Hier sind meine Erfahrungen beim Zuschneiden von Stoffen - vielleicht können sie einigen Näherinnen eine Hilfe sein:
Stoffe richtig zuschneiden
1. Ein Hinweis für diejenigen, die eine Patchworkmatte und einen Rollschneider verwenden:
Nicht die Stofflagen drehen, sondern den Stoff wie am Anfang positioniert liegen lassen und stattdessen die ganze Matte drehen. So können sich die Lagen oder auch nur eine einzelne Stoffschicht nicht verschieben oder vom Schnittmuster "wegrutschen". Wer diese Werkzeuge nicht hat und also eine Stoffschere verwendet, versuche mal, den Stoff so auf den Tisch zu legen, dass man beim Zuschneiden weitgehend um den Tisch herum gehen kann ... Dies führt mich zum nächsten Tipp, denn vermutlich wird so manche/r fragen, weshalb denn das wichtig sei.
2. Rechtshänder sollten immer am rechten Rand des vor ihnen liegenden Stoffes schneiden - Linkshänder entsprechend am linken Rand - und dies ausschließlich. Begründung:
Wenn man an der "falschen" Seite / Kante des Stoffes schneidet, ist der Druck des Rollschneiders bzw. das Führen der Stoffschere nicht so exakt. Außerdem hat man dann den Stoff nicht vollständig im Blick (weil Arm und / oder Hand davor sind) und kann möglicherweise während des Schneidens nicht mal schnell korrigieren - wo, wie und warum auch immer ... In Videos sieht man die schlechte Handhabung von Rollschneider / Schere leider oft: Hier wird nicht selten parallel zum eigenen Bauch (konnte ich leider nicht anders formulieren) geschnitten - beim Rollschneider kann dies bedeuten, dass man leicht mal in den Stoff schneidet, weil der Druck nicht an der rechten Körperhälfte ausgeführt wird.
3. Da fällt mir gerade ein:
Wie beim Lesen, Handarbeiten ... so sollte die Lichtquelle möglichst von der für Rechts- bzw. Linkshänder jeweils entgegen gesetzten Seite kommen - so werden keine Schatten geworfen und man hat eine klare Sicht.
4. Möglichst immer sogenannte Beschwergewichte benutzen:
Entweder selbst gefertigte (das sind dann Unikate!) oder auch gekaufte. Sie sollten in jedem Fall möglichst dicht an den Rand des Schnittmusters gelegt werden, damit die Kontur nur dann exakt = mit immer gleicher Nahtzugabe nachgeschnitten werden kann, weil dann nichts verrutscht. Beschwergewichte weiter innen auf dem Stoff schützen zwar dort vor dem Verrutschen, nicht aber da, wo gerade eine exakte Kontur geschnitten werden soll. Wer nicht ausreichend Gewichte hat, um sie einmal um das Schnittmuster herum zu legen, kann sich behelfen, indem er die Beschwergewichte nach und nach auf dem Schnittmuster von einer Stelle zur nächsten legt: Die Gewichte müssen immer dort hingelegt werden, wo gerade geschnitten wird - alle anderen Stellen sind im Moment unwichtig.
5. Nun noch zum Stoffbruch:
Normalerweise legt / faltet man den Stoff rechts auf rechts und legt die Webkanten sorgfältig aufeinander - an der entgegengesetzten Kante hat man dann automatisch den Stoffbruch und den "normalen" Fadenlauf. Üblicherweise wird dann das Schnittmuster zur Hälfte an den Stoffbruch gelegt und zugeschnitten. Dies Verfahren ist aber dann sehr verschwenderisch, wenn nur kleine oder schmale Teile zuschnitten werden: Anschließend - nach dem Auseinanderfalten des Stoffes - hat man u. U. eine "Lücke" mitten im Stoff, die einen daran hindert, nachfolgend z. B. über die ganze(!) Stoffbreite etwas zuzuschneiden: Hier ist ja ein "Loch" und rechts und links davon nur Stoff-Reste, bei denen man sehen muss, wofür man sie noch verwenden kann: -( Deshalb hier mein Vorschlag: Man lege sich für kleinere, besonders schmale zuzuschneidende Teile den Stoff in einen neu erfundenen = gedachten Stoffbruch, der nicht mitten in der Stofffläche verläuft, sondern gern weiter außen. Der Stoffbruch muss ja nicht zwingend genau in der Mitte des Stoffes verlaufen - wichtig ist nur, dass er parallel zu den Webkanten verläuft. Leider geben viele Schneiderinnen in Kursen oder auch in Videos dieses Wissen nicht weiter :-( Für einen "neuen" Stoffbruch nehme man eine der Webkante in beide Hände und führe sie Richtung Stoffmitte - ungefähr so weit, wie das Schnittmuster breit ist. Der Stoff liegt dabei wie immer rechts auf rechts! Ich habe das einmal fotografiert: Man sieht in Bild 2; 3 und 4 am rechten Rand, dass nur so wenig Stoff rechts auf rechts gelegt ist, dass das Schnittmuster inklusive Nahtzugaben - aber unbedingt unter Berücksichtigung des Fadenlaufs (siehe Bild 5) - drauf passt. Der Stoffbruch ist jetzt ganz rechts außen zu sehen - links vom Schnittmuster bleibt also als Einzelstück in der Breite sehr viel mehr Stoff übrig als beim normalen Verfahren. Rechts vom Zuschnitt bleibt gar kein Stoff übrig - man hat also ins gesamt sehr sparsam gearbeitet! Noch einmal zusammenfassend: Der Stoffbruch kann dorthin gelegt werden, wo es am sparsamsten ist - schön ist es, wenn man dann nach dem Zuschneiden optimal große Stoffstücke übrig hat! Hier Foto "Stoffbruch nach außen verlegen".
6. Vorsicht beim mehrmaligen Falten von Stoffen und anschließendem Zuschneiden:
Manchmal sollen die Stoffe fürs Zuschneiden schön "klein" werden (damit es einfach schneller gehen soll oder weil die Tischfläche für einen langen Streifen nicht ausreicht). Für einen Loop z. B. sollte man die Länge von ursprünglich 140 cm nur ein Mal (!) falten und müsste dann nur noch einen Streifen von doppelt 70 cm zuschneiden. Man könnte diesen Streifen aber auch noch ein zweites Mal falten und hätte dann nur ein Viertel an Länge (also nur 35 cm) zu schneiden. Von solchem mehrmaligem Falten möchte ich abraten, weil sich genau dort, wo der Stoff geknickt wird, die Stofflagen gegeneinander verschieben können und man nach dem Zuschneiden und Auseinanderfalten eine böse Überraschung erlebt: Der einst gerade Streifen hat dort beidseitig eine Beule. Diese Erkenntnis habe ich vom Patchworken her: Wenn man eine große Decke mit einem Endlos-Schrägstreifen einfassen möchte und der Stoff sehr rutschig ist, kommt genau dies zum Tragen und gibt dem Ganzen später einen unschönen Touch, weil der Streifen eben nicht an allen Stellen exakt gleich breit zugeschnitten ist ...
Ich wünsche euch auch im neuen Jahr 2017 viel Freude am Handarbeiten jeglicher Art! Liebe Grüße