Buchtipp: "Grün ist die Hoffnung" von T.C. Boyle

Buchtipp: "Grün ist die Hoffnung" von T.C. Boyle
Lesezeit ca. 2 Minuten

Wer noch auf der Suche nach einer ebenso witzigen wie fesselnden Urlaubslektüre ist, kann die Suche jetzt einstellen – T.C. Boyle’s Roman „Grün ist die Hoffnung“ ist nämlich genau das und noch einiges andere mehr. Die Moral von der Geschichte lässt sich in einem einzigen Satz zusammenfassen: Verbrechen zahlt sich nicht aus. Das muss auch Felix Nasmythe, der Protagonist dieses skurrilen Abenteuers am Ende eines langen und arbeitsreichen Sommers feststellen. Was ihm und seinen beiden Best Buddys Phil und Gesh auf knapp 400 Seiten widerfährt, gehört meiner Meinung nach zu dem Witzigsten, das T.C. Boyle je geschrieben hat. Ich selbst habe den Roman zum ersten Mal kurz nach seiner deutschen Erstveröffentlichung im Jahr 1990 gelesen. Im Jahr 2016 erschien „Grün ist die Hoffnung“ in einer neuen Übersetzung und ich hatte letzten Winter das Vergnügen die Geschichte als Hörbuch genießen zu dürfen – vorgelesen von meiner Verlobten, die (das muss jetzt einfach mal gesagt werden, mein Schatz) natürlich die beste Vorleserin der ganzen Welt ist.

Zum Inhalt

Felix Nasmythe ist 31 und führt das typische Leben eines zu spät geborenen Hippies. Er ist, um es mal sehr diplomatisch auszudrücken, nicht der beste Chancenverwerter, wenn es darum geht seinem Leben ein wenig Plan und Struktur zu geben. Auch an Durchhaltevermögen mangelt es ihm gehörig und so lässt Boyle seinen Antihelden schon zu Beginn des Romans leicht desillusioniert resümieren:

„Ich hab nie was zu Ende gebracht. Ich bin aus der Pfadfindergruppe, dem Chor und der Marschkapelle ausgetreten. Hab aufgehört, Zeitungen auszutragen und in die Kirche oder zum Basketballtraining zu gehen.“

Nach ebenso zahlreichen wie schlecht bezahlten Jobs bestreitet Felix seinen Lebensunterhalt mit dem (gelegentlichen) Restaurieren viktorianischer Villen in San Francisco. Nebenher hat er sein (bereits einmal abgebrochenes) Studium der englischen Literatur des 19ten Jahrhunderts wieder aufgenommen und lebt als Single in den Tag hinein. Bis eines Abends überraschend sein alter Kumpel Herbert Vogelsang auftaucht. Vogelsang ist reich und gerissen, nein besser: reich weil gerissen, und er hat einen Plan.

Mit einer Tüte voll Cannabis-Samen, einem brachliegenden Grundstück irgendwo im Nirgendwo und ein wenig körperlicher Arbeit, will er in einem Sommer gut anderthalb Millionen Dollar machen. Genauer gesagt will er, dass Felix das macht – er selbst stellt Saatgut und Grundstück nebst einer darauf befindlichen Hütte zur Verfügung, Felix soll den schweißtreibenden Teil übernehmen und Marihuana anbauen. Ein mit Vogelsang befreundeter Botaniker würde alle paar Wochen vorbeischauen und nach dem Entwicklungsstand der Pflanzen schauen. Nach der Ernte, so rechnet Vogelsang dem zunehmend faszinierten Felix vor, hätte man tausend Pfund Marihuana à sechzehnhundert Dollar, geteilt werde dann durch drei. Weiterhin schlägt Vogelsang als wahrer Künstler der Manipulation dem noch rechnenden Felix vor, dessen alten Kumpel Phil mit ins Boot zu holen… zu zweit würde sich die Arbeit im „Sommerlager“ doch viel leichter erledigen lassen. Zwei Bier später willigt Felix in Vogelsangs Vorschlag ein und die Katastrophe nimmt ihren Lauf…

Boyle beschreibt in bester Tradition eines Entwicklungsromans die unfreiwillige Reifung von Felix „dem Glücklichen“ über den Zeitraum eines einzelnen Sommers hinweg. Blauäugig stolpert er mitten hinein in ein ebenso illegales wie nervenzehrendes Abenteuer, macht Bekanntschaft mit neugierigen Redneck-Nachbarn, bekifften Bären und einem cholerischen Dorfsheriff. Und immer wieder ist es die Natur, die das Trio (Phil’s Freund Gesh ist auch mit von der Partie) an ihre Grenzen bringt: Glühende Hitze, monsunartiger Regen und Schlamm gefährden ihre geistige Gesundheit und die geplante Ernte. Blauäugig ist Felix nach diesem Sommer garantiert nicht mehr… vielleicht eher mit einem blauen Auge davongekommen? Oder vielleicht doch ein bisschen verliebt? Ich würde so etwas doch NIE verraten, viel Spaß beim Nachlesen.

Der Autor

Tom Coraghessan Boyle wird 1948 in New York als Sohn irischer Einwanderer geboren. Sowohl Vater als auch Mutter sind Alkoholiker, bieten also beste Voraussetzungen für das, was allgemeinhin als „schwere Kindheit“ bezeichnet wird. Tom macht sich bereits in jungen Jahren einen Namen als Schulschwänzer und Herumtreiber und schafft seinen Highschool-Abschluss nur mit Ach und Krach. Während des anschließenden Geschichtsstudiums entdeckt Boyle seine Liebe zum Schreiben. Nach einem kurzen Intermezzo als Lehrer siedelt Boyle mit seiner Frau nach Iowa um, studiert Englische Literatur (nicht die einzige Gemeinsamkeit mit Felix) und beginnt ernsthaft zu schreiben. Während eines Writers Workshop wird John Irving auf den jungen Schriftsteller aufmerksam und fördert ihn. Mit der Veröffentlichung seines ersten Erzählbandes scheint bei Boyle ein Damm gebrochen und er schreibt, und schreibt und dann schreibt er noch ein bisschen. Boyle selbst sagt zu seinem unglaublichen Output von beinahe einem Buch pro Jahr:

„Meine Agenten sagen immer, ich soll nicht so schnell schreiben. Ich schreibe aber nicht wegen des Geldes, Schreiben ist mein Leben! Vielleicht schreibe ich ganz viele Bücher auf Vorrat, dann könnte man die noch nach meinem Tod jahrelang herausbringen. Wie Jim Morrison, der bringt auch noch jedes Jahr eine neue Platte heraus.“

Die Fakten

  • Titel: Grün ist die Hoffnung
  • Autor: T.C. Boyle
  • Deutsche Erstausgabe: 1990
  • Verlag: dtv
  • 384 Seiten (Taschenbuchausgabe)
  • ISBN: 978-3-423-14569-5
  • Preis: ab 11,90 Euro

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24 Kommentare

Super Zusammenfassung und exzellenter Schreibstil👍 Wann gibt es von DIR das erste Buch??
Wollte noch sagen - gehe jetzt zu Google Play und suche ...
das Buch ist schon 1984 erschienen. eine nette Unterhaltung, mehr aber nicht.
wenn ich es richtig in Erinnerung habe, sollte man es bekifft lesen. dazu kann ich aber nichts sagen, habe nie gekifft.

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