Heute fragt Paul, 8 Jahre, aus Büsnau:
Lieber Paul,
deine Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Immerhin hat Martin von Tours, wie St. Martin eigentlich hieß, vor 1600 Jahren gelebt. Das ist eine lange Zeit, in der die Menschen viel vergessen oder dazu erfinden können. Ein bisschen wie beim Flüsterpost-Spielen.
Wie du wahrscheinlich weißt, ist Martin vor allem für die Geschichte mit seinem Mantel bekannt. In einer besonders kalten Nacht soll er den nämlich mit einem Bettler geteilt haben. Aber auch sonst hatte er ein großes Herz und war bei allen beliebt. Als er im November beerdigt wurde, waren deshalb besonders viele Menschen da, um sich von ihm zu verabschieden. Vielleicht hatten manche davon schon Laternen dabei, weil es so dunkel war. Dann wäre das der erste St. Martins-Umzug gewesen.
Wahrscheinlich haben sich im Laufe der Zeit aber mehrere Traditionen vermischt. Nachdem früher im Herbst fleißig geerntet wurde, waren die Vorräte im November immer besonders voll. Viele Kinder sind dann mit Laternen von Tür zu Tür gezogen und haben vorgesungen. Ähnlich wie Martin haben die Leute den Kindern dann etwas von der Ernte abgegeben.
Wenn du schon einmal etwas geteilt hast, dann weißt du ja, wie sich das anfühlt: Man freut sich irgendwie auch selbst und bekommt ein warmes Gefühl im Bauch. Die Kerzen in den Laternen zeigen genau dieses Gefühl: Auch sie sorgen für Wärme. Der Laternenumzug erinnert uns also daran, wie schön es ist, zu teilen. Sei es der Mantel, die Ernte oder etwas anderes.
Ich hoffe, ich konnte dir ein kleines bisschen weiterhelfen. Hast du noch andere Fragen? Dann kannst du sie mir gerne schicken: www.frag-mutti.de oder gleich an lotte@frag-mutti.de.
Bis zum nächsten Mal!
Deine Lotte