Jetzt steht Weihnachten bald vor der Tür. Ein Tier ist jedoch nur dann ein passendes Geschenk, wenn vorher genau abgesprochen wurde, ob das Tier zum Beschenkten und seinen Lebensumständen passt.
Immer wieder gibt es Menschen, die sich ihrer Verantwortung entziehen, indem sie das Tier einfach aussetzen. Das ist nicht nur unmoralisch, sondern kann auch Folgen für die Umwelt haben.
Haustiere aussetzen – Folgen für Tier und Umwelt
Dein Tier könnte sterben
Kurz und hart. Du wolltest dein Tier ja sowieso loswerden. Ich bin jetzt mal richtig herzlos: Diese Möglichkeit ist schlimm für dein Tier, für die Natur jedoch nicht.
Dein Tier könnte sich mit Wildtieren fortpflanzen
Das klingt doch erst mal nicht schlecht. Dein Tier hat jede Menge Spaß mit seinen wilden Artgenossen und bekommt niedlichen Nachwuchs. Nun, den Spaß und die Niedlichkeit des Nachwuchses will ich nicht beurteilen, aber manche domestizierten Tierarten sind nicht so widerstandsfähig wie ihre wilde Verwandtschaft. Wenn sich zum Beispiel ein Frettchen mit dem entsprechenden Wildtier (hier: Iltis) paart, werden die Jungen nicht so robust sein wie die Nachkommen reiner Wildtiere. Das heißt, solche Verpaarungen schwächen auf Dauer die Wildtier-Population.
Dein Tier könnte dazu beitragen, das Ökosystem nachhaltig zu schädigen
Dein Tier ist robust genug für Wildlife, hat in der heimischen Natur keine Fressfeinde und es waren auch noch andere Menschen so dumm, Exemplare der gleichen Art auszusetzen? Na, dann kann sich dein Tier den lieben langen Tag den Bauch vollschlagen und sich mit seinen Artgenossen vergnügen! Was für ein Schlaraffenland, was für ein Paradies, was für ein Jackpot! Dummerweise sind einheimische Arten weniger begeistert über gefräßige und vermehrungsfreudige Neuankömmlinge.
Die Liste der Tiere, die vom Menschen bewusst oder unbewusst (durch Entkommen) in eine fremde Natur entlassen wurden, ist sehr lang. Die Schäden sind gravierend. Hier nur einige Beispiele:
Goldfische
Es klingt ein bisschen wie in einem Horrorfilm, aber in einer neuen Umgebung mit veränderter Nahrung können Goldfische durchaus die Größe eines Fußballs erreichen. Robust, genügsam und nicht wählerisch, fressen die lieben Tierchen alles, was ihnen vors Mäulchen kommt, auch den Laich einheimischer und/oder bedrohter Fischarten. Echt goldig, was?
Achatschnecken
Die Achatschnecke ist die größte lebende Landlungenschnecke der Welt, ihr spitzes Gehäuse kann etwa zwanzig Zentimeter lang werden. In einem solch stattlichem Gehäuse lebt ein entsprechend großes Weichtier, das in seiner westafrikanischen Heimat von Menschen als Eiweißbombe geschätzt wird. Jedoch nicht in Florida, wo einige Tiere aus Terrarien entkommen sind und sich nun im feuchtwarmen Klima fortpflanzen und sich als gefräßiger Schädling erweisen. Nicht nur über 500 Pflanzenarten, sondern auch kalkreicher Hausputz wird von den Schnecken weg geraspelt. Daher dürfen in den USA Achatschnecken nicht mehr als Heimtiere gehalten werden.
Schnappschildkröten
Die Schnappschildkröte stammt ursprünglich aus den USA, sie wurde noch vor Jahrzehnten in Mitteleuropa in Terrarien gehalten. Da sie eine stattliche Größe erreichen kann (45 cm langer Rückenpanzer plus ein ebenso langer Schwanz), führte dies zur Aussetzung einiger Exemplare. Die gefräßigen und robusten Tiere haben bei uns keine Fressfeinde, wenn sie erst einmal eine gewisse Größe erlangt haben. Keine Sommerloch-Pressemeldung, aber Schnappschildkröten wurden bereits an deutschen Badeseen gesichtet und haben auch schon Badegäste verletzt. Seit 1999 ist der Erwerb von Schnappschildkröten in Deutschland für Privatpersonen verboten - aus verständlichen Gründen.
Katzen
Hauskatzen (leider auch unsere Freigänger) können unter heimischen Vögeln und Kleinsäugern großen Schaden anrichten. Auch können sie sich mit Wildkatzen verpaaren, diese Nachkommen (sogenannte Blendlinge) haben jedoch nicht die Robustheit unserer heimischen Wildkatze. Somit wird diese ohnehin schon seltene Art geschädigt. Nun will ich niemandem die Haltung einer Katze ausreden und ich weiß auch, dass nicht jede Katze für eine reine Wohnungshaltung geeignet ist. Nur würde ein Aussetzen des Tieres definitiv die genannten Probleme verschärfen, allein deshalb, weil sich die Katze ja nun selbst versorgen muss.
Was sollte ich vor einem Tierkauf beachten?
Doch was kann man tun, damit man gar nicht in die Situation kommt, ein Tier weggeben zu müssen?
1. Vorab überlegen, ob man überhaupt ein Tier halten bzw. sich ein Tier leisten kann. Der Kaufpreis ist noch der geringste Posten! Hinzu kommen Ausstattung, Futter und vor allem Tierarztkosten. Selbst ein Meerschweinchen kann pro Jahr mehrere hundert Euro kosten, und Meerschweinchen zählen noch zu den eher günstigen Heimtieren.
2. Gesundheitliche Aspekte: Es ist sehr schade, wenn ein Tier wegen Allergien weggegeben werden muss. Speziell Nagetiere sollten nicht in Schlafräumen gehalten werden. Der Staub vom Heu sowie die Hautschuppen der Tiere sind allergen, vor allem, wenn sie nachts stundenlang eingeatmet werden.
3. Menschen in Nachbarschaft/ Familie/Freundeskreis vorab fragen, ob sie sich um ein Tier kümmern würden, wenn man mal verreist oder krank ist.
Tiere weitervermitteln statt aussetzen
Und wenn trotzdem ein Tier nicht mehr bleiben kann? Krankheiten, Schicksalsschläge, Umzüge in andere Länder – all dies kann passieren und plötzlich ist die Tierhaltung nicht mehr möglich. Neben dem klassischen Tierheim gibt es nun folgende Alternativen:
Ebay Kleinanzeigen
Hier ist muss jedoch einiges beachtet werden: Hunde und Katzen unter 12 Monaten dürfen ohne behördliche Erlaubnis nicht mehr verkauft werden. Auch können Anzeigen gelöscht / gesperrt werden, wenn es sich um exotische Tiere handelt.
Tierparks
Hier kommt es auf die Tierart an. Zwergziegen, Kaninchen oder Meerschweinchen lassen sich in den einen oder anderen Tierpark vermitteln, Hunde und Katzen selbstverständlich nicht.
Abgabe im Bekanntenkreis
Meist eine glückliche Lösung, da man immerhin die Menschen kennt und einschätzen kann. Allerdings sollte man ehrlich miteinander reden, was die Haltungsanforderungen betrifft.
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