Also, große Kehrwoche ist ja schon übel - oder? Gott sei Dank trifft mich das nur alle 12 Wochen:
Treppe wischen, einen unendlich langen Kellergang schrubben und dann noch um´s Haus rum kehren! Ätzend! Und das immer im Focus der übrigen, meist im rentenalter dahinlauernden Mitbewohner! Lange habe ich nach einem Ausweg gesucht. Eine ganz passable Lösung habe ich kürzlich ausprobiert:
"Die Frühaufsteher-Gewissenhaft-trotz Handicap-Methode"
Wichtigstes Element ist der frühe Zeitpunkt der Durchführung: Samstag früh, möglichst 07.00 Uhr, eventuell auch vorher. Habe die Erfahrung gemacht, dass um diese Zeit die wenigsten meiner Zielgruppe hinterm Vorhang ihren Posten bezogen haben.
Jetzt gehe ich zuerst auf die Gass´und fege hier die großeren Laub- und Kippenansammlungen zusammen, (großflächiges Kehren ist Quatsch), mein Langstielfeger (nein, so nenne ich nicht meine Freundin) und ebenfalls verlängertes Schäufele helfen mir rückenschonend.
Dann, nach etwa 5 Minuten, der zweite Akt: Kellergang und Treppe.
Aus den Ecken den gröberen Schmutz entfernt (Langstielequipment) und das ganze mit reichlich Wasser benetzt.
Der dritte und wichtigste Akt (Finale furioso) bedarf einiger Vorbereitung.
Es wird benötigt:
1 Eimer Wasser, Schrubber, 3-4 Q-Tips oder Ohrabuzzerla, sauberes Tuch (sidolingetränkt).
Durchführung:
Mit den Ohrabuzzerla stellst du dich an die Klingelanlage und weckst die ganz speziellen Mitbewohner. Auf die verschlafene Frage: "Ja?....Wer da?.." kommt deine Antwort: "Ach, entschuldigen sie bitte, Frau Hämmerle, ich bin´s, ihr Nachbar ...dein Name..., ich mach grad die große Kehrwoche und bein Putzen der Klingelanlage hat sich das Ohrabuzzerle wohl in ihrer Klingel verklemmt gehabt, hoffentlich habe ich sie nicht geweckt?". Das wiederholst du jetzt beliebig oft, aber nicht nochmal bei Frau Hämmerle (nicht übertreiben), außer sie vergisst immer so schnell....
Wenn also die meisten Hausbewohner von dir geweckt wurden, reibe einmal mit dem Sidolinlümple über die Klingelanlage. Mehr ist nicht notwendig, die Anderen machen das ja wochentlich bis zum Exzess.
Dann der letzte Akt. Die Treppe. Hier solltest du schon etwas Sorgfalt aufwenden. Vor allem an den Türen von Frau Hämmerle und Co. Die sind ja nun eh schon wach. Also immer schön mit dem Schrubber dagegen, wobei das Hörvermögen derer hinter der Tür über die Intensität entscheidet. So kannst du deinen Mitbewohnern auch noch persönlich ein fröhliches "Guten Morgen" in´s verschlafene Antlitz sagen. Der Imagegewinn ist jetzt schon enorm.
So weit, so gut. Jetzt fragst du dich, wo ist das oben genannte "trotz Handicap" geblieben? Geduld mein Großer, kommt ja schon.
Am Vorabend deiner Kehrwochenshow, so etwa gegen 23.00 Uhr trägst du noch ein paar leere Getränkekisten (ohne Flaschen!!!!) runter. Wohnst du Paterre, statte einfach jemandem ganz oben einen kurzen Besuch ab (hen sie mir viellecht a Tässle Zucker?) und beim Runtergehen läßt du die leere Kisten fallen und legst dich daneben. Wenn nicht gleich alle Türen aufgegangen sind, kannst du ja etwas jammern und evtl. um Hilfe rufen. Bevor jetzt aber jemand den Notarzt oder Abdecker bestellt, rappelst du dich auf: "schon gut, höchstens ein paar Prellungen und eine verstauchte Hand" sagst du nun allen und wünschst ein "Gut´s Nächtle, hoffentlich kann ich mit den Schmerzen schlafen".
Du wirst sehen, künftig sind die Gesichter um dich rum viel freundlicher. Und du kannst sicher sein, hinten rum wird erzählt, was du nicht für nein netter junger Mann bist (der wär ebbes für mei Mädle) und überhaupt nicht wehleidig und soooo gewissenhaft.