Wie viele Küsse gibt man sich in Frankreich und wie viele in Italien? Wie ist das inzwischen mit der Hand? Und darf man sich zur Begrüßung wirklich die Zunge rausstrecken? Der Fun Friday nimmt heute Begrüßungen weltweit unter die Lupe.
Am Händeschütteln erkennt man den Charakter – so lautete lange Zeit nicht nur der Wahlspruch vieler Personaler:innen. Jedenfalls war in Deutschland vor Corona das Händeschütteln eine der häufigsten Begrüßungen. Da klammerten sich eiskalte Händchen für erschreckende Sekundenbruchteile an die Finger des Gegenübers. Glitschige nasse Flossen wurden einem wie tote Fische auf die Pranke geklatscht und wabbelige, scheinbar knochenlose Gummihände landeten antriebslos und scheinbar für immer in der eigenen Hand.
Mit Corona wurde der Handschlag zur Begeisterung vieler verpönt und machte Platz für den Ellenbogengruß. Sogar die Schuhsohlen durften plötzlich ein Pas-de-deux tanzen. Das hat sich allerdings inzwischen weitgehend erledigt. Laut Knigge-Gesellschaft ist der Handschlag zurück. Doch nicht alle sind gewillt, erneut Bekanntschaft mit toten Fischen, Krallen und Schraubstöcken zu machen. Also wie begrüßen wir uns hierzulande in Zukunft? Und wie sieht es in Sachen Begrüßung bei unseren europäischen Nachbarn und weiter entfernten Teilen der Welt aus?
Inhaltsverzeichnis
- Handschlag in Deutschland
- „Salut! Ça va?“ Kuss-Etikette in Frankreich
- Hola, qué tal? Willkommen in Spanien
- „Griaß di“ und „Baba“ in Österreich
- „Ciao“ und „Oi“ in Italien und Portugal
- Cheek-to-cheek im Nahen Osten und in Südamerika
- „Namaste“ in Indien
- „Hej“ und „Hej då“ in Schweden
- Die Hand als Fettnapf in Japan
- Surferhörnchen auf Hawaii
- „Hoi Zäme!“ und „Ade“ in der Schweiz
- Zunge rausstrecken in Tibet
- Poesie und Zurückhaltung in Malaysia
Handschlag in Deutschland
Das Händeschütteln hierzulande – und in anderen westlich geprägten Staaten - hat eine jahrtausendealte Tradition und Geschichte. Ein markanter, kräftiger Handschlag soll Selbstbewusstsein und Stärke symbolisieren. Spontan fallen uns Politiker:innen-Szenen ein, in denen das zupackende Händeschütteln für die Kameras oft minutenlang inszeniert wird. Laut Clemens Graf von Hoyos, dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Knigge-Gesellschaft, wird sich diese in allen Bevölkerungsschichten verbreitete Begrüßung nun wieder durchsetzen. Traditionen lassen sich eben nicht so leicht vom Tisch wischen. Allerdings erklärt der Knigge-Experte: „Wer sensibler ist, kann auch mit einer leichten Verbeugung, einem Kopfnicken, einem Lächeln oder einer Hand auf dem Herzen signalisieren: Ich sehe Dich. Du bist willkommen.“ Also wird es hierzulande in Sachen Begrüßung mehr individuellen Spielraum geben als vor Corona.
„Salut! Ça va?“ Kuss-Etikette in Frankreich
In Frankreich wird nach Corona wieder geküsst. Frauen, Männer, Kinder – sie alle busseln Richtung Wange in die Luft. Denn auch hier setzen sich alte Gewohnheiten wieder durch. Doch in Sachen "Faire la bise" gibt es große regionale Unterschiede und Fettnäpfchen. Zum morgendlichen „Bonjour“ und abendlichen „Bonsoir“ geben die Pariser:innen sparsame zwei Küsschen links und rechts. Das gilt auch für die Bretagne, die Normandie, große Teile der Provence und die Bourgogne. Ardèche & Drôm küssen großzügige 3 Mal, die Champagne 4 Mal und in manchen Teilen Korsikas sogar 5 Mal. Bei Unsicherheit achtet man am besten auf das französische Original. Strahlt es euch an und spitzt die Lippen, dann hält man einfach die Wangen hin und zählt mit. Gibt es ein distanziertes Lächeln und eine ausgestreckte Hand, dann schüttelt man diese und spart sich das Küsschen.
Hola, qué tal? Willkommen in Spanien
Stolz, temperamentvoll, höflich, direkt und gastfreundlich zugleich – mit dieser energiegeladenen Mischung stürzen sich die Spanier:innen auf ihre Begegnungen. Dabei fliegt einem schnell das berühmte „Hola, qué tal?“ - „Hi, wie geht’s?“ - um die Ohren. Im deutschsprachigen Raum wird diese Frage gerne direkt und ausführlich beantwortet: „Ach, es ging mir schon mal besser. Die Hüfte, du weißt? Und dann ist letzte Woche auch noch mein Wellensittich krank geworden. Er wollte nicht mal mehr Hirse fressen!“ Solche Ausführungen stoßen in Spanien auf reine Verblüffung. Es gehört sich bei den unglaublich korrekten Spanier:innen schlichtweg, dass man sich nach dem Befinden erkundigt. Eine Antwort außer „Muy bien“, - „Sehr gut“ – wird allerdings nicht erwartet. Frauen küssen sich bei der Begrüßung übrigens zweimal schmatzend und begeistert auf die Wange. Männer unter sich lassen das schön bleiben. Sie umarmen sich häufig flüchtig und klopfen sich kernig auf den Rücken. Unter Freunden küssen sich auch Frauen und Männer. Das Küssen beschränkt sich allerdings auf freudige Begegnungen. Fremden oder Nervensägen nickt man zu oder schüttelt hin und wieder mit einem hochgezogenen Mundwinkel nickend die Hand.
„Griaß di“ und „Baba“ in Österreich
Große regionale Unterschiede machen unsere entspannten Nachbar:innen mit dem schwarzen Humor, den Traumlandschaften und der verführerischen Küche. „Griaß di“ und „Servus“ pfeffert man sich in der relaxten Duzkultur häufig um die Ohren. Etwas förmlicher geht’s auch für nicht-religiöse Menschen mit „Grüß Gott“. In Wien hält man sich nicht für den Herrn Vater, wenn man sich mit „Baba“ verabschiedet. Allerdings geht dieses Wort trotzdem ursprünglich auf den „Papa“ zurück, der aus Höflichkeitsgründen auch bei Abwesenheit mit weichem Zungenschlag mit gegrüßt wurde.
„Ciao“ und „Oi“ in Italien und Portugal
„Ciao bella!“ Wie sehr haben wir die italienische Lebensart und den allgegenwärtigen Schwung in allen Lebenslagen während Corona vermisst! Natürlich ist auf dem rasanten „Stiefel“ jede Frau „bella“, also „schön“. Doch auch Männer hören oft genug „Ciao bello!“ In Portugal tönt uns „Olá“ und „Oi“ entgegen. Dafür haben beide Länder zur Begrüßung eins gemeinsam: 2 Küsschen. Allerdings beginnen die Italiener:innen mit dem Küssen eher rechts, die Menschen in Portugal eher links.
Cheek-to-cheek im Nahen Osten und in Südamerika
Tausende von Kilometern liegen zwischen diesen Landstrichen und doch haben sie bei vielen ihrer Einwohner:innen etwas gemeinsam: Zur Begrüßung berühren sich die Wangen. Doch Vorsicht in arabischen Ländern. Hier ist der Wangenkuss Männersache. Zwischen den Geschlechtern findet der Austausch auf keinen Fall statt.
„Namaste“ in Indien
„Ich verbeuge mich vor dir“ bedeutet das berühmte „Namaste“, das viele hierzulande aus dem Yoga-Unterricht kennen. Dabei legen wir die Hände mit nach oben zeigenden Fingerspitzen flach aneinander und verbeugen uns leicht mit gesenktem Kopf. Praktischerweise ist „Namaste“ rund um die Uhr die perfekte Begrüßung und Verabschiedung gleichermaßen. Ganz ohne feuchte Wangen oder klebrige Hände.
„Hej“ und „Hej då“ in Schweden
Sehr gesprächig und überschwänglich sind die Menschen im Land der Seen und Wälder eher nicht. Entsprechend zurückhaltend ist die Begrüßung. Ein simples „Hej“ sagt alles, was man sagen muss. Nach einem kurzen Nicken und einem feinen Lächeln ist dann auch schon wieder Zeit, sich mit „Hej då“ zu verabschieden. Bei der ersten Begegnung gibt man sich auch die Hand, im Anschluss ist das allerdings nicht mehr nötig. Das Ritual hat man dann ja schon einmal durchgezogen. Wer Entspannung und Ruhe ohne viel Körperkontakt sucht, ist hier also bestens aufgehoben.
Die Hand als Fettnapf in Japan
Verbeugungen sind vor Ort schwer angesagt. Die Tiefe und Dauer richten sich dabei nach Status der Person und der Situation selbst. Das Händeschütteln lasst ihr besser sein. Es gilt meistens als sehr unhöflich. Dasselbe gilt für den Blickkontakt. Wie in anderen asiatischen Ländern auch, schaut man seinem Gegenüber – vor allem bei der Begrüßung – nicht in die Augen. Sehr gern gehört wird dagegen „Konnichiwa“ - „Guten Tag“ oder besonders früh am Tag „Ohayō gozaimasu“ - „Guten Morgen“.
Surferhörnchen auf Hawaii
Daumen und kleiner Finger sind abgespreizt. Die anderen Finger eingeklappt. Na, woran erinnert euch das? An den Surfergruß, genau! Dieser stammt ursprünglich aus Hawaii. Dort begrüßen sich die Ureinwohner mit diesem „Shaka“-Gruß. Die Surfer haben ihn anschließend auf der ganzen Welt verbreitet. Noch länger und besser bekannt ist allerdings das berühmte „Aloah“ – „Hallo“.
„Hoi Zäme!“ und „Ade“ in der Schweiz
Heidi und der Geißenpeter haben sich einst mit „Hoi“ oder „Sali“ begrüßt – schließlich waren sie per Du. Das berühmte „Grüezi“ entspricht der Sie-Form. Im Plural heißt es „Grüezi mitenand“, mehrere Personen per Du begrüßt man mit „Hoi Zäme“. Im Übrigen unterscheiden sich Begrüßungen von Kanton zu Kanton. Beim Verabschieden sollte man nicht mit derselben Formel antworten. Auf „Ade“ folgt besser „Än schöne“ oder „Salut“ – gesprochen „Salü“.
Zunge rausstrecken in Tibet
In einigen Regionen Tibets wähnt man sich im Kindergartenparadies. Hier begrüßt man sich mit herausgestreckter Zunge. Der Hintergrund: Vor Ort glaubt man, dass der Teufel eine schwarze Zunge hat. Mit rosafarbener Zunge gehört man also zu den Guten.
Poesie und Zurückhaltung in Malaysia
Sehr widersprüchliche Begrüßungen gibt es in Malaysia. Spontaneität und Sensibilität sind deshalb besonders gefragt. Viele Menschen verneigen sich nur kurz mit einem Nicken. Andere setzen auf wahrhaft poetische Begegnungen. Diese berühren kurz und sacht deine Finger und führen ihre eigenen Hände dann ans Herz.
Hast du vom Weltenbummeln noch weitere interessante und amüsante Begrüßungs- und Abschiedsformeln mitgebracht? Dann verrate sie uns gerne in den Kommentaren.