"Gute" Schnecken, "böse" Schnecken: Welche Arten (nicht) bekämpfen?

"Gute" Schnecken, "böse" Schnecken: Welche Arten (nicht) bekämpfen?
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Jedem Gartenbesitzer tritt ein unheilbringendes Funkeln in die Augen, wenn die Rede auf Schnecken kommt. Der im Frühbeet aufwändig gepamperte Salat, die auf dem Fensterbrett vorgezogenen Zucchini – kaum sind sie im Beet auf sich allein gestellt, ratzfatz weggefressen. Schnecken! Allerdings kann man diese nicht allgemein als Bösewichter verunglimpfen. Denn es gibt auch eine Art Schneckenpolizei, die andere Arten in Schach hält.

Die Schneckenpolizei

Prinzipiell kann man sagen, dass Schnecken mit Häuschen für den Garten ungefährlich sind. Außerdem sind sie in Deutschland durch die Bank geschützt und dürfen gar nicht bekämpft werden. Sollten Sie auch nicht. „Häuschenschnecken“ fressen am liebsten Verwelktes, Moos und Algen und interessieren sich nur am Rande für frisches Grün. Wofür sie sich aber zum Teil interessieren, sind die Gelege gefräßiger Nacktschnecken. Auch gibt es eine Art von Nacktschnecken, die kannibalisch andere Nacktschnecken räubert: die Tigerschnecke oder Großer Schnegel. Der ist leicht zu erkennen, denn das Tier wird bis zu 20cm lang! Also: Häuschenschnecken und Riesenschnecken hegen und pflegen! Die folgende Übersicht über Nackt- und Häuschenschnecken ist nach deren Größe gegliedert.

Nacktschnecken:

Genetzte Ackerschnecke

Nur 3-5 cm lang, braun-grau und wenn man genau hinschaut, kann man eine dunkelgrau, netzartige Maserung erkennen. Diese kleinen Kerlchen haben einen enormen Appetit und können massive Schäden anrichten. Empfohlen wird, diese Art mit Nematoden zu bekämpfen.

Genetzte Ackerschnecke (Deroceras reticulatum)
 

Garten-Wegschnecke

Wird maximal 5 cm lang, ist dunkelblau bis schwarzbraun, die Sohle gelb bis orange. Gartenwegschnecken fressen alles, das Problem ist, dass sie auch im Boden leben und deshalb Pflanzenstängel oder die Wurzeln unterirdisch abfressen.

Garten-Wegschnecke (Arion hortensis)
 

Spanische Wegschnecke

Ein richtiger Übeltäter für den Gemüse- und Blumenanbau. Sie wird 8-10 cm lang, kann dunkelbraun, graugrün oder orange sein. Problem: Sie frisst auch stark duftende oder holzige Pflanzen, die heimische Schnecken nicht anrühren. Wer also denkt, „mit Hortensien bin ich auf der sicheren Schneckenseite“, hat nicht mit der spanischen Wegschnecke gerechnet. Das zweite Problem ist, dass sie extrem viel und sehr bitteren Schleim produziert, der natürliche Fressfeinde abschreckt.

Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris)
 

Rote Wegschnecke

Bis zu 15 cm wird sie lang, ist orange, dunkelrot, dunkelbraun und tatsächlich recht selten geworden. Sie wohnt lieber im Wald und in feuchten Auen als im Garten, wo die Spanische Wegschnecke oft mit ihr verwechselt wird.

Rote Wegschnecke (Arion rufus)
 

Tigerschnecke (Großer Schnegel)

Der Godzilla unter den Nacktschnecken. Er wird bis zu 20 cm (!) groß und hat ein auffälliges, dunkelgraues Leopardenmuster auf seinem hellgrau-bräunlichen Körper. Meistens wohnt die Tigerschnecke am Waldrand, liebt Verwelktes, Aas, die Eier von anderen Nacktschnecken und andere Nacktschnecken selbst. Wer also eine Tigerschnecke im Garten hat, hat einen natürlichen Schneckenbekämpfer.

Tigerschnecke bzw. Großer Schnegel (Limax maximus)
 

Häuschenschnecken

Garten-Bänderschnecke

Ein winziges Schneckchen von gerade mal 15 mm. Meistens haben sie ein beige/braun gestreiftes Häuschen, manchmal gibt es auch keine Streifen. Selbst wenn sie mal Appetit auf Grünes hat, viel Schaden kann sie bei der Größe nicht anrichten. Außerdem: geschützt!

Garten-Bänderschnecke (Cepaea hortensis)
 

Rötliche Laubschnecken (Inkarnatschnecke)

Sind klein, maximal 2-3 cm lang und haben hübsch gemaserte Häuschen, die an der Mündung rötlich sind. Für den Gartenbesitzer keine Gefahr, da die kleinen Schnecken leider sehr selten geworden sind.

Rötliche Laubschnecke (Monachoides incarnatus)
 

Weinbergschnecken

Weinbergschnecken heißen so, weil sie wie die Reben kalkhaltige Böden brauchen, damit sie ihre Häuschen ausbilden können. Sie mögen auch mal Grün, kommen aber wegen Ihres Gewichts meist nicht an den Stängeln hoch. Außerdem essen sie die Gelege von Nacktschnecken. Und sie sind geschützt. Also: Wer zu viele Weinbergschnecken im Garten hat, absammeln und im Weinberg aussetzen. Aber bitte nicht auf die Idee kommen, sie als Delikatesse mit Knoblauch-Butter zu verspeisen. Schnecken fressen problemlos extrem giftige Pflanzen, deren Gift sich dann in ihrem Körper anreichert. Essbare Schnecken kommen heute aus Zuchten!

Weinbergschnecke (Helix pomatia)
 

Was tun gegen Schnecken?

Schneckenzaun

Die beste Abwehr, allerdings muss man dann auch dafür sorgen, dass der Bereich innerhalb des Zauns schneckenfrei ist (man denke an die teilweise unterirdisch lebenden Gartenwegschnecken). Also abends schauen und absammeln. Einzelne Pflanzen kann man mit Plastikeimern mit Rand (und ohne Boden) schützen.

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Das Kriechen erschweren oder unmöglich machen

Schnecken mögen keine Trockenheit. Deshalb hilft es, um sensible Bereich einen breiten Ring aus austrocknenden Materialien zu streuen – z.B. Sägemehl – das muss aber nach jedem Regen erneuert werden und man muss aufpassen, dass die Bodenchemie nicht verändert wird. Kaffeesatz und Holzasche eignen sich da besser, allerdings könnte vielleicht die Menge zum Problem werden.

Schneckenkorn

Schneckenkorn bitte nur mit Wirkstoff Eisen-III-Phosphat, alles andere schadet auch Vögeln, Bienen und Regenwürmern.

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Fressfeinde begünstigen

Über Tigerschnecken haben wir schon einiges gelernt. Wessen Appetit selbst vor der bitteren Spanischen Wegschnecke nicht halt macht, ist die Laufente. Gut, wer einen eingezäunten Garten und liebe Nachbarn hat.

Absammeln

Schnecken kommen erst in der Dämmerung zum Vorschein, wenn die böse Sonne weg ist. Deshalb abends absammeln. Man kann die Schnecken auch anlocken, indem man tote Schnecken auslegt, das essen die nämlich gerne. Die Gefahr ist allerdings, dass man mit dem All-you-can-eat auch Nachbarschnecken anlockt. Sammeln kann man sie auch in der berühmten Bierfalle, das ist aber echt eklig und das Bier sollte mindestens alle vier Tage erneuert werden. Was man dann mit den Schnecken macht? Weit weg von Gärten aussetzen.  

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Danke, sehr ausführliche Beschreibung! Die Unterscheidung zwischen genetzter Ackerschnecke und Tigerschnecke fällt mir allerdings schwer (bis auf die Größe :)) Auch rote Wegschnecke und spanische unterscheiden sich kaum. Ich bin eigentlich gegen diese Form der Bekämpfung mit Schneckenkorn - tötet vermutlich auch die nützlichen. Da bleib ich schon lieber beim Absammeln in den Abendstunden (und mit kochendem Wasser übergießen für schnellen Tod).

Pflanzen sollten nur am Morgen gegossen werden, dann werden die Viecher nicht so sehr angelockt - die sind ja nachtaktiv. Man kann ihnen auch ein paar Versteckmöglichkeiten bieten, indem man kurze Bretter oder Steine hinlegt, da darunter findet man dann die, die beim Absammeln übersehen worden sind.
Danke für die ausführliche Beschreibung!

Ich hatte schon über die Anschaffung von Tigerschnecken nachgedacht (sind ja auch sehr hübsch, die Schleimies), aber unsere Katzen hätten die wohl zum Fressen gern.

Werde aber jetzt die "Hausies" nicht mehr absammeln und in die Böschung gegenüber bringen... die dürfen jetzt bleiben :)!
Vielen Dank für die ausführliche und humorvolle Beschreibung!
Leider haben wir im Sommer oft so viele Nacktschnecken im Garten, daß wir mit dem Absammeln fast überfordert sind.
Schoene uebersicht, gut erklaert.
Darauf verlassen,dass haus-schnecken kein gruen moegen,wuerde ich nicht.
Erdbeeren,dill,spinat usw. Alles wird gefressen.
Das Zumselchen hat sich ja letztes Jahr so einen absolut wirksamen Schneckenzaun gebaut:
https://www.frag-mutti.de/elektrischer-schneckenzaun-selbstgebaut-a50220/
@zumselchen: das werde ich ausprobieren. wobei ich sicher an meine grenzen stossen werde. der garten ist einfach zu gross. ich habe gute erfahrungen mit kupferdraht gemacht.( um beete gelegt, um baumstaemme gewickelt) funktioniert zu 80%.
@datura33:
Die Haus-Schnecken sind wirklich kein Problem - Wir haben immer so viele davon hier und nie mal angefressene Pflanzen. Die machen sich wesentlich eher über abgestorbene Pflanzenreste und vermodernde Herbstblätter her.
Nicht mal die Weinbergschnecken gehen an frisches Grün ran, solange genügend verrottendes zur Verfügung steht. Und da wir eine Reisigecke haben und auch neben den Kompostern immer ein Laubhügelchen ist, finden sie scheinbar genügend.
Im Komposter schläft übrigens tagsüber gerne der Schnegel, wenn sich mal einer hier niedergelassen hat.

Ich finde die Ackerschnecke auch recht schwierig zu unterscheiden vom Schnegel (der ja sehr variabel in der Färbung sein kann) - zumal sie mit den Schnegeln die Lage des Atemlochs und den Kiel gemein haben.
Von daher wäre ich glaube ich zurückhaltend mit einer Bekämpfung. Und da ich keinen Nutzgarten habe, würde ich auch nicht zu Nematoden greifen sondern es drauf ankommen lassen.
Danke für die ausführliche Erläuterung. Wir haben auch immer Schnecken im Garten. Letztes Jahr haben sie mir den ganzen Mangold abgefressen. Aber ich dachte, das sind die Häuschenschnecken. Jetzt weiss ich es besser und sie dürfen bleiben. Ansonsten bin ich kein Freund von Schneckenkorn. In unserem Garten gibt es keine Chemie. Vor dem Bepflanzen gieße ich einen heißen Tee aus allen Krutern, die stark duften sowie lavendel über das Beet. Das vertreibt die Wühlmaus und hoffentlich dieses Jahr auch die Schnecken.
Danke Bernhard für diese gute und ausführliche Beschreibung. 👏👍
Hallo,
die abgebildete "Genetzte Ackerschnecke" ist wohl ein Schnegel...
Schneckenfreund
Angesammelte Schnecken bitte NICHT woanders aussetzen! Da sind überall andere Gärten oder sonstige Biotope von betroffen. Es wäre idiotisch.
Und die Natur... Nein, sie kommt eben nicht mit vom Menschen verursachten Ungleichgewicht zurecht.
Keine Chemie, keine Nematoden, kein Salz oder kochendes Wasser. Ist alles unmenschlich, sorry unschnecklich. Maximal erfrieren soll wohl okay sein.
@Schneckenfreund: Ja, das ist korrekt, deshalb ist der Artikel mit Vorsicht zu genießen. Die falschen Fotos führen dazu, daß Leser den Tigerschnegel bekämpfen, was ja gerade nicht passieren sollte.
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