Alte und neue Apfelsorten - Lagerung & Anbau

Alte und neue Apfelsorten - Lagerung & Anbau
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Äpfel sind wohl das erste was einem einfällt, wenn die Frage nach Früchten gestellt wird. Der Apfel (Malus) ist seit der Antike in ganz Europa heimisch, ursprünglich stammt er wahrscheinlich aus dem südlichen Kasachstan. Das Kernobstgewächs aus der Familie der Rosengewächse umfasst rund 50 Arten – von der bedeutendsten Art, dem Kulturapfel (Malus domestica) gibt es weltweit aber cirka 20.000 Sorten!

Der moderne Apfel

Der Apfelkenner unterscheidet zwischen Tafel-, Back- und Kochapfel. Heute sind hauptsächlich Tafeläpfel im Handel, mit denen man im Prinzip alles machen kann. Backäpfel besitzen meist mehr Säure und sind nicht so mürbe, dadurch zerfallen sie beim Backen nicht so sehr. Der klassische Backapfel, den man auch heute noch überall bekommt, ist der Boskoop.

Es gibt zwar rund 20.000 verschiedene Kulturäpfel weltweit, in Deutschland werden allerdings lediglich 25 Sorten erwerbsmäßig angebaut, davon kommen wiederum nur wenige in den Handel.

Aktuell kann man bei uns überall kaufen: Elstar, Braeburn, Topaz, Pink Lady, Pinova, Idared, Boskoop, Jonagold, Cox Orange, Golden Delicious, Gala und Granny Smith.

Das sind meist relativ neue Sorten, die auf Ertrag, Robustheit und Resistenzen gezüchtet wurden. So mancher mag sich im Supermarkt wundern, wie gleich die Äpfel aussehen: Größe, Farbe, keinerlei Schadstelle. Damit verdient der Obstbauer zuverlässig sein Geld – niemand kauft schorfige Äpfel. Aber das geht nur, wenn die Bäume zuverlässig Erträge bringen und auch wenig zur Alternanz neigen – das heißt in einem Jahr viel, im andern wenig tragen. Apropos Schorf: Apfelschorf ist für den Menschen lediglich eine optische Gefahr, schorfige Äpfel können bedenkenlos gegessen werden. Das einzige Manko: An den Schorfstellen bilden sich während der Lagerung manchmal kleine Risse, dadurch können die Äpfel schneller verderben.

Neuzüchtungen wie die mit „Pi“ beginnenden Äpfel, z.B. Pinova, sind resistenter gegen Krankheiten, brauchen aber dennoch Pflanzenschutz. „Re“-Äpfel wie Rebella oder Regine brauchen ein Minimum an Pflanzenschutz, da sie resistent gegen Schorf, Feuerbrand und Mehltau sind. Neue Sorten haben also auch etwas Gutes: man muss weniger Chemie einsetzen.

Alte Apfelsorten

Mit „erwerbsmäßigem Obstanbau“ meint man die Obstplantagen mit den Niederstämmen, nicht die Streuobstbestände. Diese sind meist mit alten Sorten auf hochstämmigen stolzen Apfelbäumen bestückt, deren Äpfel schon unsere Großeltern kannten. Freiherr von Berlepsch (Goldrenette), Gloster, Goldparmäne, Gravensteiner, James Grieve, Brettacher – es lohnt sich, einmal diese alten Sorten zu probieren! Einfach mal in der Erntezeit bei den Grundstücksbesitzern nachfragen, ob man zum Beispiel Äpfel auflesen darf, meist sind diese froh um die kostenlose Hilfe!

An apple a day, keeps the doctor away.

Äpfel sind wahre Gesunderhalter: Zwar bestehen sie zu 85% aus Wasser, die restlichen 15% haben es aber in sich: Mineralstoffe, Spurenelemente, Ballaststoffe und rund 30 Vitamine. Äpfel senken den Cholesterinspiegel und lindern Durchfall. Die Katechine im Apfel sollen vor Erkrankungen von Atemwegen und Lunge schützen. Alte Apfelsorten, allen voran der Boskoop, sind am vitaminreichsten. Provitamin A, Vitamin B1, B2 und B6, Vitamin E, Folsäure, Niacin und viel Vitamin C – bis zu 35mg pro Apfel! In der Schale stecken Eisen, Magnesium und Antioxidantien, die das Krebsrisiko senken. Mit dem Verzehr von einem Apfel (mit Schale!!) pro Tag tut man sich wirklich etwas Gutes – ganz abgesehen davon, dass es wunderbar schmeckt.

Apfelsorten in der Übersicht

Sorte (Entdeckung) Backen Essen Lagerfähigkeit
Alkmene (1930) ja säuerlich, aromatisch schlecht
Boskoop (1856) sehr gut sauer gut
Braeburn (1953) weniger sehr aromatisch sehr gut
Brettacher (1911) sehr gut säuerlich gut
Cox Orange (1825) gut sehr aromatisch, süß gut
Elstar (1972) -- aromatisch, säuerlich sehr gut
Freiherr von Berlepsch (1880) gut würzig, saftig sehr gut
Gala (1960) -- süß gut
Gewürzluike (1885) weniger säuerlich-würzig  
Glockenapfel (??) sehr gut    
Gloster (1951) ja säuerlich sehr gut
Golden Delicious (1890) ja sehr süß sehr gut
Goldparmäne (1510) gut saftig, säurearm gut
Granny Smith (1868) -- sauer gut
Gravensteiner (1669) sehr gut aromatisch, süß schlecht
Idared (1935) gut feinsäuerlich sehr gut
James Grieve (1880) -- aromatisch, saftig schlecht, wird mehlig
Jonagold (1968) gut süß, feinsäuerlich sehr gut
Jonathan (1800) -- süß-sauer gut
Klarapfel (1844) sehr gut mildsauer, saftig schlecht
Öhringer Blutstreifling (1907) -- -- --
Pink Lady (1973) -- süß gut, wird irgendwann mehlig
Pinova (1986) gut süßsäuerlich, würzig sehr gut
Topaz (1984) -- süßsäuerlich, saftig sehr gut

Noch ein Wort zur Lagerung

Wer nur portionsweise Äpfel kauft, kann diesen Absatz ignorieren. Äpfel reifen nach und dünsten dabei das Reifegas Ethylen aus. Deshalb sollte man Äpfel immer getrennt von anderem Obst oder Gemüse lagern. Wenn Äpfel reifen, wird die Stärke zu Zucker, deshalb kann man manche Äpfel wie die Goldparmäne auch erst einige Wochen nach der Ernte essen und deshalb schmecken runzlige Äpfel meist so süß. Werden sie überlagert, verlieren sie zu viel Flüssigkeit und werden mehlig.

Am besten lagert man Äpfel kühl, idealerweise bei 4°C, bei hoher Luftfeuchtigkeit und guter Belüftung. Perfekt sind ein dunkler Keller, eine frostsichere Garage oder ein kühler Dachboden (in Zeiten der Wärmedämmung schwer zu finden). Die Früchte sollten sich möglichst nicht berühren. Wer weder Keller, Garage noch kühlen Dachboden hat, kann sich bei kleineren Mengen mit PET-Beuteln behelfen, in die einige kleine Luftlöcher gebohrt wurden.

Apfelanbau: Apfelbäume pflanzen

Apfelanbau ist einfacher als man denkt. Zum einen gibt es im Handel mittlerweile Säulenobst, das man problemlos in großen Kübeln auch auf dem Balkon kultivieren kann. Zum anderen sind moderne Apfelsorten anspruchsloser und widerstandsfähiger gegen Krankheiten. Und es gibt sie in verschiedenen Wuchsgrößen: als Spalierbaum, Nieder- Viertel-, Halb- oder Hochstamm. Wer also wenig Platz hat und eine leichte Ernte schätzt, wählt die niedrigen Sorten, wer später ein lauschiges Schattenplätzchen will, den Hochstamm.

Je sonniger der Standort, desto mehr Vitamine haben die Früchte. Apfelbäume mögen einen nicht zu sehr verdichteten und nicht zu nassen Boden. Die beste Pflanzzeit ist im Herbst. Das Pflanzloch sollte mindestens doppelt so groß sein wie der Wurzelballen – dann können sich die ersten neugebildeten, zarten Würzelchen einfach durch die Schicht Gartenerde mit Kompost wühlen, mit der man das Loch auffüllt. Wichtig: Die Veredelungsstelle, der Knubbel am unteren Ende des Stammes, sollte mindestens 10 Zentimeter über der Erde liegen. Nun dem Bäumchen Halt geben, indem man nahe am Stamm einen stabilen Pfahl einschlägt und den künftigen Fruchtbringer mit einem Kokosstrick festbindet. Apfelbäume brauchen einen Befruchter – einen anderen Apfelbaum in der Nähe, der zur gleichen Zeit blüht. In Siedlungsgebieten gibt es bei uns meist genug Apfelbäume in den Gärten rundum, wer sich aber unsicher ist, pflanzt zwei Bäume – in der Baumschule bekommt man Rat, welche geeignet sind.

Um reiche Ernte zu bekommen, muss man Apfelbäume im frühen Frühjahr richtig schneiden. Das ist eine Kunst für sich. Deshalb der Rat: einen Baumschnittkurs belegen oder beim örtlichen Gartenbau-, Schrebergarten- oder Siedlerverein anfragen, ob es Hilfestellung gibt. Die ersten Jahre nach der Pflanzung sollte man nicht mit Früchten rechnen, diese Zeit braucht der Baum, um vernünftig anzuwachsen.

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