Wer hat noch nie etwas gewienert, bis es glänzt? Der Begriff „wienern“ kommt nur mittelbar von der österreichischen Hauptstadt, tatsächlich hat sich der Markenname „Wiener Kalk“ verselbständigt. Was heute nur noch wenigen bekannt ist, war früher in jedem Haushalt zu finden: ein Scheuer- und Poliermittel, das höchst wirksam ist und wenig kostet. Wie Kern- und Gallseife, Waschsoda und Waschbenzin.
1. Wiener Kalk
Wiener Kalk ist ein universales Reinigungs-, Polier- und Konservierungsmittel für alle Metalle, für Edelstahl, Emaille, Herdplatten, Glas, Porzellan und Keramik. Bei Kunststoffen und Lacken sollte man allerdings Vorsicht walten lassen und zuerst die Wienerprobe machen!
Wiener Kalk ist reine Natur: gemahlener Dolomit in solch einer Mahlgröße, dass er Flecken und Beläge entfernt, aber die Fläche unberührt lässt. Er ist biologisch abbaubar und für Allergiker geeignet.
Wiener Kalk gibt in Pulverform und für rund 5 bis 8 Euro für 500g zu haben.
Die Anwendung ist denkbar einfach: Etwas Pulver auf ein feuchtes Tuch geben und die Fläche kreisend reinigen. Mit klarem Wasser nachspülen und mit einem trockenen, weichen Tuch polieren.
Übrigens: Ursprünglich war Wiener Kalk Schlämmkreide, mit denen die Soldaten ihr weißes Lederzeug eingefärbt und gereinigt haben. Was diese dann „wienern“ nannten.
2. Waschsoda
Für weniger als einen Euro pro Pfund hat man einen Einer-für-alle-Fleckenentferner im Haus. Waschsoda besteht aus Natriumcarbonat und bildet mit Wasser eine starke Lauge und damit einen Fettlöser. Die Anwendung ist ganz einfach: einen Esslöffel Waschsoda in einen Liter warmes Wasser und los geht’s. Entweder mit einem Schwamm auf Flächen auftragen oder in zu reinigende Gefäße gießen. Aber immer: hinterher mit klarem Wasser gut abspülen. Handschuhe tragen. Und weder Dämpfe noch das Pulver einatmen. Und bedenken, dass Soda bleichende Wirkung hat.
Waschsoda ist perfekt für Backofen, Backbleche, fettige Flächen (zum Beispiel in der Küche, denkt mal an den Dunstabzug!), Fleckentfernung oder das Bleichen bei weißer Wäsche, die Reinigung von Blumenvasen, Thermos- und Teekannen, fürs Fenster putzen und sogar Abflussreinigung. Vorsicht ist bei Holz angesagt.
3. Kernseife
Irgendwie aus der Mode gekommen und als altmodisch verschrieen, ändert das dennoch nichts an ihrer Wirksamkeit: Kernseife ist eine spezielle Grundseife, die einen sehr hohen Gehalt an Fettsäuren hat und keinerlei Glyzerin bzw. Fett mehr enthält. Das macht sie zur idealen Fettlöserin, die es sogar mit Kettenfett oder Motoröl aufnimmt. Am besten in kochendem Wasser auflösen und mit der Seifenlösung arbeiten. Eine solche Lauge ist auch böse gegen Schädlinge und vertreibt, auf die Blätter gesprüht, Blattläuse oder Thripse. Kernseife hat durch ihren hohen Säuregehalt austrocknende Wirkung, eine Haushaltskernseife sollte daher nur für das Waschen sehr schmutziger Hände benutzt werden. Tipp: Spreißel kann man leichter entfernen, wenn man vorher die Hautpartie in einer Kernseifenlösung einweicht. Kernseife ist parfümfrei und kostet rund 50 Cent das Stück.
4. Gallseife
Wie der Name schon sagt, besteht Gallseife aus Kernseife und Rindergalle. Die emulgierenden Salze der Gallensäuren verstärken die flecklösende Wirkung – bei Fett-, Stärke-, Blut-, Obst- und Eiweißflecken. Die Gallseife kommt als Stück, man feuchtet den Fleck an und reibt die Seife direkt feste drauf. Dann mit klarem Wasser ausspülen. Gallseife kostet ca. 1 Euro das Stück und hält ewig!
5. Waschbenzin
Der Hardlinern unter Omas Fleckentfernen. Richtig hartnäckige Flecken haben bei Waschbenzin, das auch Testbenzin oder Terpentinersatz genannt wird, keine Chance. Waschbenzin ist ein Verdünnungs-und Lösungsmittel. Fett, Farben, Öl, Filzstift, Rotwein, Schimmel an der Wand, selbst angetrockneter Kaugummi lassen sich mit Waschbenzin entfernen. Und dennoch sollte man das Teufelszeug erst als letzte Wahl einsetzen. Es stinkt, ist gesundheitsschädlich – immer gut lüften! – und auch für die Umwelt nicht gut. Aber als Mittel für den Notfall mit 3 bis 5 Euro pro Liter eine kostengünstige Alternative.
Es gibt ja auch den wahren Spruch: "Das Bessere ist des Guten Feind". Man MUSS nicht mit der Zeit gehen, aber oft ist es schon ratsam, finde ich.