Beim Nähen einer Kuriertasche gelangte ich endlich an den Punkt, an dem der Reißverschluss an die obere Eingriffskante genäht werden sollte. Zunächst dachte ich, das sei nach den vorangegangenen teilweise schwierigen Abschnitten dann doch ein Leichtes, weil hinreichend oft gemacht ...
A) Aber falsch gedacht, denn spätestens im zweiten Satz hieß es in der Anleitung: „Den Reißverschluss teilen (es wird nur eine RV-Bandhälfte benötigt) ... “Das verwirrte mich total, weil ich so noch nie gearbeitet hatte und es mir auch nicht vorstellen konnte, wie man dann eine Tasche mit nur einer Bandhälfte schließen könnte - der Zipper musste ja zwei = beide Hälften „greifen“ und sie zu einem fertigen Reißverschluss zusammenfügen. Also nahm ich einen Endlos-Reißverschluss aus meinem Fundus, zog den Zipper ab und trennte die beiden Band-Hälften von einander. Da ich immer noch keine visuelle Vorstellung von dem hatte, was man nun tun musste, nahm ich wieder meinen Rechner bzw. das Internet zu Hilfe, und sieh da: Unter dem Fachausdruck „Umlaufender Reißverschluss“ wurde ich fündig! Vorab hier schon mal der Hinweis darauf, dass sehr viele Portemonnaies mit einer solchen Art Reißverschluss geschlossen werden!
Für meine folgenden Ausführungen setze ich voraus, dass bekannt ist, wie man einen Zipper auf einen quasi „leeren“ Endlos- Reißverschluss einfädelt, sodass man den Reißverschluss wieder öffnen und schließen kann. Für diejenigen, die das vor dem Weiterlesen dieses Tipps jetzt erst mal näher kennenlernen wollen, bitte unter den Stichworten „ Zipper einfädeln“ googeln, und schon wird in vielen Videos gezeigt, wie man (kostengünstig!) den Zipper selbst auf einen Endlosreißverschluss schieben kann und somit jederzeit die Länge seines zu verwendenden Reißverschlusses auf den Zentimeter genau festlegen kann!
So, dann kann es mit dem „Wunder-Reißverschluss“ losgehen
Hier nun die einzelnen detaillierten Arbeitsschritte, wie man sich das Funktionieren eines sog. „umlaufenden“ Reißverschlusses vorstellen muss (auf das Einnähen an eine Taschenkante gehe ich weiter unten ein)
- Den Reißverschluss in der gewählten Spiralenbreite und Farbe grob ablängen: (d. h. in der gewünschten Länge vom Endlosstreifen abschneiden - Tipp: 3 cm dazugeben). Wenn man sich solchen vor Projektbeginn ohnehin erst kaufen muss, dann bitte unbedingt die doppelte Anzahl von Zippern dazu kaufen: Der RV wird ja geteilt, man verarbeitet also nur eine Hälfte. Die zweite Hälfte aber, nämlich die zunächst übrig bleibende Bandhälfte, kann man zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls als Solo-Reißverschluss für ein weiteres Projekt verwenden - dazu braucht man aber gern einen zweiten größenmäßig und farblich passenden = identischen Zipper!
- Den Reißverschluss vor sich hin legen: Wenn vom Verkäufer schon ein Zipper aufgefädelt worden ist oder vom Vorprojekt schon ein einer auf der Spirale sitzt, ihn abziehen und die Bandhälften komplett voneinander trennen. Eine der beiden Hälften beiseitelegen und nur mit der anderen weiterarbeiten.
- Da wir in jedem Fall einen Zipper zum Schließen des Reißverschlusses benötigen, jetzt einen auffädeln: Nun muss - wie bei jedem Endlosreißverschluss - die zweite Bandhälfte auf der gegenüberliegenden Seite des Zippers „eingefädelt“ werden, d. h. in den Zipper hineingeschoben werden, damit dieser dann beide Bandhälften zusammenfügen kann.
- Weil wir aber nur eine Bandhälfte zur Verfügung haben, wird statt der zweiten Bandhälfte das untere Ende des gleichen RV-Bandes in die Hand genommen und nach oben Richtung Zipper geführt. Hier soll es dann in den Zipper hineingeschoben - genau so, als ob wir ein zweites = anderes Band in der Hand hätten.
- Damit man aber dieses zweite Bandende besser in den Zipper hinein schieben kann, bitte das Band samt Spirale vorher im Winkel von ungefähr 45 Grad mit einer scharfen Schere (es muss diesmal die gute Stoffschere sein, damit das gewebte Band nicht von einer schlechten Schere ausgerissen wird und also nicht ausfransen kann ...) schräg abschneiden, so dass es in einer Art Spitze endet.
- Jetzt das erste Bandende samt aufgefädeltem Zipper gut festhalten und das (untere!) Bandende vorsichtig in den Zipper hineinfädeln. Oberhalb des Zippers beide Bandenden zusammenführen und hier gut fest halten.
- Nun den Zipper vorsichtig nach unten ziehen: Die Spiralen werden zusammengefügt und bilden einen komplett geschlossenen Reißverschluss, so wie man ihn kennt! Sollte dies nicht auf Anhieb gelingen, Schritt (5) noch mal wiederholen - hier ist Geduld gefragt - ggf. das zweite Bandende noch einmal neu = sauber abschrägen (genau hier geht möglicherweise Reißverschluss-Länge verloren, die man vorher eben besser mit einkalkuliert).
Der Reißverschluss kann nun beliebig weit geschlossen und natürlich in der Gegenrichtung wieder geöffnet werden - und das alles mit nur einem einzigen Band (statt sonst zweier)!
Zugegeben, das komplett geschlossene Ende eines umlaufenden Reißverschlusses sieht nicht so „fein“ aus, als wenn man zwei Bänder verwendet hätte, also einen ganz gewöhnlichen Reißverschluss auf die ganz gewöhnliche Art eingearbeitet hätte, aber es kommt eben darauf an, für welches Projekt man so verfahren will: Arbeitsaufwand und Kosten sind jedenfalls minimiert! Auch kann die Tatsache unberücksichtigt bleiben, dass man bei zwei Bandhälften diese so exakt an zwei verschiedene Kanten eingenäht werden müssen, dass die Zähnchen der Spirale nicht gegeneinander verschoben in der Mitte aufeinandertreffen ... - auch diese Sorgfalts“pflicht“ entfällt bei einem umlaufenden RV.
Natürlich sieht er in jedem Fall sportlicher aus und möglicherweise kann man von oben her ein wenig an dem sichtbaren geschlossenen Spiral-Ende „hängen bleiben“ - deshalb würden wir ihn wohl nicht an eine Clutch nähen (kleine Abendtasche, die ohne Henkel und Träger daherkommt, also in der Hand getragen wird).
- B) Wie wird nun ein solcher „umlaufender“ RV an eine Taschenkante ... genäht?
- C) Für welche Projekte eignet sich ein umlaufender Reißverschluss?
Beide Fragen werden beantwortet, wenn man unter den Stichworten „Umlaufender Reißverschluss“ googelt, denn man stößt dort sofort auf Beispiele samt Anleitungen z. B. für Geldbörsen oder Mäppchen, die sich hervorragend ringsherum, also komplett mit einem solchen Reißverschluss schließen lassen, der zudem noch leicht einzuarbeiten ist!
Zumindest für mich habe ich aus diesem Projekt an Erfahrung gewonnen
- Ein Zipper kann von beiden Enden des Reißverschlusses her „aufgefädelt“ = auf die Spirale geschoben werden.
- Ein Zipper kann von beiden Enden her die Spirale bei einem „umlaufenden Reißverschluss“ zu einem Ganzen schließen!