Hygiene im Haushalt – wo ist der Mittelweg?

Hygiene im Haushalt – wo ist der Mittelweg?
Lesezeit ca. 2 Minuten

Es gibt Menschen, die desinfizieren täglich ihre Türklinken und wieder andere benutzen fröhlich zwei Wochen lang ein und dasselbe Küchenhandtuch. Über Haushaltshygiene gibt es viele Ansichten, aber es gibt auch wissenschaftliche Einsichten, die helfen, den goldenen Mittelweg zu finden.

Sauber ist gut. Zu sauber ist gefährlich

Zunächst einmal: Ein bisschen Dreck hat noch niemandem geschadet. Mit kleinen Mengen Schmutz und Bakterien wird unser Körper spielend fertig, im Gegenteil, es gibt die Theorie, dass zu viel Sauberkeit zu Allergien beitragen kann, da sich das Immunsystem „langweilt“ und dem eigenen Körper zuwendet. Auch Kindern muss man ihre Portion Unsauberkeit gönnen – sie ist Training fürs Immunsystem, das in Jugendjahren Keime kennenlernt und sich später an sie erinnert. Deshalb sind Hygienereiniger oder Desinfektionsmittel in Kinderzimmern gesunder Kinder wirklich unnötig. Aufpassen muss man, wo ansteckende Krankheiten grassieren, immungeschwächte Menschen leben oder bei einem Übermaß an Verkeimung.

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Wo stecken die meisten Keime?

Die größte Dreck- und Bakterienschleuder im Haushalt ist der Mensch. Deshalb heißt die erste Regel zur Hygiene im Haushalt: Händewaschen. Regelmäßig, nach jedem Besuch der Toilette, nach dem Handhaben von Fleisch in der Küche, nach dem Streicheln von Haustieren, einfach mal so. Mehr Sauberkeit bekommen wir auch, wenn wir von den Japanern abschauen: Keine Straßenschuhe im Haus. Nur einmal kurz darüber nachdenken, was an den Schuhen so alles haften bleibt (vor allem in Profilsohlen!), den Teppich im Wohnzimmer anschauen und Schuhe verbannen.

Wer übrigens denkt, dass eine Toilettenschüssel eine wahre Bakterienoase ist, der hat unrecht. Mikroben mögen keine glatten Oberflächen und werden außerdem regelmäßig weggespült. Aber aufgepasst: Sicherheitshalber immer mit geschlossenem Deckel spülen, damit man die Keime nicht auf die danebenliegende Zahnbürste spritzt. Bedeutend mehr Bakterien als in der Toilettenschüssel findet man auf Fernbedienungen, Telefonen und Türklinken. Und bis zu 400mal mehr auf Spülschwamm, Küchenlappen & Co.

Liebe geht durch den Magen, Gesundheit durch die Küche

Hier sollte man Hygiene besonders wichtig nehmen. Der Spülschwamm, das Wischtuch – idealer Lebensraum für Bakterien. Sobald ein Lappen mit Fleisch oder Fisch in Berührung kommt, feiern die Bakterien Party, der Lappen beginnt zu müffeln. Spätestens dann heißt es: ab in die Tonne. Mit klarem Wasser ausspülen, in der desinfizieren – bringt alles nicht, es wurde nachgewiesen, dass die Schwämme innerhalb kürzester Zeit noch mehr verkeimt sind. Außerdem könnte man sich so seine ganz persönlichen resistenten Stämme züchten. Also: Lieber billige Schwämme kaufen und alle paar Tage durch neue ersetzen. Auch Küchenhandtücher regelmäßig und oft wechseln und bei mindestens 60°, besser noch 90° waschen.

Eine Alternative zum herkömmlichen Spülschwamm sind solche aus Silikon, hier haben Bakterien kaum Lebensgrundlage. Leider kapitulieren sie meiner Erfahrung nach vor Angebratenem, weshalb man um den herkömmlichen Schwamm wohl nicht herumkommt.

Wer von Hand spült, kann die Keimzahl reduzieren, wenn er jedes Stück mit klarem Wasser nach- und abspült.

Schneidbretter

Plastik oder Kunststoff? Das ist Geschmackssache. Der Vorteil von Kunststoff ist, dass er in der Spülmaschine gereinigt werden kann (aber bitte bei mindestens 60°, alles andere überleben die kleinen Scheißerchen). Der Vorteil von Holz ist, dass es wegen seiner Harze, Öle und Gerbstoffe gewisse antibakterielle Eigenschaften besitzt. Bei Holzbrettern muss man darauf achten, dass sie stehend und schnell getrocknet werden, trocken mögen Keime nämlich auch nicht. Haben Schneidbretter deutliche Schnittkerben, sollte man sie ersetzen, da sich in diesen Furchen die Keime hartnäckig halten können.

Im Übrigen empfiehlt es sich, für verschiedene Lebensmittel verschiedene Schneidbretter zu benutzen, besonders Geflügel verlangt eine absolute Extrawurst. Salmonellen sind zäh und lassen sich schon durch ein verschmutztes Messer beispielsweise auf die Tomate übertragen. Und dann hat man den Salat! Eine Farbcodierung hilft.

Putzmittel

Hygienereiniger und Desinfektionsmittel sollten nur zum Einsatz kommen, wenn der Arzt es empfiehlt. Ansonsten schaden sie durch ihre Aggressivität mehr als sie nutzen – unserer Gesundheit und der Umwelt. Auch all die Mittel, die Mühelosigkeit versprechen, sind meist sehr scharf, umweltschädlich und gar nicht soooo wirksam. Das A&O von Sauberkeit ist immer noch Armschmalz. Daher genügen in einem normalen Haushalt vier verschiedene Reinigungsmittel: Zitronen- oder Essigreiniger gegen Kalk, Scheuermilch, WC-Reiniger und Allzweckreiniger

Für verschiedene Aufgaben (Toilette, Fliesen, Küchenoberflächen, Boden etc.) sollte man auch verschiedene Putztücher benutzen – am besten man überlegt sich eine Farbcodierung, damit man nicht durcheinander kommt.

Was es sonst noch zu wissen gibt

  • Wischwasser im Putzeimer oft wechseln, sonst verteilt man den Schmutz nur gleichmäßig im Haus.
  • Feuchte Handtücher werden von Bakterien geliebt. Deshalb vor allem Gästehandtücher öfter wechseln und das Badetuch nach dem Duschen so aufhängen, dass sie gut abtrocknen können.
  • In der Küche unterschiedliche Handtücher für Geschirr und Hände benutzen.
  • Die Tiefkühltruhe ist kein Desinfektionsapparat – die Bakterien gehen einfach in den Winterschlaf und vermehren sich nach dem Auftauen fröhlich weiter.  

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65 Kommentare

HURRA !
Ich bin ein ÜBERlebenskünstler !!
lDa muss ich fast siebzig Jahre alt werden um zu erfahren, wie es richtig geht........hmmm, was habe ich da in meinem Leben alles falsch gemacht ?
keine Schuhe daheim,
keine Zahnbürste neben der Toilette -Deckel zu -??
hundert verschiedene Tücher und Lappen, wischen und waschen, erneuern und fortschmeißen
und und und........

Wie habe ich das alles nur überlebt ?😱

Ich kannte Leute, die wurden 100 Jahre alt , mit Plumsklo, ohne Badewanne und Zahnbürste, ohne heißem fließendenWaser, mit zwei paar Schuhen -sommer/winter- ohne Waschmaschine und Elektroherd, ohne Arztbesuche da keine Versicherungen, 2 Weltkriege im Keller überlebt u.s.w.......
Einige Sachen macht wohl ziemlich jeder so, aber manche Dinge sind dann doch etwas übertrieben...

- Wer hat seine Zahnbürste direkt neben dem Klo liegen?
- Küchenhandtücher bei 90°C waschen? Wofür? 60 reichen doch voll und ganz
- Wenn ich Geflügel und Gemüse zusammen koche schneide ich auch beides auf dem selben Brett. Wird doch beides erhitzt? Klar, den Salat sollte man anschließend nicht darauf schnibbeln.
- Wischtücher wegwerfen? Ich bezahle doch nicht Unsummen für Mikrofasertücher um die anschließend wegzuwerfen. Bei 60° in die Waschmaschine reicht auch
- Wischwasser oft wechseln? Also bei mir im Haus wird es nie so dreckig dass ich Schmutz von links nach rechts wischen würde. Ein Eimer für die Räume mit Fliesen, einer für die Räume mit Laminat, das reicht. Badezimmer immer als letztes.
- Warum unterschiedliche Handtücher in der Küche fürs Geschirr und die Hände. Ich habe beim Geschirr abtrocknen das Handtuch doch bereits angefasst?
Man sagt mir ja immer wieder nach, dass ich wie in einer Klinik lebe. Darüber lächele ich, denn es kann aus einem Grund nicht sein: Ich habe eine Katze! Und die wird gestreichelt, geknuddelt, geküsst, beschmust und schläft auf ihrem eigenen Kissen zwischen meinem Mann und mir im Bett, OBWOHL sie Freigänger ist. Also Klinik ist anders............
Trotzdem stimme ich vielen Punkten hier zu:
Auch ich benutze lieber preiswerte Schwämmchen (10 Stück zu 59 Cent) zum Spülen und entsorge sie nach spätestens 2 Tagen, anstatt sie in der Mikrowelle keimfrei zu bekommen, wir wechseln Handtücher täglich (da sie farblich keine 60 Grad-Wäsche vertragen), im Bad und im Gäste-WC benutze ich Hygieneallesreiniger, ebenso zum Händewaschen und ich empfinde das keineswegs als übertrieben.
Straßenschuhe sind ebenfalls nur bedingt "erlaubt" - zum Glück haben wir nur Freunde und Bekannte, die es grundsätzlich so handhaben, dass die Schuhe draußen bleiben und eigene Schlappen benutzt werden. Das ist vermutlich eine kulturelle Angelegenheit, die sich aber glücklicherweise auf viele meiner deutschen Freunde übertragen hat.........
Geschirrtücher und Küchentücher gehören einfach täglich ausgetauscht, je nachdem wie oft man kocht und sie benutzt. Also meine sind am Ende des Tages dermaßen ausgenudelt, dass sie ich ihnen wirklich keinen zweiten Tag mehr zumuten möchte 😂
Ganz so hygienisch, wie es sich anhört, ist es bei mir nicht: Kater Micki darf alles! Er springt auf die Arbeitsplatte, schläft im Bett ............... klar spühe ich in der Küche mit Hygienereiniger schon mal um mich, aber immer nur dann, wenn er außer Haus auf Beutezug ist 😂 (und ein Mäuschen, eine Babyratte oder ein Vögelchen in meiner Badewanne tut mir zwar unendlich leid, ist aber auch kein unlösbares Hygieneproblem!)

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