereitet im Kühlschrank. Dafür eignen sich super Glücksbällchen oder Datteln mit .

Wie groß sind die Einschränkungen und Aufwände im Alltag durch die zuckerfreie Ernährung?

Natasha: Der Verzicht auf Zucker basiert auf der Grundsatzfrage: “Bin ich mir das Wert?” Und meine Antwort ist ein klares Ja! Es fühlt sich einfach richtig an und fällt mir daher sehr leicht. Ich fühle mich auch in nichts eingeschränkt, da ich alle meine Lieblingsrezepte nach wie vor kochen kann - nur eben mit ein paar Ersatzzutaten. Ich habe mich schon immer gerne frisch und gesund gekocht, weshalb die Umstellung für mich nicht all zu groß war.

Trotzdem geht diese Lebensweise mit einem erhöhten Aufwand und viel Organisation einher. Man muss sein Essen stets vorausplanen und beim Einkaufen Inhaltsangaben studieren. Für die Arbeit bereite ich mir immer meine Essenstasche vor, in der sich neben vorgekochten Mahlzeiten auch gesunde Snacks wie Nüsse befinden. Dieser Prozess ist aber Gewohnheitssache und man wird routiniert. Mir macht Kochen viel Spaß und ich kann mich dabei entspannen.

Ich möchte mit meiner Ernährung niemanden zur Last fallen. Daher biete ich bei Einladungen immer an, selbst etwas mitzubringen. Wenn wir zusammen mit Freunden kochen, dann sprechen wir uns vorher ab und sie geben in ihren Portionen ggf. 1-2 Zutaten extra dazu. Im Restaurant greife ich meistens zu einem Salat und stelle mir mit Essig und Öl mein eigenes Dressing her. Im Urlaub kochen wir entweder selbst oder ich kann mir am Buffet das Richtige für mich aussuchen. Tatsächlich habe ich mich auch im Urlaub an die zuckerfreie Lebensweise rangetastet. Das hat für mich super funktioniert, da ich dort keinen Stress hatte und mich somit komplett darauf einlassen konnte.

Was fällt dir am schwersten?

Natasha: Ich musste mir leider schon ein paar blöde Kommentare zu meiner Ernährung von anderen Menschen anhören. Ich möchte niemanden missionieren und rede nur darüber, wenn jemand danach fragt oder es sich aus der Situation ergibt. Trotzdem verfallen dann viele in eine Art Selbstverteidigung und rechtfertigen ihre Lebensweise - obwohl ich nicht danach gefragt habe.

Des Weiteren habe ich leider noch keinen Ersatz für Kaugummi gefunden. Früher war es für mich eine feste Gewohnheit, beim Autofahren Kaugummi zu kauen. Das ist schade, aber vielleicht finde ich ja noch eine Alternative.

Am Anfang fiel es mir schwer, abends mit Freunden etwas trinken zu gehen. Jeder trinkt einen leckeren Cocktail und ich sitze vor meinem Glas Wasser, das zudem meistens noch richtig teuer ist. Aber auch daran habe ich mich gewöhnt. Ab und zu bestelle ich ein Bier, das vergleichsweise günstig ist. Wenn das Lokal Infused Water oder andere zuckerfreie Alternativen wie Tee anbietet, dann greife ich gerne dazu. Auch hier findet ein Umdenken im Kopf statt. Früher habe ich das Geld für Cocktails ausgegeben, heute kaufe ich von dem gleichen Geld eben das Infused Water.

Konntest du schon jemanden von deiner Ernährungsweise überzeugen?

Natasha: Das ist überhaupt nicht mein Ziel! Wenn sich aber jemand dafür interessiert, kann er mich gerne darüber ausfragen. Einige Personen in meinem Umfeld hat meine Umstellung inspiriert und sie haben es selbst ausprobiert. Sie haben verschiedene Rezepte getestet oder ihren Konsum reduziert. Wenn man es schafft, alles in Maßen zu genießen und versteckte Zuckerfallen zu umgehen, ist das auch schon super!

Was sind deine 3 Tipps für Einsteiger?

Natasha: Vorbereitung ist alles! Lest euch gründlich ein, bevor ihr mit der Ernährungsumstellung startet. Außerdem sollte man sich für alle Produkte und Gerichte, die einem wichtig sind, entsprechende Ersatzrezepte suchen. Zuletzt solltet ihr den richtigen Moment abwarten und nicht damit beginnen, wenn ihr gerade sehr im Stress seid.

Anmerkung der Redaktion: In der nächsten Zeit folgen ein paar leckere Rezepte von Natasha wie z. B. diese Energiebällchen.

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18 Kommentare

Ich lebe auch seit etwas mehr als 2,5 Jahren Zuckerfrei,das heißt bei mir --keine Süßigkeiten,
keinen Kuchen,kein Eis,keine Kekse und auch keinen Zucker im Kaffee. Tee trinke ich nicht.
Keine süßen Getränke.
Im Brot und in normalen Lebensmittel ist Zucker und dem kann ich nicht immer aus dem Wege gehen,aber es bringt mir sehr,sehr viel,auf die genannten Sachen zu verzichten und es fiel mir auch nicht schwer darauf zu verzichten.
Ich habe immer Obst im Hause und ganz selten esse ich mal eine Trockenfrucht -aber wirklich sehr selten.
Ich habe insgesamt 7 KG inerhalb von 9 Monaten abgenommen und mein Gewicht,schwankt + - ein Kilogramm.
Ich schlafe wesentlich besser und ich fühle mich fitter -ich möchte keinen Zucker mehr essen.
Respekt, wer das kann, ich kann es nicht, denn ganz auf süßes zu verzichten, raubt mir ein großes Stück Lebensqualität.
Sonntag Nachmittag bei einem leckeren selbstgebackenem Stück Kuchen und Kaffee oder dem Eisbecher im Sommer auf der Strandterrasse, gehört für uns dazu. Natürlich achten wir auf nicht zuviel des Guten und nutzen auch Ersatzstoffe wie Stevia usw, aber ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich lieber genieße anstatt zu verzichten. Ich bin aber auch dafür, Kindern zu lernen, daß zuviel Süßes nicht gesund ist.
Ich gebe zu - und bitte nicht prügeln -, dass mir dieser ganze Ernährungskram auf die Nerven geht. Der eine isst keinen Zucker, Karl Lauterbach isst kein Salz, und meine Nichte ist vegan. Diese Leute sind eine Belastung für jeden Gastgeber. (Dass die Leute ihr eigenes Essen mitbringen, finde ich jetzt auch nicht sehr spaßfördernd.)
Ich trinke keine süßen Getränke, mache meinen Salat pikant, das alles aber ohne nachzudenken, einfach aus Gewohnheit. Raffinierten Zucker, von dem ich durchaus denke, dass er kein wertvolles Lebensmittel ist, habe ich im Haus, falls mal ein Besucher seinen Kaffee süßen möchte oder ich für Gäste etwas backe. Eine Tüte reicht ewig und drei Tage. Ich mache mir nichts aus Süßigkeiten, da habe ich dann wohl Glück, aber natürlich esse ich auch ein Stück Kuchen, wenn ich denn schon backen musste. Wo ist das Problem? Die Menge macht‘s, wie bei allem.
Übrigens halte ich von Südfrüchten als Ersatz aus ökologischen Gründen nicht so viel.

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